Ein Sozialpädagoge erklärt uns die Gender-Theorie
Hallo zusammen
Herr Wolske aus Dresden – ein Sozialpädagoge und „wissenschaftlich
arbeitender Insider mit Schwerpunkt "Gender/Queer Theory"“ – mag sich mit
dem Buch „Gender – Politische Geschlechtsumwandlung“ von Volker Zastrow
(das Buch sei jedem wärmstens zur Lektüre empfohlen) nicht so recht
anfreunden. So gibt er dem Buch in seiner „Rezension“ auf Amazon dann auch
nur einen Stern. Na dann, Bühne frei für Herrn Wolske:„Und die Message??? Wer diesen Buch allen Ernstes als Zeugnis für die
Tatsache einer widerlegten Gender-Theorie begreift, hat genauso wenig
Ahnung wie der Autor selbst. Es überrascht deshalb auch nicht, dass nur
etwas mehr als fünfzig Seiten zusammen kamen. Als wissenschaftlich
arbeitender Insider mit Schwerpunkt "Gender/Queer Theory" muss ich sagen:
Völlig daneben. Abgesehen von nicht näher angegebenen Quellennachweisen,
welche ich als zwingend erdforderlich ansehe, wenn sich kritisch mit
Expertenfragen auseinandergesetzt wird, ermangelt diesem Pamphlet die
Fähigkeit des Argumentierens, welche heutzutage bereits 16jährige gelehrt
bekommen und besitzen, die Grundhypothese sowieso und darüber hinaus frage
ich mich: Was ist denn nun die Botschaft?
Eine wissenschaftliche Theorie muss nicht widerlegt werden, vielmehr muss eine solche den Beleg ihrer Gueltigkeit erbringen. Aus wissenschaftstheoretischer Sicht muessten also Herr Wolske oder sonst irgendwelche Genderwissenschaftler ihre Theorie beweisen und nicht deren Gegner die Theorie widerlegen, welch letzteres prinzipiell ohnehin unmoeglich ist. Als Wissenschaftler muesste Herr Wolske das eigentlich wissen.
Ich kenne Herrn Zastrows Buch bisher zwar nur aus Rezensionen, bezweifle aber, dass er irgendwelche wissenschaftliche Theorien widerlegen wollte. Ihm ging es wohl weniger um die wissenschaftlichen (?) Gendertheorien sondern um die politisch auf deren Grundlage installierte Doktrin des Gender Mainstreamings (GM). Das ist etwas grundlegend anderes. Aber Herr Wolske scheint das nicht begriffen zu haben. Als 'wissenschaftlich arbeitender Insider mit Schwerpunkt "Gender/Queer Theory"' ist er sicher in der Lage zu erklaeren, wie das politische Instrument GM funktionieren soll und wie die Genderkraten in der Lage sind die Wirksamkeit ihrer Massnahmen abzuschaetzen, wo doch bislang keinerlei umfassende soziologische Theorie existiert, die in der Lage ist die Dynamik einer menschlichen Gesellschaft auch nur ansatzweise zu beschreiben. Desweiteren sollte er schluessig darlegen koennen sollen, weshalb man solche politischen Umerziehungsinstrumente ueberhaupt braucht, wenn die Gender/Queer Theory doch eigentlich die Wirklichkeit bereits adaequat beschreibt. Soll hier womoeglich die Wirklichkeit politisch an der Gendertheorie angepasst werden, anstatt dass sich die Gendertheorie an der Wirklichkeit orientiert?
Wer behauptet die Gendertheorie sei widerlegt und dafür den Reimer-Fall
anführt, ihn gar als Ausgangspunkt für die Genderbewegung und den
Feminismus versteht, lebt echt in einer skurilen Eigenwelt. Darf es von mir
aus gern auch, aber soll bitte darin verweilen. Der Reimer-Fall hat
maßgeblich dazu beigetragen, dass wir heute wissen, dass der Gender-Topf in
mindestens zwei Komponenten extrahiert werden muss. Das hat selbst Dr.
Money nach dem fehlgeschlagenen und in Teilen unhumanem Experiment Reimer
eingeräumt, auch wenn er sich in betont männlichem Imponiergehabe keinen
Fehler eingestehen konnte. Wir unterscheiden gegenwärtig in "gender role"
und "gender identity". Als konstruiert verstanden wird einzig das item
"gender role", während das item "gender identity" sich nach heutigem
wissenschaftliche Stand als nicht näher nachzuvollziehende "kreative
Eigenleistung" (L. Kohlberg) des Idividuums, welche durch äußere Einflüsse
(Erziehung) nur schwer bis gar nicht zu beeinflussen ist, verstanden wird.
Reimers Unbeeinflussbarkeit seiner geschlechtlichen Wahrnehmung betrifft
den nicht-konstruierbaren gender-identity-aspekt. Soviel dazu. Zur näheren
Betrachtung empfehle ich Peter Fiedler "Abweichungen und Normalität". Hier
finden sich auch andere erhellende Aspekte zu "Normativität und
Geschlechtlichkeit". Aber Vorsicht: Ist tatsächlich ein Fachbuch. Sollten
Sie einer der kritischen Gegner des Gender-Theorems sein, könnte der
Fiedler die eigene Dummheit gefährden.
Was aber ist die 'nicht naeher nachzuvollziehende "kreative Eigenleistung" des Individuums einer "gender identity"' und wie koennen Gendertheorien irgendeine Aussage darueber machen, wenn sie 'nicht naeher nachzuvollziehen ist'. Herr Wolske und Konsorten versuchen ihre 'wissenschaftliche' Theorie zu retten, indem sie eine nicht naeher spezifizierte Unbekannte einfuehren, der dann alle in der Praxis gegenueber ihrer Theorie beobachtbaren Abweichungen angelastet werden koennen. Zweifellos ein eleganter Kunstgriff, aber nicht gerade wissenschaftlich.
Desweiteren stellt sich die Frage, ob tatsaechlich eine ganze Theorie auf einem einzigen, bisher nicht reproduzierten Experiment (Fall Reimer) fussen und dabei noch als wissenschaftlich gelten kann. Reproduzierbarkeit von Experimenten ist ein Grundpfeiler der Wissenschaftlichkeit. Auch das sollte Herr Wolske wissen, wenn er jener wissenschaftlich arbeitende Insider waere, als den er sich selbst so gerne sieht.
Bei allem erhällt dieses "Büchlein" jedoch einen Stern, denn alles hat ja
auch seinen Wert, so auch Zastrows Gendersicht. Die vorliegenden Seiten
sind ein markantes Beispiel dafür, dass auch gerade im Jahr 2006, dem Jahr
der Antidiskriminierungsgesetzgebung in Deutschland, viele Zweifler und
Hetzerinnen meinen, ihrem Unmut über sich kulturell verändernde
vermeintliche Eindeutigkeiten Luft machen zu müssen. Allen ehrbaren
Kritikern, nach denen ich immer wieder besonders suche, weil sie auf
Widersprüche und Fehler aufmerksam machen, die wirkliche Argumente
vorbringen können und ihre Position zurecht vertreten, sei dieses Büchlein
ein mahnend negatives Beispiel und damit gut geeignet für den eigenen
Lernprozess, um es besser zu machen. Es liegt hier ein Beispiel vor für
unverbesserliche Alt-Vordere, die den kulturellen Wandel nicht als
Artikulation einer sich verändernden Wirklichkeitswahrnehmung der Menschen
sehen und diesen nicht verstehen können, weil die Bereitschaft zum
begreifen-wollen fehlt. Gender mainstreaming ist ohne Zweifel ein Kind der
Zeit und in seinen Anfängen nach heutigen Maßstäben auch durchaus kritisch
zu betrachten, doch das waren und sind alle Zeitgeister, die nicht
stagnieren, weil sie überholt sind. Gender mainstreaming ist es lange nicht
und es gibt keine plausiblen Gründe, dieses politische Programm als
gefährlich anzusehen.
In diesem Abschnitt zeigt sich ganz klar, worum es Herrn Wolske offenbar tatsaechlich geht: naemlich durch obrigkeitlichen Zwang verordnete gesellschaftliche Veraenderungen. Das hat aber nachgerade nichts mit Wissenschaft sondern nur noch mit Ideologie und mit politischen Machtmitteln durchgesetzter Doktrin zu tun. Ungewollt bestaetigt Herr Wolske die Vorbehalte von Herrn Zastrow gegenueber GM und merkt es noch nicht einmal. Nochmals: wenn die Gendertheorie die Wirklichkeit bereits angemessen beschreibt, wozu braucht es dann politische Machtmittel, um die 'wissenschaftlich' vorhergesagten Ergebnisse zu erzwingen? Weshalb treten die Ergebnisse nicht von selbst ein?
Die Zyniker sind zum Glück im Aussterben begriffen,
dafür steht dieses schwache Buch, und machen Platz
für ein neues Weltverständnis des nichthierarchischen Miteinander mit
allen Theorien und Erkenntnissen und natürlich auch Fehlannahmen, die dazu
gehören.“
Nichtssagende Dampfplauderei. GM will ein 'nichthierarchisches Miteinander' mit den Machtmitteln eines hierarchischen Staates bzw. einer supranationalen Organisation (EU) durchsetzen. Ein Widerspruch in sich.
Gruss
Maesi
gesamter Thread:
- Ein Sozialpädagoge erklärt uns die Gender-Theorie -
Amplus,
27.02.2009, 16:14
- Ein Sozialpädagoge erklärt uns die Gender-Theorie - Eugen, 27.02.2009, 17:13
- ein anderer Sozial-Pädagoge äußert sich über jenen Sozial-Pädagogen ... ;) -
__V__,
27.02.2009, 18:39
- leider wurde ... -
__V __,
27.02.2009, 18:55
- ei ei ... - Kommentar von Max gelöscht? -
__V__,
27.02.2009, 23:25
- ei ei ... aua -
Rainer,
28.02.2009, 00:02
- ei ei ... aua -
Klausi,
28.02.2009, 00:50
- ei ei ... aua -
Adlerhorst,
28.02.2009, 11:19
- ei ei ... aua - Max, 28.02.2009, 12:10
- ei ei ... aua -
Adlerhorst,
28.02.2009, 11:19
- ei ei ... aua -
Klausi,
28.02.2009, 00:50
- ei ei ... aua -
Rainer,
28.02.2009, 00:02
- ei ei ... - Kommentar von Max gelöscht? -
__V__,
27.02.2009, 23:25
- leider wurde ... -
__V __,
27.02.2009, 18:55
- Ein Sozialpädagoge erklärt uns die Gender-Theorie - Maesi, 03.03.2009, 00:57
- Ein Sozialpädagoge erklärt uns die Gender-Theorie - Nihilator, 03.03.2009, 01:49