Feminismus und Sexualität: Suzanne Brøgger
Suzanne Brøgger
"Sondern erlöse uns von der Liebe", 1973 von der dänischen Autorin Suzanne Brøgger verfaßt, ist zwar vordergründig kein feministischer Klassiker, aber doch eines der Lieblingsbücher von mir und anderen Frauen. Antiquarisch bekommt frau das Buch noch als 1980 erschienes Rowohlt-Taschenbuch. Ein paar Kostproben gefällig?
"Wenn aber die Monogamie ein Martyrium für den Mann ist, weil er immer eine Schuld mit sich trägt (weil die wenigsten Männer in ihren Ehen oder festen Verbindungen monogam bleiben wollen), dann ist das Martyrium für die Frau wohl noch größer. Denn sie steht irgendwie ganz allein mit der Monogamie, einer Sache, mit der sie als Teil ihrer 'Natur' auf den Kopf geschlagen wird. Es ist an und für sich egal, ob der Mann viel oder wenig mit anderen schläft (das Normale ist natürlich die Mitte - die Mittelklassenuntreue). Der springende Punkt ist, daß die Welt dem Mann ganz anders als der Frau offensteht."
"Die Frau zahlt gern ihre moralische Macht über den Mann mit Monogamie. Viele Federn am Hut und Geld in der Kasse der Frauen sind auf Kosten der 'schweinischen' Natur des Mannes erworben. Oft ist die Frau dazu bereit, alle anderen Menschen gleichgültig an ihrem Leben vorbeigleiten zu lassen, wenn sie nur einen einzigen Mann dazu kriegt, seine fundamentale Schuld anzuerkennen. Theoretisch müßte es viele monogame Superfrauen geben, die ihre Enthaltsamkeit nicht als Pressionsmittel benutzen. Aber normalerweise macht die monogame Hausfrauenrolle die Frau zur Nutte, weil sie sich selber und ihre Bedürfnisse unterdrückt und die Liebe als Mittel einsetzt."
"Wenn so viele Frauen ihre Identität außerhalb von sich selbst festgemacht und Angst davor haben, sich hinzugeben und sie selbst zu werden, weil sie dadurch riskieren, ihre Männer zu verlieren und wenn so viele Frauen sich und jede Sinnlichkeit kastriert haben, dann läßt sich die monogame Lebensweise noch nicht einmal sonderlich rechtfertigen - dann ist sie der hellste Wahnsinn. Die Glücksschwelle der Frau in der Monogamie, mit der sie im Stich gelassen wurde, läßt sich nur negativ definieren und wird meist mit der Zeit immer niedriger.
'Ich bin glücklich, wenn er mir nur nicht untreu ist.'
'Ich bin glücklich, wenn ich nur nicht weiß, daß er mir untreu ist.'
'Ich bin glücklich, wenn er mich nur nicht verläßt.'
'Ich bin glücklich, wenn er nur zu den Mahlzeiten erscheint.'
'Ich bin glücklich, wenn er nur ab und zu nach Hause kommt und nicht nur herumbrüllt.'
'Ich bin glücklich, wenn er mich nur nicht schlägt.'
Solange er mir nur nicht die Augen mit einem Messer aussticht, ja solange er nur das Messer nicht herumdreht, solange ist das Leben immer noch lebenswert."
"Eine Frau, die die traditionelle Frauenrolle mit allem, was dazugehört, spielt und die alle Erwartungen, die an sie gestellt werden, erfüllt, ist meiner Meinung nach nicht 'unterdrückt'. Sie ist lediglich ein schlauer Molch oder etwas anderes Exotisches aus einer vergangenen Zeit. Sie hat keine eigentliche Existenz im sozialbiologischen Sinn, weil sie dazu beiträgt, ein zersplittertes Weltbild aufrechtzuerhalten. Im Grunde ist sie ein bißchen gemein, weil sie ihren Nachwuchs in dem Glauben erzieht, es sei völlig in Ordnung, ein Molch zu sein, und wenn die Molche erwachsen sind, stehen sie dumm da....Die konforme Frau ist nicht unterdrückt, sie ist lediglich ein Verräter an den Überlebenschancen ihres Geschlechts. Aber die meiste Angst habe ich vor den wirklich unterdrückten Frauen. Die gibt es nicht erst seit gestern. Viele von ihnen, die immer noch am Leben sind, sind 40, 50, 60, 70 Jahre alt. Es gibt Frauen, die schon vor vielen Jahren abgesprungen sind. Die, die keine Lust mehr hatten. Sie hatten gespürt, daß das Leben nichts von all dem war, was es zu sein vorgab. Aber sie konnten es nicht beweisen, unter anderem, weil sie nicht die entsprechende Ausbildung hatten."
"Man entmystifiziert nicht ungestraft das Vergewaltungssyndrom. Vergewaltigung muß partout von der genitalen Seite her betrachtet werden, damit die übrigen Formen der Vergewaltigung weiterhin unbestraft bleiben können. Die männlichen Genitalien müssen partout das Zentrum der Weltordnung sein und haben Anspruch auf Furcht und Vergötterung. Die Frauen müssen so entsetzt sein und so viel Angst haben, daß sie schreien und brüllen und sich in Panik strangulieren lassen. Wenn sie tot sind, wird die Gesellschaft sie mit Respekt und bedauern belohnen, denn es war ja eine schreckliche Geschichte. Besitzt sie jedoch die Frechheit, nicht vor Schreck zu sterben, dann muß man es ja genossen haben. Man kann ja bekanntlich nicht eine Frau vergewaltigen, 'wenn sie es nicht möchte': Wieder einmal eine Redewendung, die Gewalt negieren und maskieren soll."
"Vergewaltigung hat nicht a priori etwas mit Anatomie oder Biologie zu tun - wie es die meisten Männer gern hätten. Wird ein Geschlecht vergewaltigt und ein anderes nicht, hängt es mit den Mythen und Vorstellungen zusammen, die wir an das maskuline bzw. feminine Geschlecht knüpfen. Wenn die Männer in ewiger Angst davor lebten, würden sie auch vergewaltigt werden. In einer Frauengesellschaft, in der Frauen Macht, Ehre und Geld (auf Männerart) besäßen, würden die Männer auch vergewaltigt werden. Sie würden sich nicht gegen die Machthaber wehren können, und selber daran schuld sein, wenn sie vergewaltigt würden, ganz einfach, weil sie nun einmal Männer sind."
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Mus Lim,
06.09.2009, 20:43
- Feminismus und Sexualität: Andrea Dworkin - Mus Lim, 06.09.2009, 20:44
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- ja ja.. - Nikos, 07.09.2009, 03:31
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07.09.2009, 11:48
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08.09.2009, 14:13
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- Die schweinische Natur des Mannes - Pancake, 08.09.2009, 14:23
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Nihilator,
08.09.2009, 14:15
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Pancake,
08.09.2009, 14:13
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07.09.2009, 03:18
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- Die schweinische Natur des Mannes -
Wessifrau,
07.09.2009, 03:22
- Die schweinische Natur des Mannes -
Nihilator,
07.09.2009, 03:22
- Die schweinische Natur des Mannes - Wessifrau, 07.09.2009, 03:26
- Exzellent! ;-) (k.T.)
-
Flint,
07.09.2009, 13:34
- Die schweinische Natur des Mannes -
Wessifrau,
07.09.2009, 03:07
- Die schweinische Natur des Mannes -
Wessifrau,
07.09.2009, 02:08
- Die schweinische Natur des Mannes -
Nikos,
06.09.2009, 23:19
- Provokante Gegenthesen von mir -
Max,
07.09.2009, 14:06
- Das undankbare Geschlecht. -
T.R.E.Lentze,
07.09.2009, 15:12
- Mal sehen, wie lange die auf den Kopf gestellte Pyramide steht ... (owT) -
Mus Lim,
07.09.2009, 17:25
- Mal sehen, wie lange die auf den Kopf gestellte Pyramide steht ... (owT) - Chato, 08.09.2009, 12:33
- Gute Darlegung - Chato, 08.09.2009, 12:25
- Mal sehen, wie lange die auf den Kopf gestellte Pyramide steht ... (owT) -
Mus Lim,
07.09.2009, 17:25
- Provokante Gegenthesen von mir -
Garfield,
07.09.2009, 17:33
- Provokante Gegenthesen von mir - Chato, 08.09.2009, 12:27
- Nochmal exzellent!! (k.T.)
-
Flint,
08.09.2009, 12:30
- Provokante Gegenthesen von mir - Chato, 08.09.2009, 12:44
- Das undankbare Geschlecht. -
T.R.E.Lentze,
07.09.2009, 15:12