Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Gleichberechtigung und Sexismus (von Frauen)

Maesi, Saturday, 06.04.2002, 13:50 (vor 8647 Tagen) @ Tommy

Als Antwort auf: Gleichberechtigung und Sexismus (von Frauen) von Tommy am 26. März 2002 00:38:38:

Hallo Tommy

ein sehr aufschlußreicher Beitrag zu der Frage, ob
Gleichberechtigung auch Gleichverpflichtung bedeutet
(entdeckt in Joachims Forum):
http://f25.parsimony.net/forum63299/messages/110.htm
Zitat: "Der Staatssexismus hat durch Aufspaltung der Bevölkerung in eine
privilegierte weibliche und eine diskriminierte männliche Hälfte bereits
heute wesentliche Grundlagen unserer verfassungsmäßigen Ordnung
beseitigt."
Starker, wenn auch nicht ganz falscher Tobak.

Aber was heißt in Deiner Bewertung:
"Starker, ...nicht ganz falscher Tobak"?

Ich empfinde die Behauptungen in dem benannten Posting ebenfalls als starker Tobak. Begruendung: es werden ziemlich reisserisch und ohne naehere Erlaeuterung Behauptungen aufgestellt: z.B. 'Gegen unsere Verfassung (ebenso gegen die Menschenrechte) verstoßen heute zahllose deutsche Gesetze, Verwaltungshandlungen und Gerichtsentscheidungen' oder 'Wir haben es mit dem Tatbestand vollendeter staatssexistischer Korruption unseres Rechtsstaats zu tun - bis in die obersten Ränge der Politik und Gerichtsbarkeit'. Natuerlich ist einiges davon wahr, aber die starke Uebertreibung im Posting ist unangemessen.

Meinst Du, daß in der klar und eindeutig vorgenommenen Beurteilung
der Rechtslage auch nur IRGENDETWAS falsch ist?

Ja, das Ausmass der rechtlichen Schieflage wird uebertrieben. Ich will hier nichts verniedlichen, die bestehenden gesetzlichen Diskriminierungen gehoeren umgehend geaendert (z.B. Nur-Maenner-Wehrpflicht, unterschiedliches Rentenalter); bei der Rechtsprechung durch Gerichte ist aber die Diskriminierung nicht immer so ohne weiteres feststellbar. Vieles waere schon gewonnen, wenn endlich der unselige Ehegattenunterhalt abgeschafft oder wenigstens auf maximal ein oder zwei Jahre befristet wuerde. All die kleinen Sondersubventionen an sexistische Organisationen, wie Frauenbibliotheken, Frauenausbildungsstaetten, Frauencafes, etc. gehoeren abgeschafft. Gleichstellungsaemter sind entweder paritaetisch zu besetzen oder (noch besser) abzuschaffen.
Aber aufgrund des Postings erhaelt man den Eindruck, alle drei staatlichen Gewalten (Legislative, Exekutive, Judikative) seien feministisch unterwandert und korrumpiert; so ist es wiederum nicht. Obwohl in bestimmten Bereichen die feministische Ideologie dominiert (z.B. Erziehungspolitik, Familienpolitik, Gleichstellungspolitik, Helferindustrie in Bezug auf haeusliche und sexuelle Gewalt), sich in den betreffenden staatlichen Instanzen (z.B. Jugendaemter, Gleichstellungsaemter) installiert und teilweise auch die Deutungshoheit in den Massenmedien an sich gerissen hat, gibt es noch viele Bereiche, die weitgehend von dieser Ideologie verschont wurde (z.B. Wirtschaftspolitik, Energiepolitik, Verteidigungspolitik, Aussenpolitik, Rechtsprechung im Strafrecht).
Noch ist es nicht zu spaet, den vielerorts beobachtbaren Populaerfeminismus mittels harter Fakten zu widerlegen. Feministische Desinformation bekaempft man(n) am besten mit wissenschaftlich abgesicherter Information und solide vorgebrachter Argumentation. Hier ist zu beachten, dass nicht die Frauen insgesamt als Gegner betrachtet werden sondern lediglich die maennerfeindliche Ideologie vieler Feministinnen bewusst gemacht wird. Die weitaus meisten Frauen und Maenner sind sich naemlich gar nicht bewusst, dass sie in bestimmten Bereichen konstant desinformiert werden. Im Bereiche der Gewaltproblematik ist in den letzten 6 Monaten diesbezueglich einiges geschehen; insofern hatte das GewSchG vielleicht sogar noch einen positiven Nebeneffekt.

Wir sollten ALLE an die Verfassung denken! Sie erlaubt keine Diskriminierung, weder nach Rassen noch Geschlecht noch sonstwas!

Richtig.

Das Gegenteil wird aus "feministischer", in Wahrheit sexistischer
Sicht offen propagiert und in staatssexistische Gesetze gegossen!

Die feministischen Bemuehungen dazu sind klar vorhanden, aber laengst nicht immer erfolgreich. Hier gilt es klare Positionen zu beziehen gegen sexistische Gesetze oder sexistische Stimmungsmache (vgl. Bundestagsdebatte zu GewSchG).

Frauen sind heute dabei, ihre jahrhundertelangen PRIVILEGIEN
("Ladies first" etc.pp, s.Garfield etc.) in eine
TOTALITÄRE HERRSCHAFT über den Rest des Volkes auszubauen
(s. den Link, die Gesellschaft zur Vernichtung der Männer,
Feministische Partei etc).

IMHO begehst Du hier den gleichen Fehler wie viele Feministinnen: Du betrachtest bestimmte Aspekte vergangener Epochen ohne Beruecksichtigung des damaligen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Kontextes. Jahrtausendelang waren die Rollen von Mann und Frau unterschiedlich (sind sie z.T. auch heute noch); daraus resultierten zwangslaeufig unterschiedliche Kompetenzbereiche. Die damit einhergehenden unterschiedlichen Rechte und Pflichten miteinander zu vergleichen, ist sehr problematisch.
Ausserdem wird haeufig vom heute anerkannten Paradigma ausgegangen, die Menschen seien untereinander gleichwertig. Dieses Denken hat ihre Wurzeln in der Aufklaerung des 18. Jhds im west-mitteleuropaeischen Raum. Vorher war den Menschen diese Vorstellung (zumindest im Diesseits) voellig fremd. Wenn wir mittels einer Zeitmaschine in jene Epochen zurueckkehren und mit den Menschen sprechen koennten, wuerden unsere Ansichten wahrscheinlich als verrueckt empfunden.
Totalitaere Stroemungen im Feminismus sind durchaus vorhanden. Diese sind aufzuzeigen und zu bekaempfen. Wenn gemaessigte Feministinnen hier nicht klarer Stellung gegen diese Tendenzen in den eigenen Reihen beziehen, geraten sie natuerlich selbst in den Ruf totalitaer zu sein; bisher haben die gemaessigten feministischen Kreise solche Positionsbezuege nicht oder nur ungenuegend vorgenommen.

Die behauptete Diskriminierung von Frauen hat es nicht nur historisch nicht gegeben (s. den von Dir an anderer Stelle zitierten Garfield).
HEUTE existiert sie definitiv und absolut unstreitig jedenfalls
schon lange nicht mehr!

Das ist leider nicht ganz richtig. Es gab Diskriminierungen von Frauen. Heute gibt es aber in der Tat keine gesetzliche Diskriminierung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts mehr, eine gesetzliche Diskriminierung von Maennern gibt es jedoch sehr wohl noch.

NIEMAND weiß heute auch nur EINE Rechtsnorm zu benennen, die Frauen diskriminiert - aber jeder kennt ZAHLLOSE Normen, die klar und
eindeutig das andere Geschlecht ausbeuten, diffamieren, diskreditieren, kaputt machen.

Hier tritt wieder die Uebertreibung zu Tage: es sind nicht zahllose Rechtsnormen sondern lediglich einige.

HEUTE laufen wir ganz klar Gefahr, in eine neue Form
rassistischer, nämlich sexistischer Diktatur abzusacken.

Don't panic. So schnell sind wir noch lange nicht. Aber wachsam sollte man(n) schon sein und genau hinschauen, was Behoerden und Gerichte so alles entscheiden.

Gruss

Maesi


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