Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: gesellschaftlicher Sexismus

Arne Hoffmann, Saturday, 10.08.2002, 00:58 (vor 8524 Tagen) @ HemmaNedDo

Als Antwort auf: Re: gesellschaftlicher Sexismus von HemmaNedDo am 08. August 2002 21:25:57:

Das es vielleicht nicht der Wunschberuf mancher Frauen ist mag sein, bei den sehr hohen Verdienstmöglichkeiten sehen solche Frauen jedoch darüber hinweg. Für Telefonsex gilt dasselbe.

ich empfehle Dir mal, Dich mit solchen Frauen zu unterhalten ...
Damit Du weisst, von was Du redest...
*würg*

Es tut mir ja in der Seele weh, aber hier muss ich Jörg ausnahmsweise mal zustimmen.

Punkt 1: Die Verdienstmöglichkeiten von Prostituierten werden weit überschätzt. Das sind genausowenig alles Luxus-Callgirls wie alle Männer im oberen Management sitzen. Eine Berliner Umfrage bei 260 Huren ergab einen Monatsschnitt von damals 2000 DM - bedingt dadurch, dass sehr viel von dem eingenommenen Geld wieder für Miete, Anzeigen, Kosmetik etc. draufgeht. Simone Ortner vom Münchener Mimikri (Beratungsstelle für anschaffende Frauen) sieht 70 Prozent der Prostituierten am Ende ihrer Karriere auf einem Schuldenberg, die Hamburger Promi-Hure Domenica sogar 90 Prozent auf dem Sozialamt enden.

Punkt 2: Wenn du dich ab und zu mal mit einer Prostituierten oder einer ehemaligen Prostituierten unterhalten würdest (was natürlich sehr schwer ist, weil die wenigsten mit ihrem (Ex-)Job hausieren gehen und man im Bordell nicht mal eben ein tiefgehendes Interview führen kann), wüsstest du, dass das mit der Freiwilligkeit so eine Sache ist. Dazu, um ständig mit wildfremden Kerlen in die Kiste zu steigen, gehört sehr oft entweder eine enorme äußere Notlage, oder aber eine innere (zum Beispiel frühere Missbrauchserfahrungen, andere Traumatisierungen, Borderline-Syndrom etc.). Ähnlich schwierig ist das Beenden dieses Jobs, denn die meisten Aussteigerinnen sind danach psychisch und seelisch völlig fertig: Depressionen, Alpträume, Schlafstörungen, Medikamente/Alkohol undsoweiter. Die Ex-Prostituierte, die ich kenne, meinte, sie hätte es sich nicht vorstellen können, dass es danach erst so richtig schlimm wird.

Soviel zu den "normalen" Prostituierten. Telefonsex ist was anderes, und eine Domina, die ich kenne, kann auch nicht wirklich klagen. Bei den anderen Punkten gebe ich dir weitgehend Recht. Die finanzielle Ausbeutung des Mannes beim Dating wird ja zum Teil sogar institutionalisiert: Wenn in einer Cocktailbar "Lady´s Night" ist, bekommen die Damen ihre Getränke billiger, das wird dann natürlich auf die männlichen Gäste umgeschlagen. Ich bezahle also das Vergnügen wildfremder Tussen mit. Genauso unmöglich sind Kontakt- und Datingangebote im Internet und anderswo, für die Männer löhnen müssen, die aber für Frauen umsonst sind. Schon verrückt, dass sowas als Selbstverständlichkeit hingenommen wird.


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