Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Provokante These, wie der FW überwunden werden kann

Sputnik, Wednesday, 08.11.2006, 22:46 (vor 6968 Tagen) @ Garfield

Hallo Sputnik!

Mich würde auch mal interessieren, wie du darauf kommst, daß die deutschen
Frauen in den 1960er Jahren so fürchterlich unterdrückt waren.

Ich dachte an das Wahlrecht. Ich muss auch zugeben, da erst nach dieser Zeit geboren, von den Medien nicht unbeeinflusst zu sein, was etwaige Unterdrückungen seitens des Patriarchats betrifft. Ein differenziertes Bild wird einem kaum je präsentiert.

Mir fällt in dem Zusammenhang gerade eine Filmaufnahme ein, die irgendwann
in den 1950er oder 1960er Jahren (noch in Schwarz/Weiß) während einer
Befragung von Passantinnen in einer Fußgängerzone gemacht wurde. Die
Frauen wurden gefragt, ob ihre Ehemänner ihr Geld auch brav bei ihnen
abliefern. Alle beantworteten diese Frage mit "ja"; eine sagte stolz:
"Natürlich, er muß alles abgeben!" Einen unterdrückten Eindruck machte
keine der befragten Frauen.

Die heutigen Frauen scheinen das mehrheitlich genauso zu sehen, jedenfalls
gab vor einigen Jahren bei einer Umfrage des Allensbach-Instituts die
überwiegende Mehrheit der befragten Frauen an, am liebsten Hausfrau mit
maximal einem Teilzeitjob sein zu wollen. Und bei einer Umfrage unter
jungen deutschen Frauen gaben nur 35% an, daß es ihnen wichtig ist,
beruflich etwas im Leben zu erreichen. (Von jungen in Deutschland lebenden
Türkinnen, die ja angeblich heute noch gar fürchterlich unterdrückt werden,
gaben übrigens in derselben Umfrage mehr als 50% an, daß sie beruflich
etwas erreichen möchten.)

Aber zum eigentlichen Thema deines Beitrags:

Den von dir beschriebenen Effekt kann man bereits in den Medien
beobachten. Noch vor wenigen Jahren konnte beispielsweise Alice Schwarzer
in Talkshows oder Interviews jeden Unsinn vom Stapel lassen, ohne dafür
kritisiert zu werden. Mittlerweile schlägt ihr immer mehr Gegenwind
entgegen, z.B. nach ihrer Kampagne gegen Eva Hermann. Sie wird von den
Medien zunehmend als Symbolfigur für den Radikalfeminismus betrachtet, der
immer offener abgelehnt wird.

Das wirkt sich nur leider bisher nicht wirklich auf die bestehenden
Mißstände aus. Extremistinnen wie Alice Schwarzer wirken quasi als
Blitzableiter. Sie ziehen die Kritik am Feminismus auf sich, aber weil sie
nicht auf Entscheidungspositionen sitzen, hat dies letztendlich keine
Wirkung. Diejenigen dagegen, die auf wichtigen Positionen tatsächlich
männerfeindliche Entscheidungen treffen, bleiben weiterhin nahezu
unbehelligt von Kritik und machen weiter wie eh und je.

Alice Schwarzer als Blitzableiter ;-)) Tatsächlich dürfen heute Berufsfeministinnen beinahe jeden Unsinn verzapfen. Möglich, dass die Männerfeindlichkeit weitergeht, während bereits Feminismuskritik aufkommt. Ich sehe da keine deutliche Distinktion. Aber wie will man die Berufsfeministinnen aus dem Amt jagen? Das geht nur mit scharfer, gesellschaftlich legitimierter Feminismuskritik. Mit anderen Worten, dazu muss ein neuer Zeitgeist einziehen.

Und sie finden weiterhin genügend Unterstützung. Abgelehnt wird nämlich
nur der Radikalfeminismus - die Berechtigung des "normalen" Feminismus
wird von den Medien weiterhin kaum in Frage gestellt.

Genau. Quoten? Dienen der Gleichstellung. Wehrpflicht? Zum Ausgleich für erbrachte Frauenleistungen. Gewaltschutzgesetz? Wer schlägt, muss gehen! Überall finden sich scheinbar einfache Fragen, die kaum wer in Frage stellt. Überhaupt scheint mir das logische Denken heute in den Hintergrund getreten zu sein, sonst würden Denkfehler schnell auffallen.
Sind das Dekadenzerscheinungen? Hat Stefan Raab schuld?

Somit gelten gemäßigte Feministinnen weiterhin als politisch korrekt, und
Politiker können mit Unterstützung feministischer Projekte nach wie vor
bei vielen Wählern punkten, wenn sie dem Wahlvolk sonst nichts Positives
zu bieten haben. Der einzige Faktor, der dagegen arbeitet, ist die
schlechte Situation der öffentlichen Kassen, die neuerdings immer öfter
auch die Streichung von Mitteln für feministische Projekte erzwingt.

Hätten wir nicht klamme Kassen, wäre sie Situation wohl noch schlimmer. Die klammen Kassen zwingen zu einer gewissen Disziplin. Nicht jeder Quatsch kann genehmigt werden.

Diverse männerfeindliche Gesetze wurden auch nicht verabschiedet, um
Feministinnen einen Gefallen zu tun, sondern um die Staatskasse auf Kosten
von Männern zu entlasten. Das betrifft vor allem die Mißstände im
Unterhaltsrecht. Das wird man in Zukunft weiterhin versuchen.

Allerdings glaube ich nicht, dass männerfeindliche Gesetze zurückgenommen würden, wenn die Haushaltslage rosig wäre. Das wäre ein Widerspruch zu oben. Der Feminismus wird weitermachen, weil er ein Eigenleben besitzt. Dieses gilt es zu erforschen und zu bekämpfen.

Und dann ist da noch die Wirtschaft, die natürlich ebenfalls wenig
Interesse daran hat, daß Thesen wie die von Eva Hermann weite Verbreitung
finden. Wenn sich nämlich die Frauen massenweise aus dem Berufsleben
zurückziehen würden, dann würden die Arbeitslosenzahlen entsprechend
sinken und man käme in einigen Branchen schnell wieder in die Situation in
den 1950er und 1960er Jahren, als viele Unternehmen händeringend Personal
suchten und allein deshalb gezwungen waren, ihre Beschäftigten anständig
zu bezahlen.

Nicht zu unterschätzen sind natürlich auch die vielen Berufsfeminstinnen,
die mittlerweile als Gleichstellungsbeauftragte, in diversen
Hilfsorganisationen, in Instituten, im Frauenministerium usw. gute Posten
gefunden haben und diese nicht freiwillig wieder räumen werden.

Die Berufsfeministinnen halte ich für ein Riesenproblem. Diese haben natürlich ein Interesse am Fortbestand des Status quo und sämtliche Studien, die aus dieser Ecke kommen, sind im Ergebnis vorgezeichnet. So wird der Wahn perpetuiert.


Es wäre natürlich möglich, daß die Kritik der Medien am Radikalfeminismus
sich allmählich zu einer allgemeinen Feminismuskritik ausweitet. Aber
solange der Feminismus aus den oben genannte Gründen Unterstützung findet,
ist das relativ unwahrscheinlich, fürchte ich.


Das ist in der Tat schwierig. Man muss die zum Teil perverse Denkweise der Berufsfeministinnen aufdecken und einer breiteren Öffentlichkeit präsentieren. Wenn dann immer mehr Männer aufwachen und umzudenken beginnen, wird der eine oder andere Damm brechen. Und dann gibt es kaum mehr e
in Zurück.

Gruss von Sputnik


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