Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 1 - 20.06.2001 - 20.05.2006

67114 Postings in 8047 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Re: @Garfield, Re: Was ist das Wohl des Kindes? (lang)

Garfield, Friday, 20.05.2005, 13:21 (vor 7510 Tagen) @ Gast

Als Antwort auf: @Garfield, Re: Was ist das Wohl des Kindes? (lang) von Gast am 19. Mai 2005 23:57:

Hallo Gast!

"...die Folgen auf das spätere Leben könnten fatal werden, z.B. für immer ausgeprägte Soziophobien, Misanthrophie usw. Ich kenne persönlich Leute die dies mitgemacht haben und sagen, sie wollen das ihren Kindern nicht antun. Andere haben zeitlebens Aversionen, sich in Gruppen aufzuhalten, was äußerst nachteilig für das Leben ist."

Solche Menschen kenne ich eben nicht. Mir ist auch nicht ganz klar, wie jemand dazu kommt, mit Sicherheit zu sagen, daß irgendwelche psychischen Probleme auf den Aufenthalt in einer Kinderkrippe zurück zu führen wären. Üblicherweise hat man nämlich so gut wie keine Erinnerungen, die bis in diese Zeit zurück reichen.

Deshalb erscheint mir das genauso unseriös zu sein wie die Praxis mancher "Psychotherapeuten", alle psychischen Probleme auf irgendeinen angeblich verdrängten sexuellen Mißbrauch in der Kindheit zurück zu führen.

"Wenn es auf jeden Fall GUT für das Kind ist, ist es in Ordnung. Es muß direkt und ausgesprochen GUT für das Kind sein!"

Das sehe ich anders. Es ist eben im Endeffekt nicht gut für das Kind, wenn seine Bedürfnisse immer über allem stehen. Und ist es gut für das Kind, wenn es womöglich noch mit mehreren Geschwistern unter beengten Wohnverhältnissen aufwachsen muß? Genau das kann nämlich die Konsequenz sein, wenn die Eltern darauf verzichten, die Kinder in Kinderkrippe und Kindergarten zu geben. Dann bleibt nämlich üblicherweise nur noch ein Gehalt, und dann man muß schon sehr viele Kinder haben, um sich mit den so fälligen zusätzlichen Zuwendungen vom Staat noch eine große Wohnung oder gar ein Haus leisten zu können. Mit 1-3 Kindern wird das finanziell eng.

"Stelle dir einfach mal vor man würde dich für 10 Jahre jeden Samstag und Sonntag ins Gefängnis stecken."

So gesehen sind sämtliche Kinder von diesem Schicksal betroffen. Denn Kleinstkinder läßt man üblicherweise auch zu Hause in der Wohnung nicht unbeaufsichtigt einfach frei überallhin krabbeln. Findest du es auch so furchtbar, ein Kleinstkind in ein Laufgitter zu setzen?

"Man würde bestimmt bei dir „keine fatalen Auswirkungen“ feststellen können. Wäre das dann ein Zeichen dafür, daß es in Ordnung ist?"

Ja.

"Du bist mit 5 Jahren ganztägig in den Kindergarten gekommen. Das heißt, nur für 1 Jahr, weil man mit 6 Jahren in die Schule geht. Wenn du es als positiv empfunden hast ist es ok für dich."

Ich muß noch 4 gewesen sein, als ich in den Kindergarten kam. Das muß kurz vor meinem 5. Geburtstag gewesen sein. Ich war deshalb zwei Jahre im Kindergarten.

"Ich würde aber generell sagen daß es nicht die Norm sein sollte das Kinder ganztags weggebracht werden. Es widerspricht einfach dem natürlichen Leben. Kinder haben in ihrer natürlichen Umgebung zu spielen und je nach Alter mindestens einen Elternteil oder einen sehr vertrauten Familienangehörigen auf die es sich gut fühlt, um sich zu haben. Zumindest bis sie 5 oder 6 Jahre alt sind."

Für die Eltern ist das aber nicht immer machbar. Außerdem haben ja auch Krippen- und Kindergartenkinder abends und am Wochenende Kontakt zu den Eltern.

"Was sagst du z.B. zu der Situation wenn ein Kind offensichtlich nicht in die Kinderkrippe oder in den Kindergarten will, es ein Horror für es ist usw. Was machst du dann? Es trotzdem hineinzwingen?"

Das kommt darauf an, wieso es einen Horror davor hat. Wenn das Problem vom Personal im Kindergarten ausgeht, würde ich mein Kind da nicht mehr hinschicken. Wenn es aber nur keine Lust hat, morgens früh aufzustehen oder ähnliches, dann würde ich das ignorieren.

Übrigens war ich damals von manchen Kindergärtnerinnen auch nicht gerade begeistert. Das waren nämlich nur teilweise ausgebildete Erzieherinnen. Oft hatte nur die Leiterin des Kindergartens eine entsprechende Ausbildung, während das übrige Personal gar keine oder eine völlig andere Ausbildung hatte. Teilweise waren das auch Frauen, die für andere Tätigkeiten schlichtweg zu dumm waren. Eine dieser "Kindergärtnerinnen" beispielsweise hatte ein Lieblingskind, das grundsätzlich von ihr bevorzugt wurde. Es war ein Junge, den sie oft auf den Schoß nahm. Er hieß Mathias, sie nannte ihn aber immer "Muschi". Der durfte sich natürlich alles erlauben. Wenn er jemanden schlug, bekam grundsätzlich der Geschlagene den Anschiß. Und dieser Anschiß sah dann oft so aus, daß diese "Kindergärtnerin" das jeweilige Kind an beiden Oberarmen packte, es anbrüllte und gleichzeitig mit aller Kraft schüttelte. "Durchschütteln" nannten wir das immer. Bei den kleineren und zierlicheren Kindern wurde dabei öfter mal ein Arm ausgerenkt.

Wie du siehst, hatte ich also keineswegs das Glück, einen Kindergarten mit kompetentem Personal zu erwischen. Trotzdem fand ich die Kindergartenzeit schön, weil ich da Kontakt mit vielen gleichaltrigen Kindern hatte, was ich vorher oft vermißt habe. Und selbst diese vollkommen inkompetente "Kindergärtnerin" hat mich etwas fürs Leben gelehrt: Daß man Autoritätspersonen nicht bedingungslos vertrauen kann. Manch einer hat das mit 80 noch nicht begriffen...

Viele Schulkinder würden auch am liebsten gar nicht mehr zur Schule gehen. Findest du, daß die Schule deshalb abgeschafft werden soll?

Kinder wissen eben nicht immer selbst, was gut für sie ist.

Freundliche Grüße
von Garfield


gesamter Thread:

 

powered by my little forum