Notwendige und hinreichende Faktoren
Hallo Thorsten!
Hm, also die üblichen Forderungen, die nach solch schlimmen Ereignissen immer wieder hochkommen, sind entweder hohler Aktionismus oder ein Versuch, dieses Ereignis für ganz andere Zwecke zu mißbrauchen, die Opfer also zu instrumentalisieren.
So werden dann Sportschützen immer wieder gern pauschal als Möchtegern-Rambos dargestellt, denen es, wie du hier ja auch schreibst, um Macht und Kontrolle ginge.
Zufällig kenne ich einige Sportschützen. Die sehen Schießen nicht als Machtmittel, sondern die sind einfach stolz darauf, wenn sie das Geschoß möglichst oft exakt in der Mitte der Scheibe platzieren. So wie ein Fußballer stolz darauf ist, wenn er das Tor oft trifft oder wie ein Läufer sich freut, wenn er seine persönliche Bestzeit unterboten hat. Einige Sportschützen sind auch eher Sammler und möchten ihre Sammlerstücke auch gern mal benutzen. Ja, und dann gibt es auch noch einige, die sich denken, daß die Zeiten ja auch mal unruhiger werden könnten und daß es dann im Notfall sehr nützlich sein kann, eine Waffe zu besitzen und damit auch umgehen zu können.
Rambo-Typen gibt es sicher auch, aber in Schießvereinen sind die üblicherweise nicht gern gesehen. Da gibt es nämlich normalerweise strenge Sicherheitsregeln. Zuallererst lernt man da, daß man eine Waffe in irgendwelchen Vorräumen außerhalb des eigentlichen Schießstandes entweder verpackt oder aber ungeladen und mit offenem Verschluß trägt. Und daß man sie auch dann nicht auf einen Menschen richtet. Und wenn man schießt, hat die Waffe immer in Richtung Scheibe zu zeigen. Wer sich daran nicht hält, fliegt aus einem seriösen Verein schnell wieder raus. Da hat nämlich keiner Lust darauf, sich von irgendeinem Chaoten ein paar zusätzliche Körperöffnungen verpassen zu lassen.
Und zu Computerspielen:
Du hast geschrieben, daß Gewaltspiele mit ihren heute üblichen realistischen Darstellungen einen Gewöhnungseffekt haben. Das mag sein. Aber dieser Effekt muß sich nicht zwangsläufig auf das reale Leben auswirken. Ich habe zu dem Thema mal eine Reportage von der BBC gesehen. Da zeigten sie einen Jungen, der noch nicht mal zur Schule ging, aber schon irgendwelche Ballerspiele zockte. Ein Reporter spielte dann mit ihm zusammen sein Lieblingsspiel. In diesem Spiel war es so, daß man nicht nur auf rechnergenerierte Gegner, sondern auch auf die Figuren realer Spieler schießen konnte. Der Reporter kannte das Spiel noch nicht und schoß deshalb auch auf die Figur des Jungen. Da dieser schon sehr viel Übung mit diesem Spiel hatte, wich er mühelos aus. Aber er schoß nicht zurück, obwohl der Reporter das Spiel noch nicht kannte, damit also völlig ungeübt war und der Junge seine Figur problemlos hätte töten können. Er schoß nur auf die rechnergenerierten Gegner. Das zeigte klar, daß ihm der Unterschied zwischen diesen Gegnern und der Spielfigur des Reporters sehr wohl bewußt war. Offensichtlich können also schon kleine Kinder durchaus zwischen virtueller und realer Welt unterscheiden.
Und gerade dieser Unterschied macht ja häufig den Reiz solcher Spiele aus. Jugendliche finden es oft lustig, da Dinge zu tun, die man im realen Leben niemals tun kann und darf. Da werden dann in irgendwelchen virtuellen Welten schon mal Mitspieler am Spieß gebraten. Das heißt nicht, daß man das im realen Leben auch tun würde.
Ich denke, daß solche Gewaltspiele mehr Wirkung als Ursache sind. Wenn Kinder heute immer seltener in intakten Familien aufwachsen, dann braucht man sich nicht darüber wundern, daß sie kein soziales Verhalten mehr lernen. Wo sollten sie das denn noch lernen?
Wenn man nun Waffenbesitz oder Gewaltspiele grundsätzlich verbieten will, dann stellt sich mir die Frage, was dann als nächstes verboten wird. Stehe ich dann bald mit einem Bein im Knast, wenn ich zu Hause weiterhin ein Brotmesser mit einer über 20 cm langen Klinge benutze? Damit könnte man immerhin in einer vollen Fußgängerzone auch eine Menge Unheil anrichten.
Es gab schon Massenmörder, die ihre Untaten mit Zitaten aus der Bibel begründet haben. Wird demnächst deshalb auch die Bibel auf den Index gesetzt? Oder auch Beatles-Platten? Denn es gab auch mal jemanden, der als Motiv für Morde ein Lied der Beatles genannt hat.
Eine kranke Gesellschaft bringt nun einmal mehr kranke Menschen hervor als eine gesunde Gesellschaft. Wie sinnvoll kann es da sein, an Symptomen herumzudoktorn? Und die Menschen damit immer mehr zu gängeln und einzuschränken? Das macht die Gesellschaft nur noch kranker und erhöht die Zahl der Psychopathen weiter.
Freundliche Grüße
von Garfield
gesamter Thread:
- Die Brandstiftertheorie, Breivik und die Computerspielgeneration -
Dummerjan,
31.07.2011, 15:43
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Thorsten,
31.07.2011, 18:17
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Männerrechtler,
31.07.2011, 18:53
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Sorenhuhn,
31.07.2011, 19:56
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Männerrechtler,
31.07.2011, 22:36
- BESTES REPLY HEUTE! - knn, 01.08.2011, 00:00
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Männerrechtler,
31.07.2011, 22:36
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Sorenhuhn,
31.07.2011, 19:56
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Dummerjan,
31.07.2011, 22:54
- Notwendige Faktoren - Thorsten, 01.08.2011, 01:00
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Garfield,
01.08.2011, 15:13
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Thorsten,
01.08.2011, 16:36
- Notwendige und hinreichende Faktoren - Garfield, 01.08.2011, 19:05
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Thorsten,
01.08.2011, 16:36
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Männerrechtler,
31.07.2011, 18:53
- merkwürdig... - rexxer, 31.07.2011, 19:45
- AUTORENNSPIELE - knn, 01.08.2011, 00:03
- Notwendige und hinreichende Faktoren -
Thorsten,
31.07.2011, 18:17