Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Wie erlebt der Mensch Bevorzugung oder Benachteiligung ?

Kalle, Thursday, 17.01.2002, 13:18 (vor 8726 Tagen)

Ein“Frauenparkplatz“ ist ein Symbol. Er steht für die Bevorzugung von Frauen gegenüber Männern. Wenn ich im folgenden über Frauenparkplätze schreibe, steht der „Frauenparkplatz“ stellvertretend für ALLE Bevorzugungen, die Frauen vor dem Gesetz erhalten. Mir geht es im folgenden weniger um die rationale Ebene als vielmehr um die emotionale Ebene. Wie „erleben“ Frauen und Männer gefühlsmäßig „Frauenparkplätze“ ?

Auf rationaler Ebene lautet die Begründung für die Einrichtung von Frauenparkplätzen, daß Frauen durch Vergewaltigungen mehr als Männer gefährdet seien. Jedoch es sind auch Männer durch Gewalt bedroht. Statistisch sieht es sogar so aus, daß Männer zu über 75 Prozent Opfer von Gewalttaten (inkl. Vergewaltigungen) sind.

Auf der Gefühlsebene gibt es naturgemäß unterschiedliches Erleben von Männern und Frauen angesichts von „Frauenparkplätzen“:

Aus Männersicht:
Was ist das für ein Gefühl, wenn mann in ein Parkhaus fährt, an leerstehenden Frauenparkplätzen vorbei fahren muß, in eine dunklere, tiefere, gefährlichere Ebene des Parkhauses fahren muß, um dort zu parken. Wie anders denn als Diskriminierung kann ein Mann dies empfinden, was sonst als Ressentiment kann in ihm entstehen ?

Aus Frauensicht:
Wie erlebt sie „Frauenparkplätze“:
Die Frau fährt in ein Parkhaus und sieht die besten Parkplätze mit dem Schild „reserviert für Frauen“. Als Frau kann sie sich auf einen solchen Parkplatz stellen. Sie sieht, daß im Unterschied dazu männliche Autofahrer an den guten Parkplätzen vorbeifahren und auf schlechteren Parkplätzen parken müssen. Was empfindet die Frau dabei ?
Empfindet sie ein schlechtes Gewissen angesichts der offensichtlichen Bevorzugung ?
Oder empfindet sie eher Triumph und Schadenfreude ? Ihr Unbewußtes KANN nur die zweite Variante einschlagen, selbst wenn sie anders denken WILL: Jedes Ich hat lieber ein „gutes“ Gefühl als ein „schlechtes“ Gewissen. Das ist ein automatischer Mechanismus, über den die einzelne Frau keine bewußte Entscheidungsmacht hat.

Resumée:
Die Frauenbevorzugung erzeugt notwendig in den Köpfen der Frauen ein elitäres Gefühl:
So wie die Weißen in Südafrika über Jahrzehnte hinweg ohne schlechtes Gewissen ihre rechtliche Bevorzugung gegenüber den Schwarzen „genossen“, oder so wie die „Arier“ im 3. Reich ihre Bevorzugung gegenüber den Juden
(„diese Parkbank ist für Juden verboten“) als wohltuend und das eigene Selbstwertgefühl erhebend empfunden haben, das ganze für sich selbst damit rechtfertigend, daß dies eben die „gerechte“, „natürliche“ Ordnung der Dinge sei, genauso entstand in den Köpfen der Frauen durch ihre immer weiter ausgebaute Bevorzugung und Privilegierung das Gefühl, daß es „ganz natürlich“ sei, privilegiert zu sein, daß dies die „natürliche“ und „gerechte“ Ordnung der Rechtsverhältnisse zwischen den Geschlechtern sei.

Es handelt sich dabei psychologisch um den Abwehrmechanismus der „Rationalisierung“: Anders als durch „Abwehr“ ist die ständig erlebte Bevorzugung seelisch nicht integrierbar. Ich kann nicht immer mit einem „schlechten Gewissen“ herumlaufen, das würde mich seelisch niederdrücken. Ich MUß das „schlechte Gewissen“ rationalisierend abwehren, indem ich mir sage: „So muß es sein. Das ist natürlich. Anders kann es nicht sein. Das ist gerecht. Die Männer sind alle Verbrecher, und dies ist die gerechte Strafe dafür.“ Anders ist eine erlebte Bevorzugung in der Seele nicht verarbeitbar.

Die Bevorzugung eines Teils der Gesellschaft und die gleichzeitige Benachteiligung eines anderen Teils der Gesellschaft erzeugt so über die Jahr hinweg in den Kopfen der Benachteiligten ein depressives Gefühl der Diskriminierung und des Ressentiments, zugleich erzeugt die Ungleichbehandlung in den Köpfen der Bevorzugten das Hoch-Gefühl, ein „besserer“ Mensch zu sein.


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