Pisa und kein Girlgebrabbel
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich halte PISA wahrlich nicht für den
Gradmesser, der den Stand von Bildung erfasst, mißt oder auch nur halbwegs
richtig wiedergibt. Aber trotz mancherlei Verzerrung lenkt PISA den Blick
auf eines der Hauptgeschwüre am Bundesdeutschen Körper, der idiotischen
Bildungspolitik.Diesmal fällt mir auf: Pisa ist erschienen und nirgends heult die Hymne
von den Bessergirls. Der Grund liegt auf der Hand: diesmal sollen
Naturwissenschaften einen anderen Stellenwert bei der Beurteilung erhalten
haben. Und aus ist es augenscheinlich mit der großen Überlegenheit des
Weiblichen an den Schulen.Plötzlich reift in den Analysen von PISA eine Erkenntnis, die womöglich
schon bei früheren Studien hätte gewürdigt werden müssen: Deutschland hat
in Fragen der Bildung zu allererst ein Migrationproblem. Eine Tatsache, die
Männerbewegte innerhalb der Debatte rund um die verblödeten Jungens nicht
müde wurden zu benennen. Nun bekommen sie plötzlich recht, nur sagen tuts
keiner. Warum auch?Und weil die Triumphfanfaren, die die Mädels gewöhnlich preisen,
verstummten, gehe ich davon aus, dass nunmehr die Jungen zumindest
ordentlich mithalten. Auch nicht erwähnenswert, nicht wahr?Die rotzig - dümmlich behauptete höhere Sozialkompetenz weiblicher
Mitbürgerinnen scheint also, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr die
ganz große Rolle zu spielen.Immerhin.
Narrowitsch
PISA stellte etwas höhere Leistungen von Jungen im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich fest sowie eine höhere Lesekompetenz der Mädchen. Außerdem zu finden eine Grafik, die den Anteil der Mädchen (nicht der Jungen) an dem oberen Viertel der Leistungen zeigt. Eine Grafik für Jungen und für das untere Viertel gab es nicht; man ahnt warum. Die übliche Strategie, unbequeme Wahrheiten aus dem Fokus zu nehmen.
Die NRW-Schulministerin Sommer (CDU) versuchte erst, die neue PISA-Studie als ihren Erfolg darzustellen. Nachdem sie aber gerafft hatte, daß NRW sehr schlecht dasteht, schwenkte sie um und behauptete, PISA sei ja kein guter Maßstab, man könne nicht einfach so alle Länder über einen Kamm scheren. Und außerdem sei Sachsen wohl deshalb besser als NRW, weil es da kaum Ausländer gäbe. Schon eine peinliche Vorstellung. Nicht weiter verwunderlich, daß die Forderung von Experten, Jungen zu fördern wegen der Lesekompetenz, von ihr keine Resonanz erfuhr.
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Narrowitsch,
19.11.2008, 20:22
- Pisa und kein Girlgebrabbel - roger, 19.11.2008, 23:11
- Pisa und kein Girlgebrabbel -
Dampflok,
20.11.2008, 01:23
- Pisa und kein Girlgebrabbel -
Dummerjan,
20.11.2008, 12:00
- Pisa und kein Girlgebrabbel - Dampflok, 20.11.2008, 13:53
- Pisa und kein Girlgebrabbel -
Dummerjan,
20.11.2008, 12:00