Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Militärhistorische Notiz

Garfield, Monday, 02.03.2009, 19:51 (vor 5536 Tagen) @ Mustrum

Hallo Mustrum!

Ja, so verstehe ich die Aussage dieses Generals auch.

Allerdings war es so, daß ein Soldat der Waffen-SS schon noch besser ausgebildet und oft auch besser bewaffnet war als der durchschnittliche Landser in der Wehrmacht.

Hitler hat ja im Laufe des Krieges den Wehrmachts-Generälen zunehmend mißtraut und ihnen auch oft die Schuld an seinen eigenen Fehlern gegeben.

Deshalb versuchte er, immer mehr militärische Aufgaben der SS zu übertragen. Himmler sah das natürlich als Machtzuwachs für sich selbst und zog da begeistert mit.

Erst kurz vor Kriegsende verlor Hitler auch das Vertrauen in die SS, als er von Himmlers geheimen Verhandlungen mit den West-Alliierten erfuhr. Er befürchtete dann sogar, die SS wolle ihn lebend an den Feind ausliefern. Das war dann wohl auch einer der Gründe, wieso er Berlin vor der Einschließung durch die Rote Armee nicht verlassen und dort schließlich Selbstmord begangen hat.

Die Soldaten in der Waffen-SS wurden auch stärker ideologisch indoktriniert. Die Nazi-Ideologie spielte da also durchaus eine wichtige Rolle.

Um das zu verstehen, muß man sich in einen jungen Mann der damaligen Zeit hinein versetzen: So ein junger Mann hatte als Kind die Machtergreifung der Nazis miterlebt, und daß das von der Bevölkerung nach den zeitweise chaotischen Zuständen der Weimarer Republik durchaus als Wiederherstellung von Ruhe und Ordnung empfunden wurde, obwohl sich die SA teilweise auch wie die Axt im Walde aufführte. Aber als Hitler große Teile der SA-Führung umbringen ließ, glaubten viele Deutsche tatsächlich, daß das eine Strafaktion für das Fehlverhalten mancher SA-Leute war. Die wirtschaftliche Lage besserte sich dann auch, und viele hielten das für Hitlers Verdienst. Dann gab es zunächst einen außenpolitischen Erfolg nach dem anderen: Hitler kündigte den Versailler Vertrag, schloß ein Abkommen über Seerüstung mit England, Österreich wurde mit dem Deutschen Reich vereinigt, die Sudetendeutschen wurden "heim ins Reich" geholt, die Tschechoslowakei zum Teil besetzt, zum anderen Teil zum Reichsprotektorat gemacht... Alles, was Hitler anpackte, schien zu gelingen.

Oft gab es Zweifler, die einen neuen Weltkrieg befürchteten und an 1914 erinnerten - aber die behielten zunächst nicht recht. Und man hörte natürlich auch von Konzentrationslagern, aber man glaubte, dahin kämen nur Verbrecher und die Chaoten, die sich früher auf der Straße mit den Chaoten von der SA geprügelt hatten.

So zweifelten immer weniger Menschen, und als die Wehrmacht 1939 in Polen einmarschierte und 1940 in diverse andere Länder West-, Nord- und Südeuropas, da schien zunächst auch alles bestens zu klappen. Daß Hitler zunehmend in einen Strudel hinein gesaugt wurde und immer öfter nur noch reagierte anstatt zu agieren, fiel zunächst niemandem auf. Er erschien vielen Deutschen als weitsichtiger, genialer Führer, der mit Leichtigkeit schaffte, was vor ihm lange Zeit niemand geschafft hatte. Viele sahen natürlich, daß viele Nazis einfach nur Chaoten waren, oder Parteibonzen ohne besondere Talente, und das Auftreten von Hitler wurde auch nicht von allen als positiv empfunden, aber irgendwas mußte doch in ihm stecken, wenn er für Deutschland soviel erreicht hatte...

Und dann setzten die Nazis ja auch ganz bewußt bestimmte Mittel ein, die beim Volk viel Eindruck machten: Fahnenspaliere, Fackelmärsche, bombastische Bauten...

Das alles konnte einen Jungen schon mächtig beeindrucken. Und wenn man ihm dann in der Schule und in der HJ auch noch andauernd was von Treue zum Führer und von Pflichterfüllung erzählte, dann glaubte er das. Und wenn er dann alt genug war, um in den Krieg zu ziehen, dann meldete er sich natürlich begeistert zur Waffen-SS. Da traf er dann viele junge Männer, die das alles genauso sahen wie er.

Natürlich wollte er dann das Vaterland vor den "bolschewistischen Horden" und ihren Helfern aus dem Westen schützen, zumal ja schon 1944 Film- und Fotoaufnahmen aus rückeroberten deutschen Orten im Osten überall in Deutschland gezeigt wurden, die durch Sowjetsoldaten bestialisch ermordete Zivilisten zeigten. Und natürlich lief so ein junger Mann dann nicht so schnell vor dem Feind weg wie irgendein 15jähriger, den man gegen seinen Willen zum Volkssturm gepreßt hatte oder wie ein Familienvater, der genauso gegen seinen Willen zur Wehrmacht eingezogen worden war und andauernd nur daran dachte, daß er seine Frau und seine Kinder wiedersehen möchte.

Die US-Soldaten dagegen hatten teilweise nicht viel Kampferfahrung und oft keine besonders gute Ausbildung. Sie wären schon bei der Landung in Nordafrika gleich wieder ins Meer geworfen worden, wenn sie nicht die Briten an ihrer Seite gehabt hätten. Das galt so eigentlich für viele Bereiche der US-Streitkräfte - die glänzten im Zweiten Weltkrieg meist mehr durch Masse als durch Klasse. Und sie haben an der europäischen Westfront natürlich 1944/45 sehr stark von der westalliierten Luftüberlegenheit profitiert. Wenn man da irgendwo deutsche Truppen entdeckte, schickte man ja immer erstmal Bomber hin. Wenn die dann nicht viel getroffen hatten oder wenn das Wetter mal für die Flugzeuge ungünstig war, dann war das für die US-Armee üblicherweise ein massives Problem, obwohl sie den deutschen Truppen zahlenmäßig meist überlegen war. In Frankreich waren häufig deutsche Truppen stationiert, die zur Erholung von der Ostfront abkommandiert worden waren. Die schockte die zahlenmäßige Überlegenheit der US-Soldaten überhaupt nicht; die waren von der Ostfront her noch ganz andere Gegnerzahlen gewohnt.

Wenn sie dann noch generell gut ausgerüstet waren und als SS-Verbände eine hohe Kampfmoral hatten, dann mußte das auf die US-Soldaten natürlich gewaltig Eindruck machen.

Wenn Hitler nicht ständig mit kontraproduktiven Durchhaltebefehlen dazwischen gemurkst hätte, dann wären die West-Alliierten trotz ihrer Luftüberlegenheit im Westen langsamer vorangekommen. Selbst die Rote Armee, die wohl schlagkräftiger war als die US Army und auch bessere Panzer hatte, kam im Osten nur mit enorm hohen Verlusten vorwärts. Diese Verluste überstiegen die deutschen Verluste bei weitem und sind deshalb erst Jahrzehnte nach Kriegsende veröffentlicht worden.

Freundliche Grüße
von Garfield


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