Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Militärhistorische Ahnungslosigkeit

Garfield, Tuesday, 03.03.2009, 11:05 (vor 5535 Tagen) @ Stranger in a strange Land

Hallo Stranger!

...dann bezweifele ich jederzeit, das ein US-General einen solchen sensationellen Unfug abgesondert hat.

Ich bezweifle das durchaus nicht. Allenfalls könnte man das Zitat leicht verändert haben - möglicherweise bezog es sich ursprünglich nicht auf die Waffen-SS, sondern ganz allgemein auf die deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg.

Ich habe von US-Soldaten schon häufig ähnliche Aussagen gehört. Anfang der 1990er Jahre z.B., nachdem die US-Regierung Saddam Hussein ermuntert hatte, in Kuwait einzumarschieren und die US-Armee danach gegen den Irak zu Felde zog, wurde viel über einen deutschen Beitrag für diesen Krieg diskutiert. Ein Einsatz deutscher Truppen im Ausland war damals rechtlich noch nicht möglich, und so gehörte Deutschland dann zu den Zahlmeistern für diesen Krieg.

In der US-Armee stieß die deutsche Haltung damals oft auf Unverständnis. In einem Interview mit einem US-Offizier las ich damals sinngemäß folgende Aussage: "Ich verstehe nicht, wieso die Deutschen sich jetzt so sehr zurück halten. Wir haben in der Normandie gegen sie gekämpft, wir wissen, wer sie sind."

Es scheint so zu sein, daß die Operationen der deutschen Truppen im Zweiten Weltkrieg an den US-Militärschulen ausgiebig als Lehrbeispiele herangezogen werden.

Denn die besondere Gangart der Waffen-SS im Partisanenkrieg oder im Umgang mit Kriegsgefangen wird nämlich in Westpoint gelehrt, allerdings unter der Überschrift "Kriegsverbrechen!".

Partisanenkrieg ist immer eine üble Sache; dabei hat sich noch keine Armee der Welt mit Ruhm bekleckert. Die US-Armee hat damit ja jetzt in Irak und Afghanistan auch ihre Probleme. Man muß damit rechnen, daß wirklich jede(r) ein Partisan bzw. Attentäter sein könnte. Das zwingt dazu, das gesamte Volk pauschal unter Generalverdacht zu stellen und entsprechend zu behandeln. In der Waffen-SS wird sich dann die Herrenmenschen-Attitüde mancher SS-Leute noch zusätzlich negativ ausgewirkt haben.

Davon bekam aber der durchschnittliche US-Soldat im Zweiten Weltkrieg nicht viel oder gar nichts mit. Das Bild des US-Soldaten vom deutschen Soldaten wurde also mehr durch die normalen Kampfeinsätze an der Westfront geprägt. Die Kriegsveteranen gaben dieses Bild dann später als Ausbilder an ihre Rekruten weiter.

Und diese besten, gesündesten und jüngsten Mäner wurden von der Waffen-SS gnadenlos verheizt.

Nein. Auch den hohen Offizieren der Waffen-SS war klar, daß sie ohne Soldaten keinen Krieg führen konnten, und daß die Deutschen beim Soldaten-Nachschub wie schon im Ersten Weltkrieg gegenüber ihren Gegnern klar im Nachteil waren.

Weil die Waffen-SS nun einmal aus Elite-Truppen bestand, setzte man diese natürlich oft dort ein, wo es besonders kritisch war. Selbstverständlich brachte das hohe Verluste mit sich - die lassen sich im Krieg nun einmal nicht vermeiden, und das Motto "no man left behind" ist nicht immer umsetzbar.

Im Übrigen haben sich auch die West-Alliierten an dieses Motto durchaus nicht immer gehalten. So hat die US-Regierung beispielsweise geduldet, daß Stalin US-Soldaten einfach in der Sowjetunion festhielt.

Dann gab es für die deutsche Armee während des Zweiten Weltkrieges ja noch ein großes Problem, und das hieß Adolf Hitler. Vor allem in der zweiten Kriegshälfte gab Hitler ständig kontraproduktive Durchhaltebefehle. Er hatte die Grundsätze der modernen, mobilen Kriegführung, wie sie die deutsche Wehrmacht schon 1939 praktizierte, überhaupt nicht begriffen. Er hatte im Ersten Weltkrieg die eher statischen Grabenkämpfe miterlebt, und so glaubte er ernsthaft, daß man den Feind aufhalten und ihm schaden könne, wenn man sich nur irgendwo eingräbt und sich dort eisern festklammert. Deshalb verbot er den Generälen immer wieder, Truppen in gefährlichen Situationen zurück zu ziehen. Manchmal ignorierten die Generäle diese unsinnigen Befehle. Wenn sie dadurch dann einen Sieg errangen, ging das gut. Wenn sie aber "nur" wertvolle Truppen gerettet hatten, bekam Hitler einen Wutanfall, und der betroffene General konnte froh sein, wenn er nur abgesetzt wurde. Deshalb befolgten viele Generäle seine Durchhalte-Befehle wider besseren Wissens, und das endete dann üblicherweise in sinnlosem Verheizen der Truppen. Das betraf natürlich nicht nur die SS, sondern alle deutschen Einheiten.

Freundliche Grüße
von Garfield


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