Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Schulpflicht von einiger Bedeutung

Narrowitsch, Berlin, Wednesday, 18.02.2009, 16:46 (vor 6154 Tagen) @ Leserin
bearbeitet von unbekannt, Wednesday, 18.02.2009, 16:51

29. August 2008
Glossen und Possen, leicht verdrossen
(JE)
Normalerweise sind Eltern an guter Bildung für ihre Kinder interessiert.
Normalerweise melden bildungsinteressierte Eltern ihre Kinder zu diesem
Zweck an einer Schule an. Wenn bildungsinteressierte Eltern aber aus
irgendwelchen Gründen eine geeignetere Bildungsform außerhalb des
steuerfinanzierten Schulsystems für ihr Kind entdecken, sollte ihnen die
staatliche Gemeinschaft keine Knüppel zwischen die Beine werfen.

Nein, sollte sie nicht - nur die Bildungsergebnisse sollte staatlich vorgegebenen Maßstäben genügen.

In Amerika sind es die Eltern, die
betreffende Schulen und Konzepte für ihre Kinder auswählen, und zwar
wissentlich und in voller Verantwortung dafür. In Deutschland können Eltern
Gewaltschulen erst gar nicht verhindern.

Offen gestanden hängt es mir zum Hals raus, dauernd und ununterbrochen den Blick nach Skandinavien und USA zum Maßstab bundesdeutscher Handlungsweisen zu machen. Warum nicht China oder Südkorea? Soweit ich informiert bin, bringen letztere Massen von hochgebildeten Akademikern hervor. Halten wir da nicht mit - gute Nacht!

Viel interessanter fände ich es,hin und wieder in der Deutschen Vergangenheit nach Erfolgsrezepten zu fahnden. Die Geschichte lehrt da nämlich einiges. Unter anderem, dass Deutschland immer dann Erfolge errang, wenn es Eigenes entwickelte und nicht nur nach DEM AUSLAND schielte. Man führe sich die Erfolgsstory vor Augen, die sich in der Zeit nach dem deutsch-französischen Krieg, also nach der Reichsgründung über die internationale Bühne ging. Innerhalb einer Generation stieg Deutschland von einem Agraland zu einer Weltwirtschaftsmacht auf....

Dank intensiver Bemühungen gibt es in
Deutschland vereinzelt Fälle, wo Homeschooling als illegal geltend geduldet
wird. Das hängt vom Bundesland und auch vom Einzelfall ab. Zitat: "Die
Bedingungen sind, daß wir uns eine Grundschule in unserem Landkreis suchen,
die bereit ist mit uns zu arbeiten. Falls wir keine finden, wird der
Schulamtsleiter unsere örtliche Grundschule anweisen es zu tun. Wir kennen
die Schulleiterin und sie hat sich auch vor einem Jahr schon dazu bereit
erklärt, falls sie den Auftrag erhält. Unsere Kinder müssen dann ca. alle
zwei Monate Klassenarbeiten in den Kernfächern in der Grundschule mit den
anderen Kindern mitschreiben. Eine Anlaufzeit wird uns zugebilligt da wir
die Kinder seither nicht auf Prüfungen vorbereitet haben. Das weicht
natürlich von unseren Vorstellungen recht weit ab, doch sind wir
andererseits froh endlich Klarheit zu haben und es wäre ein riesiger
Fortschritt, wenn so eine Regelung für alle Hoomeschooler möglich wäre."

Gewiss bedenkenswert. Aber auch das hat in Deutschland lange Tradition. Ich verweise auf Goethe und all die Geistesgrößen, die als Hauslehrer ihr Brot verdienten. Freilich führt das zu Elitenbildungen, die am Geldbeutel der Eltern hängen. Sich aber in diese Richtung Gedanken machen ist vermutlich sinnvoller, als alle Tagungen, Konferenzen, Studien usw. zusammen, die unser Bildungsministerium in den letzten Jahrzehnten absonderte.

In Gesprächen mit Mitbürgern fällt immer wieder auf, wie ungebrochen die
Überzeugung der Deutschen ist, der Staat müsse Bildungshoheit haben, nur
Schulbesuch führe zum Ziel und zum Zwecke guter Bildung müsse staatlich
notfalls mit Gewalt agiert werden.

Ich gehöre zu den Leuten, die in diesem Fall keinen anderen Weg sehen, als staaliche Kontrolle.Wenn Esotheriker, grüne Spinner, religiöse Fanatiker nach Gusto Schulen oder Bildungsgemeinschaften eröffneten, also Zugriff auf junge Köpfe erhielte--- so läßt mich der Gedanke schaudern.Von Sekten mal ganz abgesehen...

Wie kommt das? Für mich steht
mittlerweile fest, dass diese Einstellung ihre Wurzeln im Obrigkeitsdenken
und den längst nicht aufgearbeiteten Erziehungs- und Bildungsidealen der
Nazizeit hat. Man bedenke, dass nach dem Krieg das Reichsschulpflichtgesetz
Hitlers von 1938 (70 Jahre!) teilweise sogar wortwörtlich in die
Landesschulgesetze der jungen BRD übergegangen sind.

Ja, und? Ich kenne mich mit nazionalsozialistischer Bildungsgesetzgebung nicht aus. So ganz schlecht kann sie nicht gewesen sein, wenn ich die gewaltige Innovationskraft damals junger Männer betrachte. Selbstverständlich müssen wir über notwendige Säuberungen ideologischer und rassenwahsinniger Bestandteile hier nicht debattieren. Sie müssen getilgt werden. Die Überlegung aber, was den Erfolg nationalsozialistischer Bildung ausmachte, - sie sollte Pflicht werden für alle, denen Volksbildung am Herzen liegt. Womit wir beim Thema DDR wären.

Auch im Osten wurden
trotz demokratischen Anstrichs staatlich autoritäre Strukturen und die
gezielte Ablehnung reformpädagogischer Ansätze und privater Bildung
übernommen.

Dies können wir bedauern, aber in den Grundzügen war das DDR - Bildungssysthem das schlechteste nicht. Finnland war oft in OSTberlin zu Gast um positive Erfahrungen ins eigene Bildungssythem zu übernehmen. Finnland und PISA- wir kennen die Ergebnisse...
Heute tummeln sich deutsche Deligationen in Finnland, um dort zu lernen, was sie aus Neufünfland hätten übernehmen können. Der alte Fehler... nur nicht überlegen, was Deutschland- und sei es eine "sozialisteische" Abspaltung - selbst zu bieten hat.

Wie vom Dritten Reich gewohnt, werden bis heute Zwangs- und
Strafmaßnahmen bei bürgerlichem Zuwiderhandeln in die Tat umgesetzt. Das
ist nach gründlicher Praxisrecherche heute einzigartig in der Welt, trotz
Schulpflicht. Selbst 30 Jahre nach Verstaatlichung
(Monopolisierung/Uniformierung) der Bildung vermochten selbst die 68er
nicht, diese Strukturen und Denkmuster zu zerschlagen. Im Gegenteil, diese
mußten benutzt werden, um etwas zu erreichen. Kurz: Nicht die Schulpflicht
selbst hat totalitäre Wurzeln, sondern die Gewaltmaßnahmen zur Durchsetzung
des staatlich angeordneten Schulbesuchs.

Schmarrn. Der Staat, namentlich Deutschland, muß mit Gewalt Bildung durchsetzen, gewaltsam gewisse grundsätzliche Maßstäbe vorgrgeben. Über deren Inhalte muss endlich breit und tabulos debatiiert werden. Ob zu ordentliche Bildung immer der Besuch einer staatlichen Schule notwendig ist, steht auf einem andern Blatt.
Nicht zu letzt waren es 68iger, die gegen "bürgerliche" Bildung Sturm liefen, die allerlei Reformmurks einführen wollten und einführten. Das "alte humanistische!!!" Bildungsideal blieb auf der Strecke. Dass sie bestimmte "demokratische" Strukturen dafür nutzten, die womöglich aus undemokratischen Zeiten stammen - wieder eine andere Frage.

Für bildungsnahe Familien mit
privaten Alternativen zur Schule ist schon gedanklich kein Platz mehr.
Daher ist mir die Verdeutlichung der Isolation Deutschlands mit seinem
Bildungsregime sehr wichtig. Mittlerweile weltweit gibt es spezielle
Möglichkeiten des Freilernens. In meinem Land herrscht nur alternativloser
Schulbesuch, und zwar immer seltener zum Wohle unserer Kinder.

Letzeres ist das Kriterium- und nichts anderes.

Ich meine,
dass es keinem Staat der Welt ansteht, eine bestimmte Art der Bildung oder
auch des Bildungserwerbs vorzugeben. Die Freiheit und das Recht auf Bildung
bedürfen keines staatlichen Zwangs in irgendwelcher Form.

Das sehe ich ganz anders. Hätte der alte Fritz in Preußen - so die Legende - nicht die Kartoffel gewaltsamein geführt, wären Hunderttausende verhungert. Überläßt man Bildung ihrer Kinder den Leuten selbst, dann ist bald mit "Bildung für alle" Essig.

Die allgemeine Schulpflicht habe "aus wohlüberlegten
Gründen" Eingang in die baden-württembergische Landesverfassung gefunden.

Und nicht nur dort und das ist auch gut so.

Es wäre nun interessant zu erfahren, was denn die "wohlüberlegten Gründe"
für die Schulpflicht sein sollen. Wenn mit keiner Silbe die üblichen Gründe
aus dem vorletzten Jahrhundert erwähnt werden, drängt sich schnell der
Verdacht auf, dass hier nur noch die Selbsterhaltung der politischen Klasse
im Sinn steht und umtreibt.

Nein, pardon, das halte ich Unfug.

Auch unsere deutschen Politiker sollten
sich endlich mit uns Eltern in ein Boot setzen, um nach Auswegen und
Alternativen zu suchen....

Wie gesagt, nach Auswegen aus der Bildungsmisere suchen - ist zwingend notwendig. Natürlich gemeinsam mit den Eltern.
Bei Alternativen, die erfahrungsgemäß in die Beliebigkeit führen, hab ich große Bedenken.

Mir geht ein anderer Gedanke durch den Kopf: Mitte der Zwanziger - bis Mitte der Dreißiger des vorigen Jahrhunderts holten deutsche Wissenschaftler 17 !!!!Nobelpreise nach Deutschland. Mit andern Worten, das kaiserliche Schulsystem
trug Früchte. War das nicht zum Wohle der Kinder? Und der Gesellschaft?
Freilich war Schulbesuch unter Kaisers kein Zuckerschlecken.Das seitenlange Auswendiglernen steht beispielsweise heut schwer unter Beschuss. Disziplin auch. Aber langsam dämmert es in manchen Fachköpfen- Gedächtnistrainig macht durchaus Sinn,auch in Hinblick grassierender Demenz. Und Disziplin?
Deshalb erlaube ich mir die Frage danach, was aus aus alten Zeiten zu reaktivieren sich lohnte und mit welchen neueren Denkansätzen es kombiniert werden könnte. Zum Wohle der gesamten Gesellschaft und der Kinder.

Vielleicht erweisen sich diese Gedankengänge für fruchtbarer, als das Gemurmel zahlloser Alternativer, die frei und zwang- und erlegebnislos Bildungssyteme aus Pippi - Langstrumpf - Land herbei schwätzen wollen.

Mahlzeit,

Narrowitsch

--
Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.


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