Zukunftsmodell Mann
Zukunftsmodell Mann
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) wirbt in einer neuen Broschüre für ein Teilzeit-Modell für Männer:
"Für Männer gilt die Lösung "Teilzeit" immer noch als ungewöhnlich, während sie bei Frauen von allen akzeptiert wird. Dabei haben Männer die gleichen Rechte und Möglichkeiten, mit Teilzeitarbeit die Belastung, die sich aus der doppelten Verantwortung für Familie und Job ergibt, zu stemmen.
Trotzdem bedeutet Teilzeit vor allem für Männer oft ein Abenteuer, das am Anfang ziemlich viel Nerven kosten kann. Vor allem dann, wenn man seine Entscheidung ständig verteidigen muss. Da braucht man gute Argumente! Denn wenn man seine Pläne erklärt, findet man plötzlich Verständnis und Unterstützung." [1]
Es ist interessant zu beobachten, wie mit vielen Argumenten Männern ein Rollenmodell schmackhaft gemacht werden soll, das für Frauen vehement abgelehnt wird. Stets von interessierter Seite beklagt, dass Frauen durch Kinder in Teilzeit-Jobs abgedrängt werden und damit Gehaltseinbußen hinnehmen müssen, was wiederum sinkende Rentenansprüche nach sich zieht. Jahrzehnte lang wurde die Doppel- oder gar eine Dreifachbelastung der Frau als unzumutbar abgelehnt. Und nun soll dieses Modell für Männer die Offenbarung sein. Was für Frauen nachteilig sein soll, soll Männern offenbar als Errungenschaft und neue Freiheit verkauft werden. Die deutsche Rechtswirklichkeit, die aus dem Teilzeit-Vater nach einer Trennung im Handumdrehen wieder zum Vollzeit-Zahlesel macht, gerne mit Zusatzjob wegen dem Unterhaltsmaximierungsprinzip, wird in der Broschüre leider nicht behandelt. Trennung und Scheidung kommt in der schönen neuen Ministerwelt überhaupt nicht vor. Darüber, ob die Lösung "Geteilte Zeit - doppelte Verantwortung" vor dem Familienrichter noch Bestand haben wird, darüber schweigt sich das Ministerium aus.
"Geeignet ist sie für Männer, die gerne ihre Arbeitszeit zurückfahren möchten."
So ein Vorschlag macht ja nur dann Sinn, wenn die Frauen bereit sind, 50% des Familieneinkommens zu erwirtschaften, so wie es Esther Vilar von rund 30 Jahren schon mit der "25-Stundenwoche für Männer und Frauen" vorgeschlagen hatte.[2] Frauen müssten dann ja auch bereit sein, die 200 Mrd. € zu erarbeiten, die Männer jährlich an Transferleistungen für Frauen erwirtschaften.[3] Danach sieht es aber nicht aus. Ungeklärt bleibt auch, ob angesicht der Niedriglohnpolitik in Deutschland eine Familie überhaupt mit Teilzeitarbeit durchgebracht werden kann.
"Es gibt Aufgaben in Ihrer Familie, die Ihnen wichtig sind – genau wie Ihr Job. Voll arbeiten und zu Hause alles im Griff haben: Das kann zu permanentem Stress und Überforderung führen. Wer genug Zeit für die Familie hat, ist auch im Job ausgeglichener, motivierter und leistungsfähiger - und das ist gut für die Firma!" [1]
Könnte man solches auch in einer Frauenbroschüre schreiben, ohne mit dem Vorwurf angegriffen zu werden, "Frauen zurück an den Herd" bringen zu wollen? Bislang wird in Deutschland alles auf Frauenbevorzugung und Frauensubvention abgestellt. Mit Teilzeitarbeit von Männern ist das nicht finanzierbar. Frauen sind zur Übernahme von so viel Verantwortung noch nicht bereit.[4] Die Zeit für echte Gleichberechtigung ist noch nicht gekommen. Daran ändert auch eine Ministerbroschüre nichts.
[1] Abenteuer Teilzeit - Argumente für Männer, Bundesministerium für Arbeit und Soziales, September 2009
[2] Esther Vilar: "Die 25-Stunden-Woche. Arbeit und Freizeit in einem Europa der Zukunft.", Econ 1990, ISBN 3-61223068-9
[3] Transferleistungen von Männern an Frauen
[4] Beate Kricheldorf: "Verantwortung - Nein danke! Weibliche Opferhaltung als Strategie und Taktik.", R.G.Fischer 1998, ISBN 3-89501-617-9
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18.11.2009, 05:03
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