Studie des Robert-Koch-Institutes über Gewalt an Frauen
Zunächst einmal ein Auszug aus dem dazugehörigen FOCUS-Artikel:
30.10.08, 16:42
Missbrauch
Jede dritte Frau erlebt Gewalt
Ein Drittel aller erwachsenen Frauen in Deutschland hat schon einmal körperliche Gewalt erlebt, jede vierte wurde mindestens einmal vom Partner missbraucht.
Körperliche und sexuelle Gewalt gegen Frauen sind in Deutschland an der Tagesordnung. Das belegen Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI): Missbrauch durch den Partner hat jede vierte Frau seit dem 16. Lebensjahr mindestens einmal erlebt. Rechnet man Übergriffe auf der Straße oder am Arbeitsplatz hinzu, hat bundesweit etwa jede dritte erwachsene Frau mindestens einmal einen körperlichen Angriff auf sich erlebt.
Das Erlebnis von Missbrauch, Nötigung und Gewalt führt in vielen Fällen zu langjährigen gesundheitlichen Problemen. Dazu gehören laut RKI erhöhter Alkohol- oder Drogenkonsum, psychische Leiden wie Depressionen oder Panikattacken sowie gravierende Komplikationen bei späteren Geburten. Die Gewalt gegen Frauen ist nicht auf bestimmte soziale Schichten beschränkt, sondern kommt in der gesamten Gesellschaft vor.
http://www.focus.de/gesundheit/news/missbrauch-jede-dritte-frau-erlebt-gewalt_aid_344806.html
Nach dem Erscheinen des Berichtes über die Benachteiligung des Mannes hatte ich mich selbst gefragt, wie lange es wohl dauern wird, bis wieder ein Artikel folgt, der die "massive" Benachteiligungen der Frauen thematisiert. Nun ja, knapp 4 Wochen das geht ja noch, wir sollten also nicht meckern 
Außerdem will ich massive Benachteiligung im Zusammenhang mit Gewalt nicht verharmlosen.
Nun hat im MANNdat-Forum jemand die Studie des Robert-Koch-Institutes gefunden http://www.rki.de/cln_100/nn_204544/DE/Content/GBE/Gesundheitsberichterstattung/GBEDownloadsT/gewalt,templateId=raw,p...
Bis jetzt habe ich nur stichprobenartig gelesen, z.B. 2.1.1. Forschungssituation und Gewaltbegriffe.
Dabei ist mir folgendes aufgefallen: Während bei der von Kindern und Jugendlichen erlittenen Gewalt erwähnt wird, das Jene oftmals selber welche ausüben, also nicht nur Opfer, sondern auch Täter sind, wird bei Frauen dieser Zusammenhang nicht erwähnt.
In der Studie heißt es weiter, das nicht genügend Forschungsmaterial über erlittene Gewalt an Kindern und Jugendlichen zur Verfügung steht. Man fragt sich spöttisch: Warum? Erwähnt wird in dieser Studie ebenfalls die Pilotstudie des BMFSFJ über Gewalt gegen Männer und auch hier heißt es, das noch nicht genügend geforscht wurde und dementsprechend diese Studie keine große Relevanz aufweist. Nun ja, wir kennen die Gründe.
Zuletzt möchte ich dann noch die Zusammenfassung betreffs Forschungsbedarf hier einstellen.
Forschungsbedarf
Im Vergleich zur Relevanz der Gewaltproblematik sind die vorhandenen Forschungs- und Datenlücken in Deutschland als beträchtlich einzuschätzen. Bislang wurden lediglich ausgewählte Zusammenhänge zwischen Gewalt und Gesundheit untersucht. Gesundheitsfolgen und Komorbiditäten (z. B. posttraumatische Belastungsstörung und Demenz) in spezifischen Zielgruppen (z. B. ältere Frauen mit sexualisierten Gewalterfahrungen) und daraus abzuleitender Versorgungsbedarf wurden bislang weitgehend vernachlässigt. Vergleichbar wenig erforscht ist die mögliche Potenzierung gesundheitlicher Folgen von Gewalt, die Rolle biografisch bedingter Risikofaktoren für Gewalterfahrungen und gesundheitliche Folgebeschwerden sowie die Frage nach geschlechtsspezifischen Unterschieden im Kontext sexueller und/oder häuslicher Gewalt. Hinzu kommt, dass die in der Tradition der Frauengesundheitsforschung stehende Untersuchung der gesundheitlichen Folgen von Gewalt bislang vorwiegend Frauen und Mädchen als Gewaltopfer in den Blick nimmt. Demgegenüber werden Jungen und Männer, z. B. als Betroffene von sexuellem Missbrauch und häuslicher wie außerhäuslicher Gewalt, erst seit wenigen Jahren überhaupt als eine relevante Opfergruppe wahrgenommen und als Zielgruppe gendersensibler Gesundheitsforschung und -versorgung definiert [36]. Für die (Weiter-)Entwicklung frauen- und männergerechter Versorgungskonzepte gilt es diese >black box« zum Problemkomplex Gewalt sowohl über gesundgeschlechtsspezifische als auch über gendersensible Forschungsprojekte weiter zu erhellen. Eine zentrale Grundlage hierfür sind einheitliche Datenerfassungssysteme, die konsistente Informationen
bereitstellen.
Darüber hinaus sind die gesundheitlichen Folgen von Gewalt bei besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen (z. B. Migrantinnen und Migranten sowie Flüchtlinge, Obdachlose, Menschen mit Behinderungen, Prostituierte) noch weitgehend unerforscht. Hier spielt neben physischer und sexualisierter Gewalt auch die psychische Gewalt in Form von gesellschaftlichen und im sozialen Nahraum erfahrenen Diskriminierungen und Einschränkungen eine besondere Rolle. Versorgungskonzepte, die kultursensibel und kompetent Unterstützung für diese Zielgruppen auch im Bereich der Gesundheitsversorgung bereitstellen, sind bislang in Deutschland kaum entwickelt. Schließlich fehlt es weiterhin an Instrumenten einer kontinuierlichen Wirksamkeitsanalyse von Interventionen und Präventionsmaßnahmen in der Praxis, die es ermöglichen festzustellen, ob die Maßnahmen tatsächlich zielgerichtet und erfolgreich implementiert werden können und wo gegebenenfalls Modifizierungen und Weiterentwicklungen sinnvoll sind.
Ich glaube, ich brauche hier keine Wetten abzuschließen, welches Forschungsprojekt als nächstes vergeben wird.
Allerdings stelle ich mir die Frage, nachdem das BMFSJF zumindest einen Forschungsauftrag über Kindergewalt in Auftrag gegeben hat, ob diese noch vor der nächsten Studie über Gewalt an Frauen erscheinen wird.
So, nun widme ich mich der kompletten Studie.
Gruß - Christine
--
Es ist kein Merkmal von Gesundheit, wohlangepasstes Mitglied einer zutiefst kranken Gesellschaft zu sein
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- Studie des Robert-Koch-Institutes über Gewalt an Frauen -
Christine,
31.10.2008, 08:37
- Ooch, diese armen hilflosen, kleinen Opferlämmchen... LOL ... (nT) - Swen, 31.10.2008, 11:44
- Kurzinfo zu o.g. Studie des Robert-Koch-Institutes -
Christine,
31.10.2008, 14:54
- Kurzinfo zu o.g. Studie des Robert-Koch-Institutes @ Christine - Eugen, 31.10.2008, 22:54