Fotografie
Eine merkwürdige Sache ist mir vor kurzem aufgefallen, woraufhin einiger Untersuchung angestellt habe, natürlich im Privatbereich. Es handelt sich um das Fotografieren von Personen.
Ich beschäftige mich seit längerem mit Fotografie, dh ich nehme die Kamera und schieße los auf alles, was mE von Interesse ist. Was ist dabei festgestellt habe, ist, dass ein Bild enorm an Aussagekraft zunimmt, sobald ein Mensch darin vorkommt, oder ein Tier, also auf jeden Fall etwas Lebendiges. Dabei entstehen dann hin und wieder Fotoausstellungen, die dann auch von Publikum, mein Bekanntheitsgrad entsprechend, relativ gut aufgenommen werden.
So weit so gut.
Bei einer Ausstellung hat gemeinsam mit mir eine extrem gute, junge Fotografin ausgestellt, die übrigens überaus begabt ist, ihre Fotos oft die Eigenschaft haben, dass man sie länger anschauen möchte. Alles in allem aber ist sie auch eine recht sympathische Person, so dass wir mittlerweile gut befreundet sind, mit gegenseitige Freundschaftsbesuche und Unterstützung in Sachen Fotografie. Eine äußerst interessante Persönlichkeit, möchte ich mal sagen, die ich nicht mehr missen möchte.
Eines Tages sind wir beide "raus", um "Material" zu sammeln, also zum Fotografieren. Irgendwann landeten wir in ein Cafe (wie sollte es auch anders bei mir sein *g*). Sie holte ihr Fotoapparat raus und fing an, die Leute im Nebentisch direkt zu fotografieren. Aus der Distanz von gerade einem Meter ganz locker Bilder von wildfremden Personen gemacht (es waren junge Frauen), ganz ohne Erlaubnis, ob sie das auch darf. Das Erlaubnis hat sie sich einfach so genommen, ohne zu fragen, sie stieß dabei auf keinen Widerstand, sondern auf grelle Begeisterung, die jungen Frauen am Nebentisch wollten die Fotos sehen und mit ihr darüber reden.
Dabei ist mir aufgefallen, dass ich oft auch den Wunsch habe, Leute aus der näheren Distanz zu fotografieren. Ich habe den Versuch in der Vergangenheit unternommen, es zu tun, und erlebte fast ein Desaster. Ich erfuhr geradezu überdimensionale Ablehnung bis hin zu leichte Pöbelei (hey, was soll das..) und verärgerte Gesichter, sie bewegten sich weg von Bild und zeigten mir deutlich, dass sie von mir eben nicht fotografiert werden wollen. Das waren in meinem Fall Männer sowie Frauen.
Einen Freund von mir, der eine Arbeit für ein Uni in UK bereitstellte, und dabei einige Standteile Londons fotografieren sollte, erwischte es noch schlimmer: Als er ein Industriegebäude fotografierte, hingen auf die Straße davor einige jugendliche herum, so um die 16 bis 18 Jahre alt, die eigentlich sonst nichts machten. Als die merkten, dass er Bilder aufnimmt, fingen an ihn zu verjagen, und ihm laut zu rufen, er wäre ein Kinderschänder, und sie würden ihm nun zusammenschlagen. Er würde nervös und rannte los, sie waren schließlich fünf oder sechs Jungendliche, sie jagten ihm, für längere Zeit. Was ihn gerettet hat war letztlich seine US-Amerikanische Akzent, sie glaubten ihn schließlich, dass er ein Tourist sein, und ließen erst dann von ihn los.
Daraufhin untersuchte ich im privaten wie im beruflichen Umfeld das Verhalten von männlichen bzw weiblichen Fotografen auf gesellschaftlich gesetzten Grenzen hin, und kam aus dem Staunen nie wieder heraus. Frauen dürfen alles einfach so ohne weiteres aufnehmen, Männer hingegen müssen zunächst Erlaubnis für alles mögliche holen, stoßen dabei sehr oft auf direkte und unbegründete Ablehnung, somit verzichten sie gegebenenfalls auf das Interessanteste, was Fotografie bringen kann: Auf Menschen.
Ich frage mich dabei: WAS SOLL DAS?
Wie soll ich mein (angenommen vorhandenes) Potential entwickeln, wenn ich von vorne rein gesellschaftlich so vorverurteilt werde, und demnach gar nicht erst die Freiheit bekomme, zunächst Bilder zu machen und gegebenenfalls erst dann in Rechenschaft gezogen zu werden, wenn meine Bilder tatsächlich irgendwelche Gesetze brechen?
Das kotzt mich so an. Warum darf meine Bekannte/Freundin alles fotografieren, was sie möchte, ich aber zunächst eine gendergerechte Vorselektion vornehmen muss, um nicht auf die Anklagebank zu landen, was schließlich meine Fotografie derart manipuliert, dass ich evl. keine Lust mehr habe, weiterzumachen.
Ich kann es nicht besser erklären. Es kotzt mich einfach nur noch an. Mir scheint es, als wäre das Brechen von Gesetze die einzige mir verbleibende Alternative.
Das darf doch nicht wahr sein!
Nikos
--
*Es gibt KEINEN Grund für eine Nicht-Feministin, einem Mann, den sie liebt, KEINEN Kaffee zu machen!*
gesamter Thread:
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Nikos,
10.08.2009, 16:21
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Mirko,
10.08.2009, 16:30
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Mustrum,
10.08.2009, 17:52
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Nikos,
10.08.2009, 18:09
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Mustrum,
10.08.2009, 18:32
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Nikos,
10.08.2009, 18:44
- Fotografie - Mustrum, 10.08.2009, 18:51
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Nikos,
10.08.2009, 18:44
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Mustrum,
10.08.2009, 18:32
- Fotografie - Mirko, 10.08.2009, 18:53
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Nikos,
10.08.2009, 18:09
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Mustrum,
10.08.2009, 17:52
- Vorsicht! -
DerZaungast,
10.08.2009, 16:34
- Vorsicht! - Nikos, 10.08.2009, 16:35
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Drakon,
10.08.2009, 16:34
- Fotografie - Nikos, 10.08.2009, 17:26
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OlivER,
10.08.2009, 16:38
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Nikos,
10.08.2009, 17:00
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OlivER,
10.08.2009, 17:07
- Fotografie - Nikos, 10.08.2009, 17:19
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OlivER,
10.08.2009, 17:07
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Nikos,
10.08.2009, 17:00
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Rugig bleiben,
10.08.2009, 16:52
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ähm.. Ruhig bleiben,
10.08.2009, 16:54
- Rügig bleiben, passt schon ;) - Nikos, 10.08.2009, 17:05
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Garfield,
10.08.2009, 17:16
- Fotografie - Nikos, 10.08.2009, 17:20
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artie1,
10.08.2009, 17:20
- Fotografie - Nikos, 10.08.2009, 17:22
- Fotografie - tut nichts zur sache, 10.08.2009, 17:37
- Fotografie - Flint, 10.08.2009, 19:34
- Fotografie - Flohgast, 10.08.2009, 20:00
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Mirko,
10.08.2009, 16:30