Verschwörungenstheorien

Garfield, Tuesday, 06.05.2008, 17:51 (vor 6439 Tagen) @ Rosi

Hallo Rosi!

Meine Frage bezog sich mehr auf den Fall, daß die Deutschen 1945 noch keine Atombombe hatten, wie es in der offiziellen Geschichtsschreibung behauptet wird. Ich fände es sehr interessant, wie jemand, der nur diese Möglichkeit gelten läßt, die diversen Unstimmigkeiten in der offiziellen Geschichtsschreibung zu erklären versucht.

Der von dir genannte Grund für die Heimlichtuerei klingt durchaus plausibel.

Wenn es wirklich so war, daß die USA die Atombombe erst von den Deutschen übernommen haben, dann kann ich mir auch noch andere Gründe dafür vorstellen, dies zu verheimlichen:

Zunächst einmal hat das Manhattan Project enorm viel Geld verschlungen, und es wäre ein Skandal gewesen, wenn man öffentlich hätte eingestehen müssen, daß es trotzdem ein Fehlschlag war. So wären in diesem Fall schon einmal sämtliche Verantwortlichen bis hoch zum US-Präsidenten daran interessiert gewesen, dies nach Möglichkeit zu verheimlichen.

Dann war es für die weltweite Durchsetzung der Interessen der USA natürlich sehr günstig, wenn alle Welt glaubte, daß die Atombombe eine US-Entwicklung war. Vor allem die Sowjets wollte man mit der Bombe in Schach halten, denn es zeichnete sich ja schon deutlich ab, daß Stalin durchaus nicht bereit war, die Früchte des Sieges einfach allein den USA zu überlassen. Und es ging kurz vor Kriegsende auch darum, die Sowjets daran zu hindern, Japan zu besetzen und den USA so einen großen Teil des von den Japanern überall in Asien zusammen geraubten Goldes einfach vor der Nase wegzuschnappen.

Wenn aber alle Welt gewußt hätte, daß die USA ihre ersten Atombomben nur von den Deutschen hatten und noch gar nicht in der Lage waren, Atombomben selbst herzustellen, dann hätten sich manche Regierungen vielleicht nicht so leicht einschüchtern lassen. Sie hätten deutsche Experten engagiert, die ab 1945 massenweise aus Deutschland auswanderten und versucht, noch vor den USA selbst Atombomben zu bauen. Die USA hätten sich dann wieder wie schon während des Krieges in der Situation eines Wettlaufes zur Atombombe befunden.

Diese Gründe wären heute weniger wichtig, aber es gäbe durchaus noch einen Grund, die wahre Herkunft der Atombombe heute noch zu verheimlichen:

Wenn so eine wichtige Waffe wie die Atombombe in Deutschland entwickelt wurde, dann bliebe nicht viel, womit die USA im Zweiten Weltkrieg führend waren. Letztendlich bliebe de facto nur die pure Massenproduktion. So könnten heutige Diktaturen wie z.B. China auf den Gedanken kommen, daß sie den USA oder überhaupt den westlichen Staaten immer haushoch überlegen sein werden, weil sie durch ihre günstigeren Strukturen genau wie das Deutsche Reich unter den Nazis viel bessere Möglichkeiten haben, um die Technologie voranzutreiben und damit auch in Zukunft bessere Waffen haben werden als die USA. Daß sie also nichts weiter tun müssen, als den noch bestehende technologischen Rückstand aufzuholen und ihre wirtschaftliche Basis zu stärken, um den USA in Zukunft überlegen zu sein. Und daß der technologische Vorsprung der USA letztendlich nur auf 1945 erbeuteter deutscher Technologie beruht, daß also das Tempo der technologischen Weiterentwicklung in den USA umso mehr sinken wird, je weiter der Zweite Weltkrieg zurück liegt. Daß man sich somit von der momentanen militärischen Überlegenheit der USA nicht einschüchtern lassen muß, sondern einfach nur die Zeit für sich arbeiten lassen kann.

Und ein weiterer Grund wäre ebenfalls noch heute aktuell:

Das Nazi-Regime gilt heute allgemein als monströses Gebilde, das unschuldige Menschen ermordet hat, quasi als die Inkarnation des Bösen. Die USA dagegen stellen sich gern als führende Nation der "freien Welt" da, also als die Guten. Wenn man nun aber eingestehen muß, daß die Bösen 1945 die Atombombe hatten und sie trotzdem nicht eingesetzt haben, die Guten sie dagegen rücksichtslos auf wehrlose Menschen abgeworfen haben - was bleibt dann noch von diesem schönen Schwarz/Weiß-Bild?

Freundliche Grüße
von Garfield