Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Mutter sagt, ein bisschen Krieg muss sein.

Garfield, Friday, 08.08.2008, 21:07 (vor 6345 Tagen) @ Sophie X

Hallo Sophie!

Für die Soldaten der Bw ist das unerheblich; weder als Sieger noch als Verlierer dürfen sie Gesetze brechen ( darum ging es eingangs ).

So manches, was US-Soldaten so in der Welt anstellen, widerspricht auch geltendem Recht in den USA. Es hat schon seinen Grund, daß die USA sich weigern, ihre Soldaten irgendwelchen internationalen Militärgerichtshöfen zu unterwerfen.

Im Krieg ist, wenn es um Sieg oder Niederlage geht, jedes Mittel recht. Daß im Zweiten Weltkrieg weder Giftgas noch biologische Waffen in großem Maßstab zum Einsatz kamen, lag einzig und allein daran, daß alle größeren beteiligten Seiten solche Waffen besaßen und keine Seite es deshalb wagen konnte, sie einzusetzen. Das galt so sogar gegen Kriegsende, als die Nazis ansonsten so ziemlich alles versuchten, um den verlorenen Krieg doch noch irgendwie glimpflich zu Ende zu bringen. Als die USA die Atombombe hatten und sicher waren, daß die Japaner sie noch nicht hatten, wurde sie auch prompt eingesetzt. Und zwar nicht, um die Japaner zur Kapitulation zu zwingen, denn die war ohnehin nur noch eine Frage der Zeit. Es war vor allem eine Machtdemonstration für Stalin, um die Sowjets zu warnen und sie davon abzuhalten, das japanische Kerngebiet zu besetzen und dabei einen großen Teil des Goldes einzusacken, das die Japaner überall in Asien zusammen geraubt hatten. Dafür war man gern bereit, japanische Zivilisten in Massen zu töten. Irgendwelche moralischen Bedenken interessierten dabei nicht die Bohne.

Viele Menschen in Deutschland (wie auch anderswo in der westlichen Welt) leben heute noch geistig im Kalten Krieg. So stellen sie sich den Verteidigungsfall so vor, daß irgendeine finstere Macht Deutschland oder einen Verbündeten angreift und daß man sich dann eben zur Wehr setzen muß. Die Wahrscheinlichkeit, daß dies geschieht, wird als gering angesehen.

Tatsächlich sieht das alles aber längst ganz anders aus. Der "Verteidigungsfall" findet mittlerweile z.B. in Afghanistan statt, und nur die US-Regierung ahnt, wo er wohl als nächstes stattfinden wird. Die Bundeswehr ist schon seit Jahren an Angriffskriegen beteiligt, die vor allem den Interessen großer US-Konzerne dienen. Auch für den Irakkrieg kam aus Deutschland entgegen den gegenteiligen Beteuerungen der deutschen Regierungen vielfältige Unterstützung. Als Dank dafür fällt vielleicht auch mal der eine oder andere Auftrag für einen deutschen Konzern ab. Das Volk hat nicht viel davon, muß dafür aber das Kanonenfutter stellen und selbstverständlich die Ressourcen erarbeiten.

Ganz egal, wie ein Krieg geführt wird: Es geht einzig und allein darum, den Gegner zu besiegen, egal wie. Die Geschichte des Krieges wird dann später von den Siegern so hingebogen, wie sie ihnen am besten paßt. Die unterlegene Seite wird dann üblicherweise als Alleinschuldiger dargestellt, ihr schiebt man, soweit es irgend geht, auch noch die eigenen Kriegsverbrechen unter. Geht das nicht, dann sorgt man dafür, daß über diese eigenen Kriegsverbrechen möglichst nichts an die Öffentlichkeit dringt.

Übrigens wird so oft sogar mit den Verbrechen von Verbündeten an eigenen Soldaten verfahren. Während des Zweiten Weltkrieges beispielsweise gerieten US-Soldaten in sowjetische Gefangenschaft. Das geschah meist, wenn die Sowjets deutsche Kriegsgefangenenlager eroberten und dort gefangene US-Soldaten vorfanden. Die wurden nicht etwa sofort freigelassen, sondern in die Sowjetunion gebracht. Es wird geschätzt, daß davon etwa 20.000 US-Bürger betroffen waren, und bei weitem nicht alle von ihnen kehrten wieder zurück. Genaue Zahlen sind dazu nicht bekannt, weil interessanterweise auch die US-Regierung nie Anstalten gemacht hat, da ernsthaft Druck zu machen. Es ging ja nur um Soldaten, noch dazu nur um Männer. Sie gelten als entbehrlich, als akzeptable, bedeutungslose Bauernopfer im globalen Schach-Spiel.

Man wird also auch kaum Skrupel dabei haben, Soldaten auch rechtswidrige Aktionen zu befehlen und sie einfach kriegsgerichtlich erschießen zu lassen, wenn sie sich weigern. Wenn man den Krieg verliert, kann es natürlich später passieren, daß diese Verbrechen öffentlich gemacht und daß die hingerichteten Soldaten rehabilitiert werden. Das nützt ihnen aber nichts mehr, weil sie dann längst im Massengrab verfault sind.

Das ist natürlich jedem Soldaten klar, und deshalb wird im Krieg auch kaum jemand aufmucken, egal ob er freiwillig als Berufssoldat oder zwangsweise als Wehrpflichtiger in den Krieg geschickt wurde.

Dazu kommt noch eine gewisse Verrohung, die sich bei Menschen nun einmal einstellt, wenn sie lange Zeit entgegen den allgemein gültigen gesellschaftlichen Normen handeln müssen, was sich im Krieg nun einmal nicht vermeiden läßt. So kommt es dann immer wieder zu Kriegsverbrechen, die nicht von oben befohlen wurden, dann aber aus Propagandagründen trotzdem von oben gedeckt werden.

Und dann muß man heute noch etwas bedenken: Kriege werden heute nicht mehr nur mit regulären Armeen geführt. Nein, man setzt wieder stärker auf Söldnertruppen. In diesen Truppen sind Typen, die nie etwas Anderes kennengelernt haben als Krieg. Die können nichts Anderes, sie machen nichts Anderes, und genau das erwartet man auch von ihnen. Glaubst du ernsthaft, daß die sich an irgendwelche Gesetze halten, die sie oft noch nicht einmal kennen? Deshalb wird man sie auch ganz bewußt für Missionen einsetzen, bei denen man schon im Vorfeld ganz genau weiß, daß sie wohl ohne Kriegsverbrechen kaum durchführbar sein werden.

Nun könnte man ja meinen, daß das ja nur für diese Söldnerverbände gilt, nicht aber für reguläre Truppen. Das läßt sich aber nicht so einfach trennen. Krieg ist Chaos, da geht alles durcheinander. Und in den regulären Truppen sind ja immer öfter vor allem Menschen aus der Unterschicht, darunter mit Sicherheit auch diverse Kriminelle, die in ihren Heimatorten oft schon in Gangs waren und vielleicht vorher schon Menschen getötet haben. Was kann man da wohl in puncto Moral erwarten? Wenn die sehen, was die Söldner machen, und daß das keinerlei Konsequenzen hat, dann tun sie es ihnen gleich.

Selbst außerhalb von Kriegseinsätzen gibt es immer wieder Gesetzesverstöße beim Militär, die manchmal erst nach Jahren oder nie öffentlich bekannt werden. Auch in der Bundeswehr gibt es immer wieder Selbstmorde unter Wehrpflichtigen. In der DDR war das in der NVA mit Sicherheit nicht besser. Von den Zuständen in der Roten Armee ganz zu schweigen.

Freundliche Grüße
von Garfield


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