Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Märchen und Feminismus

Donna Amaretta, Sunday, 23.08.2009, 01:41 (vor 5971 Tagen) @ AK-sieben

Die
Psychologie des Märchens

War Märchenfan und in meiner Kindheit war kein Märchenbuch in der
Stadtbibliotheke vor mir sicher. Was das mit Femanzen zu tun hat? Aus dem
letzten Absatz des Artikels:

Märchen haben jedoch auch noch eine andere wichtige Funktion: Sie
schaffen für Kinder häufig die ersten Berührungspunkte mit fundamentalen
Wahrheiten und Problemen wie Angst, Aggression und Tod. Bertignoll findet
daher ebenso wie Psychanalytiker Dieckmann an der so häufig kritisierten
Brutalität der Märchen
nicht nur Negatives. Zudem lassen Märchen im
Gegensatz zu vielen modernen Erzählungen Interpretationsraum und bieten
Projektionsflächen, da vieles ausgesprochen knapp und offen formuliert
ist.

Und da fielen mir sofort zwei Diskussionen mit zwei Frauen ein die genau
dieses Argument verwendeten. Beide nannte als Beispiel das gleiche Märchen
und darin die gleiche Textstelle. Beide male mußte ich grinsen und verwies
auf das Kinderprogramm diverser privater Sender.

Kann man anhand solcher Aussagen Feministinnen erkennen? Mindestens die
Infizierten.
Und warum sind Feministinnen gegen Märchen? Das alte Spiel. Hier wird
schon kleinen Kindern gezeigt wie böse Frauen sein können. Ebenso werden
Bilder von Mann und Frau transportiert (wollte hier nicht Rollen
schreiben).
Paranoid? Schizophren? Abgedreht? Wie man's nimmt. Ein paar Beispiele:

Böse Frauen
Kinder werden von Eltern ausgesetzt Hänsel und Gretel

In der ersten Niederschrift der Gebrüder Grimm war es die leibliche Mutter,
die die Kinder aussetzen wollte. Das paßte einigen Kritikern damals schon nicht.
Zitat(Wiki-Gebrüder Grimm)
"Die Texte wurden von Auflage zu Auflage weiter überarbeitet, teilweise verniedlicht
und mit christlicher Moral unterfüttert. Die Grimms reagierten damit auch auf Kritik,
die Märchen seien nicht kindgerecht.
Um dem zeitgemäßen Geschmack des vorwiegend bürgerlichen Publikums entgegenzukommen, wurden auch wichtige Details geändert. So wurde aus der Mutter in Hänsel und Gretel
eine Stiefmutter, denn ihr Verhalten, die Kinder zu verstoßen, war mit dem Mutterbild
des Bürgertums nicht zu vereinbaren.

Stiefmutter versucht Stieftochter zu töten Schneewitchen und die 7
Zwerge
Frau kriegt einfach nicht genug - Mann zahlt mit dafür Der Fischer und
seine Fru bzw. Mann und Frau im Essigkrug

Rollen
Mann besiegt Drachen und heiratet die Prinzessin (Name des Märchen ist
mir leider entfallen)
Prinz erlöst Mädchen aus dem Schlaf oder der Knechtschaft oder...
Cinderella ...


Vergessen wird, wie im zitierten Absatz beschrieben, das hier erste
Erfahrungen den Kindern vermittelt werden. Außer acht lassen hier die
Feministinnen das auch positive Bilder vermittelt werden.

Scheiß auf das feministische Geschwurbel. Guck mal hier:
In einem Schloss, unter glitzernden Kristalllüstern und auf warmen knarrenden Parkett
findet derzeit ein Kongress zur wohl gesündesten Lesedroge überhaupt statt:
denMärchen.
Nach dem zweiten Weltkrieg haftete ihnen der Ruf der "schwarzen Pädagogik" an,
doch in Wahrheit sind sie Glücklichmacher.
Am Anfang des Artikels kann man eine Dornröschen Bild begucken, genau mein Geschmack;-)

Da wären z.B.
Die kluge Frau, die ihrem Mann das lang ersehnte Gefühl vermitteln kann
Von einem der Auszog das Fürchten zu lernen
Fleiß wird belohnt - Faulheit bestraft Frau Holle
...
Ließe sich bestimmt eine lange Liste erstellen. Und mir drängt sich die
folgende Frage auf. Wenn der Feminismus in der Zukunft hier einen Erfolg
verbucht, wo hört das dann auf? Als nächstes dann die Siegfriedsage? Da
sind ja die Frauen besonders böse, intrigant, hinterhältig, skrupellos...
Wilhelm Busch? Balladen? Wird dann das Lied >>Sabinchen war ein
Frauenzimmer...<< verboten?

Hoffe wir kriegen die Kurve. Für mich ist das auch ein Stück Kultur, und
wäre schade wenn es verloren ginge.

Keine Sorge. Sogar Zensursula ist Schirmherrin eines - der im übrigen unglaublich
zahlreich stattfindenden Märchenfestivals.

Aus dem Grußwort der Schirmherrin:

"Das Festival der Märchen- und Geschichtenerzähler in Neukirchen-Vluyn kann in diesem Jahr
bereits ein kleines, rundes Jubiläum feiern. Schon zum fünften Mal treffen sich die besten deutschsprachigen Märchen- und Geschichtenerzähler am Niederrhein.
Und die stetig anwachsende Zahl der Besucherinnen und Besucher beweist einmal mehr:
Märchen sind heute zeitgemäß wie eh und je.
Nicht umsonst werden sie die Sprache der Seele genannt. Gerade das Zuhören lässt Märchen
noch einmal ganz anders erleben. Man kann sich in den Zauberwald, das verwunschene Schloss
oder die zerklüftete Einöde, in der die Märchen spielen, richtig hineinversetzen
und mit den Helden zittern und bangen, um dann doch zu einem guten Ende zu kommen.
Märchen habe eine große Bedeutung in allen Kulturkreisen und es ist wichtig,
sie Groß und Klein wieder näher zu bringen."

So manche Märchenerzählerei findet in richtig märchenhafter Umgebung statt.

Märchen sind klasse: Die Guten gewinnen und die Bösen verlieren.
Immer siegt die Redlichkeit, die Gerechtigkeit.
Ich habe meinen Bengels noch Märchen vorlesen sollen, dürfen, müssen :-)))
da konnten sie schon längst selbst lesen. Es war ihnen nicht mal zu langweilig,
ein zehn Mal gehörtes Märchen ein elftes Mal anzuhören.
Das Vorlesen gehörte zur Zu-Bett-Bring-Zeremonie.

LG Donna Amaretta


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