Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Abgeordnetenwatch: Kerstin Griese (SPD) zum Thema Gleichstellungsbeauftrage u.a.

Flohgast @, Thursday, 23.04.2009, 04:50 (vor 6091 Tagen)

Mitglied des Deutschen Bundestages
Mitgliedschaften in Ausschüssen :Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Vorsitzende)

Funktionen:
Mitglied im Fraktionsvorstand
Fachsprecherin für Kirchen und Religionsgemeinschaften

Quelle: http://www.abgeordnetenwatch.de/kerstin_griese-650-5497--f170477.html#frage170477

Frage an: Kerstin Griese
Frage zum Thema: Frauen

05.03.2009
Frage von
von

Sehr geehrte Frau Griese,

ich habe heute folgenden Beitrag auf dem "abgeordnetenwatch"-Profil von Herrn Westerwelle gefunden:

"Sehr geehrter Herr Westerwelle,

Seit einiger Zeit gibt es in Deutschland das sog. Bundesgleichstellungsgesetz.

Wie erklären Sie sich, dass KEIN Politiker gegen die Tatsache Sturm läuft, dass die Position der Gleichstellunsbeauftragten AUSSCHLIESSLICH für Frauen zugänglich ist, und zudem auch NUR von Frauen gewählt wird?

Ist nicht gerade DIESE Regelung verfassungswidrig?

Werden nicht gerade durch DIESE Regelungen die Interessen von Männern diskriminiert?

Haben nicht viele Frauen bereits im Familienrecht sehr DEUTLICH bewiesen, dass sie mit Privilegierungen nur sehr schwer verantwortungsbewusst ungehen können?

Lernen Männer nie, dass das Wesen der Frau manchmal ANDERS ist, als sie es sich gerne WÜNSCHEN, und dass Gleichstellung eine Frage BEIDER Geschlechter ist?

Wie stellen Sie sich vor, das Bundesgleichstellungsgesetz zu modifizieren, so dass auch Männer (immerhin knapp 50% der Bevölkerung und weit über 50% der Betroffenen) sich gleichberechtig und gleichbehandelt in diesem Gesetz wiederfinden?"

Er verwies auf eine FDP-Abgeordnete im entsprechenden Ausschuss. Ich hingegen würde gerne eine Stellungnahme Ihrerseit zu dieser Problematik erhalten!

Mit freundlichen Grüßen,
von

27.03.2009
Antwort von
Kerstin Griese

Sehr geehrter Herr von ,

ich kann die in Ihrem Schreiben geäußerten Thesen in keiner Weise nachvollziehen. Ich kann nicht erkennen, an welcher Stelle Frauen Privilegierungen eingeräumt werden.

Frauen in Deutschland verdienen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als Männer. Besonders erschreckend ist die Tatsache, dass Deutschland das einzige Land in Europa ist, in dem schon vor zehn Jahren eine überdurchschnittliche Lohnungleichheit festgestellt wurde, die sich seitdem noch vergrößerte. Das zeigt, dass wir trotz mancher Gleichstellungsfortschritte an dieser entscheidenden Stelle noch keinen Deut weiter gekommen sind.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Griese

Quelle: http://www.abgeordnetenwatch.de/kerstin_griese-650-5497.html

Sehr geehrte Frau Griese,

ich nehme Bezug auf mein Schreiben vom 05.03.09 bzw. auf Ihre Antwort vom 27.03.09.

Zunächst möchte ich festhalten, dass ich die in meinem Schreiben zitierte Meinung nicht in ihrer Gesamtheit teile. Der Autor lässt einigen persönlichen Frust mitschwingen… Dennoch interessiere ich mich für dieses Thema und wollte auch Ihre Meinung als Ausschussvorsitzende dazu erfahren.

Leider gingen Sie in Ihrer Antwort nicht auf die Frage ein, warum ausschließlich Frauen die Position der Gleichstellungsbeauftragten wählen dürfen. Der Vorwurf, es handele sich bei der dann gewählten Person lediglich um eine "Frauenbeauftragte", kommt dann natürlich recht schnell auf und ist auch nur schwer von der Hand zu weisen: Eine von Frauen gewählte Frau wird nur schwerlich von allen Betroffenen als Gleichstellungsbeauftragte/r akzeptiert werden.
Ich darf selbst in meiner Gremienarbeit beobachten, wie die an sich qualifizierte Frau, die als Gleichstellungsbeauftragte teilnimmt, darum kämpfen muss, von den andern Teilnehmern ernst genommen zu werden. Sie hat soviel mit der Arbeit um Anerkennung zu tun, dass sie kaum Projekte umsetzen kann…

Des Weiteren haben Sie in Ihrer Antwort behauptet, dass Frauen in Deutschland bei gleicher Leistung im Durchschnitt 23 Prozent weniger verdienen als Männer.
Ich kann jedoch leider nicht nachvollziehen, wie Sie auf diesen Wert kommen. Schließlich werden heutzutage die allermeisten Arbeitnehmer nach Tarif bezahlt. Diese Tarife wiederum machen keinen Geschlechterunterschied. Ich möchte Sie deshalb bitten, diese Zahl zu belegen!

Und dass es bestimmt konkrete Einzelfälle gibt, in denen Frauen bei gleicher Leistung weniger verdienen als Männer, will ich ebenso gerne akzeptieren, wie es auch Männer gibt, die bei gleicher Leistung weniger verdienen. Einzelfälle wird es nun mal voraussichtlich immer geben. Dennoch sei dann die Frage erlaubt: Was bedeutet "im Durchschnitt"?


Mit freundlichen Grüßen,
von

22.04.2009
Antwort von
Kerstin Griese

Sehr geehrter Herr von ,

ich halte es grundsätzlich für nachvollziehbar, dass eine Gleichstellungsbeauftragte auch als Frauenbeauftragte arbeitet und somit auch nur Frauen wählbar sind. Die von Ihnen geschilderten Erfahrungen entsprechen im großen und ganzen nicht den Eindrücken, die ich von den Tätigkeiten der Gleichstellungsbeauftragten habe.

Richtig ist sicherlich, dass nicht alle Männer die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten ernst nehmen. Doch das ist genau der Grund, warum wir engagierte Frauen in diesen Positionen brauchen. Zumal ein Bewusstseinswandeln feststellbar ist: gerade jüngere Männer unterstützen das Ziel, gemeinsam für mehr Gleichstellung zu sorgen.

Dass Frauen im Durchschnitt 23 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen, ist tatsächlich eine schwer zu glaubende Zahl. Doch es ist die traurige Realität. Mehr Informationen finden Sie dazu im Dossier Entgeltgleichheit www.bmfsfj.de onen,did=121232.html das soeben vom Bundesfrauenministerium vorgelegt wurde.

Mit freundlichen Grüßen

Kerstin Griese

Quelle: http://www.abgeordnetenwatch.de/kerstin_griese-650-5497--f174404.html#frage174404

Das "Dossier Entgeltgleichheit" wird unter dem folgenden Link schneller gefunden:
http://www.bmfsfj.de/bmfsfj/generator/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/Dossier-Entgeltungleichheit,prope...

Gruß
Flohgast

P.S.: Die Fragen an Frau Giese stammen nicht von mir, jedoch die Hervorhebung.


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