..öffentliche Verantwortung für die Entwicklung der Kinder
Wenn es in den letzten Jahren keine gesetzlichen Änderungen gab, dann war
die freie Kindergartenwahl schon immer gegeben. Von daher frage ich mich,
was das eigentlich soll oder habe ich da etwas nicht mitbekommen?
Die sollten lieber die freie Wahl der Grundschulen einführen, damit Eltern
ihre Kinder auf eine ihren Vorstellungen entsprechenden Einrichtung geben
können, gerade in Zeiten von PISA/IGLU.Gruß - Christine
Hallo Christine,
"schön" ausgedrückt: "...öffentliche Verantwortung für die´Entwicklung der Kinder". Ist wohl ein Euphemismus für: "...staatliches Einspringen für die verantwortungslose Selbstsucht von Tussies die Kinder auf die Welt geworfen haben" oder: "...wir werden euch, damit ihr einem imaginären/wahnhaften feministischen Ideal entsprechen könnt, die Verantwortung für die (Fehl)entwicklung eurer Kinder, abnehmen".
hier ein Artikel, der etwas von ihren kranken Absichten beleuchtet:
Feuilleton
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.01.2005, Nr. 21, S. 33
Alles gleichzeitig geht nicht
Warum Eltern für Kinder dasein müssen / Von Kostas Petropulos
"Es muß wieder eine Selbstverständlichkeit sein, Kinder zu haben", fordert die hessische Familienministerin Silke Lautenschläger und wird dafür in der CDU als Vorreiterin einer neuen konservativen Familienpolitik gefeiert. Da keimt die Hoffnung, endlich den "familienpolitischen Durchbruch" zu schaffen: die staatliche Ganztagsbetreuung für Kleinkinder.
Dabei genügt bereits dieser eine Satz, um die mit der Ganztagsbetreuungsvision verbundenen Hoffnungen auf mehr Kinderfreundlichkeit als naive Illusion zu erkennen. Wer seiner Elternrolle gerecht werden will, weiß, daß es nicht genügt, einfach Kinder zu haben. Elternschaft bedeutet, mit Kindern zusammenzuleben. Zeit zu haben, um ihre Bedürfnisse, Fähigkeiten und Sorgen kennenzulernen. Sie auf ihrem langen Weg zu sich selbst und in die Gesellschaft mit Zuwendung und Wissen zu begleiten. Kurz: Eltern sein heißt, im Leben der Kinder eine Hauptrolle zu spielen.
Daß Silke Lautenschläger andere Vorstellungen hat, zeigt sich in ihrer Forderung nach der "Vereinbarkeit von Beruf und Familie". Die Reihenfolge macht die Prioritäten klar: Die Erwerbsarbeit ist der Mittelpunkt der Lebensplanung, um den herum sich alles zu gruppieren hat - auch die Kinder. Das führt zur Forderung nach der Ganztagsbetreuung, um die Mütter zu "nützlichen" Mitgliedern der Gesellschaft zu machen, die dem Arbeitsmarkt - von der Kinderlast befreit - nun umfassend wie bislang nur die Väter zur Verfügung stehen können. Dieser Wertehorizont eint im Kern alle Protagonisten der gegenwärtigen Familiendebatte: angefangen bei Rot-Grün über die Opposition, die Wirtschaft, die Gewerkschaften bis zu den Kirchen und vielen anderen Verbänden. Allerdings unterscheiden sich die Motive. So stand der Bundeskanzler noch zu Beginn seiner Amtszeit für seinen Spruch vom Familienministerium als "Ministerium für Frauen und Gedöns". Heute präsentiert er sich als Kinderfreund. Der harte ökonomische Hintergrund seines Gesinnungswandels wird unverhüllt sichtbar: Das Land vergreist, weil die Menschen immer älter und zugleich die Kinder immer weniger werden. Damit ist nicht nur das Ende der Sozialversicherungssysteme programmiert, sondern auch der weltpolitische Abstieg der deutschen Volkswirtschaft. Genau das läßt den Kanzler und die Wirtschaft nach mehr "Familienfreundlichkeit" rufen, die sich zuvörderst im Ausbau der Ganztagsbetreuung dokumentiert.
Der erwünschte Wirkungsmechanismus lautet: "Mehr Ganztagsbetreuung = mehr Kinder + mehr Mütter in Vollzeiterwerbsarbeit". Das dient der nach Fachkräften ringenden Wirtschaft und entlastet die Staatskasse, weil die Familien ihr Auskommen durch doppelte Erwerbsarbeit absichern können und so auch kein höheres Kinder- oder Erziehungsgeld brauchen. Die Gewerkschaften, Amtskirchen und viele (Frauen-)Verbände unterstützen die Offensive aus einem anderen Motiv. Für sie findet der Mensch allein in der Erwerbsarbeit zu seiner wahren Bestimmung. Deshalb ist für sie die letzte Stufe der Gleichberechtigung erst erreicht, wenn Frauen die gleichen Karrieremöglichkeiten wie Männer haben.
Gern führen beide Lobbygruppen das Argument von der Volkswirtschaft an, die nicht länger "auf die Leistungsbereitschaft gut ausgebildeter Frauen verzichten" könne. Damit wollen sie freilich nicht der Kinderlosigkeit von Akademikerinnen das Wort reden. Es geht um die qualifizierten Mütter, die sich bislang dem Arbeitsmarkt "verweigern" und lieber ihre Kinder erziehen. Nach aktuellen Umfragen ist diese Haltung immer noch in der Mehrheit. Diese gilt es, da sind sich die Ganztagsfetischisten einig, endlich aufzubrechen und skandinavisches oder französisches Bewußtseinsniveau zu erreichen. Ganztagsmütter werden deshalb als Vertreterinnen eines überholten Familienbilds verunglimpft. Was die moderne Mutter auszeichnet, hat die Bundesregierung im Herbst 2000 in einer Anzeige auf den Punkt gebracht: "3 K sind out - www. ist in." - Kinder, Küche, Kirche war gestern, heute ist die High-Tech-Arbeitswelt auch für Mütter angesagt.
Die Anzeige verweist auf das Grundproblem der Familienpolitik, ja unserer Gesellschaft überhaupt: Kinder sind in unserer hochindustrialisierten und global vernetzten Volkswirtschaft Nebensache. Die Beschäftigung mit ihnen ist eine Tätigkeit ohne emotionale und intellektuelle Herausforderung. Deshalb soll man den Nachwuchs ruhig den (häufig überforderten und schlecht bezahlten) Erzieherinnen in Krippen oder Kindermädchen und Tagesmüttern überlassen. Die Haltung prägt auch das "Meisterstück" rot-grüner Familienpolitik: das "Tagesbetreuungsausbaugesetz", mit dem bald Hunderttausende neuer Ganztagsbetreuungsplätze entstehen sollen. Im Vorfeld hatte Ministerin Renate Schmidt den Münchner Kleinkindforscher Wassilios Fthenakis ein Gutachten erarbeiten lassen. Darin räumt er dem Ausbau der Tagesbetreuung höchste Priorität ein. Allerdings plädiert er für eine Ausbildung der Erzieher auf Hochschulniveau. Im dann verabschiedeten Gesetz findet sich dazu nichts Verbindliches. Im Gegenteil: Tagesmütter werden den qualifizierten Erziehern gleichgestellt.
Hauptsache, irgendeine Betreuung. Der Kampf gegen den Fachkräftemangel und für den "flexiblen Menschen" hat Vorrang gegenüber einem statistisch weniger griffig zu erfassenden Phänomen namens Kindeswohl. Deshalb blocken die Regierung und ihre ökonomiegläubigen Berater wie Bert Rürup jede Debatte um ein Erziehungsgehalt für Eltern ab. Daher gibt es keine Initiative der Bundesregierung zur Schaffung von Teilzeitarbeitsplätzen in Führungspositionen. Darum gab es bei den unlängst durchgesetzten Arbeitszeitverlängerungen keinen Widerstand der Familienministerin.
Wenn Kinder und damit dieses Land eine Überlebenschance haben sollen, muß ein klarer Prioritätenwechsel erfolgen. Unsere Gesellschaft darf sich nicht länger nur als Dienstleistungsbetrieb für die Wirtschaft organisieren, sondern umgekehrt:
Gruß
Flint
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Der Maskulist
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Christine,
28.09.2006, 17:50
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Garfield,
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