Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Hexenjagd II: Demnächst auch bei uns Gesetz?

Garfield, Monday, 09.07.2007, 16:31 (vor 6738 Tagen) @ Ralf

Hallo Ralf!

Es gibt ja generell den Trend, Pornografie immer mehr einzuschränken. Ich glaube aber nicht, daß hierfür irgendwelche Moralapostel oder Feministinnen wie Alice Schwarzer die treibende Rolle spielen.

Etwas ähnliches kann man auch in Bezug auf Tabakprodukte beobachten. So mußte z.B. die Werbung für Tabakprodukte in den letzten Jahren eingeschränkt werden.

Wer sich nicht näher damit befaßt, wird natürlich denken, daß sämtliche Unternehmen, die Zigaretten und ähnliche Tabakprodukte herstellen, strikt gegen solche Werbeverbote sind. Dem ist jedoch nicht so. Der deutsche Verband der Tabakindustrie hat sich vor kurzem aufgelöst. Das geschah nicht auf Druck irgendwelcher Nichtraucher-Verbände oder durch sonstigen Einfluß der Öffentlichkeit, sondern weil Philip Morris als wichtigstes Mitglied angekündigt hatte, den Verband zu verlassen. Als Grund dafür gab das Unternehmen an, daß es unüberbrückbare Differenzen mit anderen Zigarettenherstellern gäbe. Man wolle sich für ein nahezu absolutes Werbeverbot für Tabakprodukte einsetzen, was aber andere Unternehmen nicht unterstützen wollten. Wie kommt nun ein Tabakhersteller dazu, ein völliges Verbot von Werbung für Tabakprodukte in Deutschland zu fordern? Ganz einfach: Philip Morris ist hierzulande Marktführer - rund 37% aller hier verkauften Tabakprodukte stammen aus Unternehmen dieses Konzerns. So hofft man, durch Werbeverbote diese Stellung zu zementieren oder sogar noch weiter auszubauen. Man kalkuliert, daß die eigenen Produkte allein aufgrund ihrer weiten Verbreitung, also indem man sie einfach überall sieht, schon genügend bekannt sind. Auf die Produkte kleinerer Hersteller trifft das so aber nicht zu - so rechnet man sich mit einem Tabakwerbeverbot sogar die Chance aus, solche kleineren Unternehmen vom Markt zu drängen, den eigenen Marktanteil sogar noch zu erhöhen und dann auch die Preise noch höher schrauben zu können.

Ich denke, daß hinter dieser Pornografie-Kampagne sehr ähnliche Interessen stecken. Heute ist es gerade unter Jugendlichen nämlich sehr modern, mit Digitalkameras oder Mobiltelefonen selbst Pornos zu drehen oder Nacktfotos zu machen und diese Aufnahmen zu tauschen. So befriedigen heute viele Jugendliche ihre Neugier in Bezug auf Sexualität. Aber so konsumieren sie eben nicht oder zumindest seltener die teuren Produkte der Porno-Produzenten.

Zwar dürfen Jugendliche offiziell keine Pornos kaufen, aber den Porno-Produzenten ist klar, daß sie immer Mittel und Wege finden werden, um dies zu umgehen. Obendrein gibt es ja gerade für Mobiltelefone viele Angebote sexuellen Inhalts speziell für Jugendliche. Da ist dann eben nicht alles zu sehen, so daß man sowas legal auch an Personen unter 18 verkaufen kann. Nur werden Jugendliche, die selbst aufgenommene oder getauschte echte Pornos auf ihren Handies haben, sich solche "entschärften" Bilder oder Filme wohl kaum herunterladen.

Außerdem werden die von Jugendlichen produzierten Amateur-Porno-Aufnahmen ja durchaus auch an Personen ab 18 weiter gegeben, die auch legal als Kunden der Porno-Produzenten in Frage kommen, was diese selbst produzieren Pornos für alle Kundengruppen zu einer lästigen Konkurrenz werden läßt, die man gern aushebeln möchte.

Bisher kann man schwierig etwas dagegen tun, wie ja auch in dem Zitat von diesem österreichischem Juristen zum Ausdruck kommt: "Damit wird ein 17-jähriger junger Mann grundsätzlich genauso behandelt wie ein fünfjähriges Kind."

Schöner wäre es natürlich so: Schließlich mache sich damit ein 15-Jähriger, der ein erotisches Foto von seiner gleichaltrigen Freundin im Bikini schieße, ebenso strafbar wie der 14-Jährige, der seine 17-jährige Freundin nackt zeichne.

Wenn sie damit durchgekommen sind, werden sie als Nächstes selbst gedrehte Pornos mit Akteuren ab 18 anvisieren. Das wird allerdings schwieriger. Eine Heraufsetzung der Altersgrenze für Pornografie wäre kontraproduktiv, weil man damit natürlich die Zahl der potenziellen legalen Kunden einschränken würde. Also wird man sich irgendeinen anderen Vorwand suchen und dabei vielleicht auch wieder irgendeinen feministischen Unsinn aufgreifen. Man wird z.B. behaupten, daß viele Frauen gar nicht wüßten, daß ihre Partner oder Ex-Partner intime Fotos oder Filme von ihnen an andere Männer weiter geben, und daß man diese Frauen wirksamer davor schützen müsse.

Mit dem Verbot von erotischen Aufnahmen von Personen, die so aussehen, als wären sie jünger als 18, fängt das ja schon an. Ein etablierter, reicher Porno-Produzent wird sich, wenn er mal aufgrund dieses Gesetzes verklagt werden sollte, locker teure Anwälte leisten können, die dafür sorgen, daß er nicht verurteilt wird. Ein kleiner Hobby-Fotograf dagegen wird sich häufig keinen teuren Anwalt leisten können und bewegt sich somit immer mit einem Bein in der Illegalität, wenn er mal eine Frau nackt fotografiert, die zwar über 18 ist, aber sehr jung aussieht.

In den 1970er Jahren war die Situation noch völlig anders: Da mußte man Pornografie salonfähig machen, um die Masse der Bevölkerung dazu zu bewegen, so etwas überhaupt zu konsumieren.

Heute gibt es aber genügend etablierte Porno-Produzenten, die bestrebt sind, den Markt gegen alle mögliche Konkurrenz abzuschotten. Die sehen das dann genauso wie Philip Morris am Zigarettenmarkt: Verbote schaden kleineren Konkurrenten weitaus mehr als den etablierten großen Unternehmen. Außerdem sorgen Verbote auch dafür, daß ein Produkt erst richtig interessant und begehrt wird und daß man somit auch entsprechend hohe Preise dafür verlangen kann.

Wenn jeder frei Pornos produzieren und gratis oder sehr günstig weiter geben kann, dann läßt sich an Pornos nichts mehr verdienen. Es würde mich also nicht wundern, wenn der eine oder andere Pornoproduzent heimlich Geld für "Emma" spenden würde...

Freundliche Grüße
von Garfield


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