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Kontruktivismüsse (Allgemein)

DvB @, Monday, 23.12.2013, 17:18 (vor 3797 Tagen) @ DschinDschin

Ich bin zwar nicht der Michel, senfe aber trotzdem mal rum...

Ich hab' da ein Problem! Und zwar die Bedeutung des Begriffs der Dekonstruktion in der sozialwissenschaftlichen Theorie.

Schwierig. Zuerst gibt es ja nicht "den" Konstruktivismus, sondern nen ganzen Zoo davon. Und jeder versteht natürlich was anderes auch unter dem Begriff Dekonstruktion. Obendrein mußt Du bedenken, daß auch das alles nicht verbindlich, sondern bloß konstruiert ist. ;-)

Verstanden habe ich, so nehme ich jedenfalls an, den Gegensatz von Hermeneutik und Dekonstruktion.

Während Hermeneutik den eigentlichen Sinn, die Wirklichkeit, hinter einem Text sucht, bestreitet die Dekonstruktion, dass man mittels Text Wirklichkeit überhaupt abbilden kann und hebt auf Deutungsalternativen ab. So wird dann der Rechtsbegriff in Gerechtigkeit und kodifiziertes Recht gespalten, Geschlecht in Sex und Gender usw.

Zumindest die philosophischen/erkenntnistheoretischen Konstruktivismüsse dürften sich darüber einig sein, daß es dem Menschen unmöglich ist, die Wirklichkeit wahrzunehmen. - Wenn man sie nicht wahrnehmen kann, kann man sie natürich auch nicht abbilden. (Dagegen gibt es auch kein echtes Argument, deswegen hänge ich dem auch an.) Bei den soziologischen Kontruktivismüssen dürfte es dann so sein, daß denen das als Grundlage, den Sinn von ihnen unpassenden Schriften, Dingen, Traditionen usw. zu negieren, einfach indem sie ihn als "konstruiert" kritisieren (Besonders beim sogenannten Radikalen Konstruktivismus besteht die Dekonstruktion nur aus der Kritik. - Und die wiederum wahrscheinlich nur aus der Ansage: "Das ist ein Konstrukt!"), gefallen hat, sie in ihrer Dämlichkeit aber vergessen - rsp. nie begriffen - haben, daß auch die Schriften, Dinge, Traditionen usw. nur Konstrukte sind, sie sich also alles (inklusive ihrer eigenen Existenz) bloß einbilden.

Mir erscheint, als seien Hermeneutik und Dekonstruktion Verfahren der Textanalyse.

Nein, Dekonstruktion nicht oder nur zum Schein. (Es ist ja klar, daß alles ein Konstrukt ist, da braucht man nix mehr zu analysieren - kann man aber natürlich, z.B. zur Ablenkung.)

Was mich wundert ist, dass der Begriff Dekonstruktion jetzt auch in andere Fachgebiete hineinwirkt.

Weil es eine Erkenntnistheorie ist und jede Wissenschaft eine Methode braucht. Standard ist eigentlich der sog. Kritische Rationalismus, aber es gibt eben auch den Konstruktivismus, bzw. viele Konstruktivismüsse.

Denn wenn ich ein Haus dekonstruiere kann es passieren, dass es einfach zusammenfällt.

Hähä. Nein, so ist das nicht gemeint. Das Haus dekonstruierst Du, indem Du sagst: "Was denn für ein Haus? Da steht kein Haus! Das bildest Du Dir bloß ein! Versuch doch mal zu beweisen, daß da ein Haus steht!" Tchja, und genau das wird eben keinem gelingen, weil empirische Beweise nunmal per se unmöglich sind.

Und wenn ich Verhalten dekonstruiere, so kann es passieren, dass die Betroffenen ihr Leben ruinieren.

Das macht denen nüschd. Leben ist eh n Konstrukt. :-P

Kurz, wie kommt die Dekonstruktion in die Sozialwissenschaft und was bedeutet sie für diese?

Durch "The social construction of reality" von Peter L. Berger und Thomas Luckmann.

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