Schlimmer gehts nimmer, oder...?
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Von der mittlerweile üblichen Backlash-Literatur à la Matussek und Schirrmacher unterscheidet die Zastrow-Texte nicht der grundlegende Wunsch, die Geschlechterverhältnisse zu restaurieren. Zastrow hat vielmehr die zweite Stufe der Rakete in die Vergangenheit gezündet: Nun wird es nach längerer Zeit wieder schick, die Instrumente und ProtagonistInnen der Gleichstellungspolitik selbst zu diffamieren. Was Journalisten in anderen Herrenmagazinen gut gefallen hat: In der vergangenen Woche legte der Spiegel nach und behauptete, Familienministerin Ursula von der Leyen wolle den "neuen Menschen" schaffen: "Gender Mainstreaming will nicht nur die Lage der Menschen ändern, sondern den Menschen selbst", menetekelt der Autor. Das Ziel gender-sensibler Pädagogik bei Jungen etwa sei "die Zerstörung der Identität". Im "Gender Mainstreaming" nehme der Staat sich heraus, neue Rollenbilder für die Menschen zu entwickeln, sogar schon mit unschuldigen Jugendlichen, so der empörte Aufschrei.
Na, was denn sonst? Eine Erweiterung - wohlgemerkt: nicht eine Zerstörung - der Geschlechterrollen, das ist klassische Gleichstellungspolitik seit Jahrzehnten. Männer mehr für die Sorgearbeit interessieren und Frauen neue Berufsfelder eröffnen: Wie sonst soll sich die patriarchale Arbeitsteilung, unter der beide Geschlechter leiden, ändern? Der Spiegel aber diffamiert die Jungenpädagogik: Sie wolle "Identitäten zerstören", dräut dem Autor. Die Pädagogen wollen Jungen in der Tat zeigen, dass sie auch ohne Gewalt und Sexismus Männer sein können. Diese Art von Infragestellung der herrschenden Männeridentität ist - philosophisch-konstruktivistisch ausgedrückt - eine Zerstörung von Identitäten. Der Spiegel tut aber so, als sollte der Junge an sich zerstört werden.
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Zerstörung von Identitäten, wenn auch "nur" philosophisch-konstruktivistisch, ist also nicht so schlimm. Wir sollten "uns" Heide mal fragen, was sie davon halten würde, wenn man das gleiche mit Mädchen machen würde, natürlich nur, um sie nicht den patriarchalen Strukturen ausgesetzt zu sehen, die manche ja schon gerne angenommen haben, um auch wer zu sein.
Eigentlich sollte ich den Computer mal mehrere Tage abgeschaltet lassen, dann werde ich auch nicht mit Berichten konfrontiert, die anscheinend irgendwie zu hoch für mich sind.
Extrem beherrschend - Christine
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Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein
gesamter Thread:
- Macht hat kein Geschlecht -
DschinDschin,
10.01.2007, 19:28
- Schlimmer gehts nimmer, oder...? -
Christine,
10.01.2007, 20:18
- Schlimmer gehts nimmer, oder...? -
Lecithin,
10.01.2007, 22:16
- Schlimmer gehts nimmer, oder...? - Freddy, 12.01.2007, 01:56
- Schlimmer gehts nimmer, oder...? - Christine, 12.01.2007, 11:27
- Schlimmer gehts nimmer, oder...? -
Lecithin,
10.01.2007, 22:16
- Schlimmer gehts nimmer, oder...? -
Christine,
10.01.2007, 20:18