Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Black out im Bett

Narrowitsch, Berlin, Tuesday, 11.12.2007, 17:04 (vor 6584 Tagen) @ DschinDschin

So geht es, wenn sich Journalistinnen um ein (bevölkerungs-)politisches Problem Gedanken machen. Fast immer geht es in die Hose. Dieses Ergebnis teilen sie mit ihren Kolleginnen aus dem poltischen Apparat. Der Grund hierfür: Sie begreifen Gesellschaften nur dann als Systeme, wenn sie daraus Ansprüche ableiten wollen, in allen anderen Fällen gehen sie offensichtlich von der unzutreffenden Vermutung aus, es handele sich um eine Ansammlung von Individuen, die sich jenseits komplizierter Verhältnisse, in einem leeren Raum befinden und denen frau nur noch die richtigen Vorgaben schenken muss, um sie ins Reich der irdischen Glückseligkeit zu führen. Daher ja auch ihr Führungsanspruch.

In diesem Falle bedeutet dies: Frau Gaschke fällt das gleiche auf wie auch schon der Frau und Ministerin vdL: irgendetwas klemmt in der deutschen Gesellschaft, es besteht also Handlungsbedarf: zu wenig Kinder, ergo zu wenig Steuern, ergo zu wenig Renteneinzahler, ergo vergreisende Städte undsoweiterundsoweiter. Allerdings: Die Beobachtung dieser Tatsache verleitet sie nicht etwa zu einer Generalinventur des Systems "Gesellschaft Deutschland GmbH", sondern zu Gedankenspielereien auf welche Art Menschen als Funktionsteile in das von Ihresgleichen ersonne System eingeklemptnern werden können.

Da war zunächst der Gedanke, das Problem unter buchhalterischen Aspekten zu lösen, Soll und Haben der familären Finanzplanung beschäftigte die staatlichen Verwalter des zwischenmenschlichen Lebens, und wie sooft in solchen Fällen kamen sie zu dem Schluss: Kinderkriegen lohnt nicht. Finanziell gesehen. Anderes liegt hinter ihrem Horizont. Also: He Staat - wir brauchen mehr Geld. Frau Gascheke dämmert eine Erkenntnis, die weder Frau vd Layen, noch ihre Vorgängerinnen so in die poltische Debatte getragen haben: niemand plant Kinder mit dem Taschenrechner. Tja, vielleicht liegt es an mangelnden Betreuungsmöglichkeiten, dass keine Kinder mehr das Licht der Welt erblicken? So eine weitere Überlegung. Also mehr Kitas her, möglichst mehr als gebraucht werden. Eben auch mit dem Taschenrechner kalkuliert. Ob dies die Lösung bringen wird, steht dahin.

Also tappen Gasche, vdL und ihre Seelenverwandtschaften weiter im Dunkeln; sie schauen auf das Werk schöne neue Welt und begreifen nicht, warum die Leute anders als von Adenauer vermutet, nun weniger oder auch keine Kinder bekommen. Immerhin kommt die Frau zu einem interessanten Schluss. Sie schreibt: " Die gewichtigere Rolle bei der Entscheidung spielen Lebensstil, aktuelle Karrieresituation, Freundeskreis, Vorbild der Eltern und persönliche Definition des Begriffs ?Wochenende?. Das hat schon etwas von einem Ansatz, der sich nach Inventur anhört. Doch dann dieses: " Der Hauptgrund für die geplante Kinderlosigkeit ist so groß, dass wir ihn offenbar völlig übersehen: Die gesamte Kinderfrage hängt nach wie vor an den Frauen...Denn versagt hat die Frauenbewegung im Bereich der sexual politics: Die Beziehung zwischen den Geschlechtern hat sich eben nicht wirklich verändert. Die Männer sind keine neuen, weichen, Teilzeit arbeitenden Väter geworden, nur weil die Frauen Karriere machen wollten. Offenbar ist die Vaterrolle ohne den Starauftritt des Ernährers und Versorgers so wenig attraktiv, dass die Männer im Zweifel lieber dankend verzichten."
Und aus ist es mit der emotionslosen Inventur. Schuldige finden und beklagen, dass die nicht dem gesellschaftlichen Ideal feministischer Wunschrealitäten entsprechen, scheint der Frauenpower der Königsweg zur Problemlösung zu sein. Man, respektive frau, muss die schuldigen strafen und umerziehen. Ein Mittel, dass die bereits Gaschken praktiziert, ist verachtender Hohn: " Offenbar ist die Vaterrolle ohne den Starauftritt des Ernährers und Versorgers so wenig attraktiv, dass die Männer im Zweifel lieber dankend verzichten." Was also, ist ihrer Ansicht nach zu tun? "Erstens, dass Frauen ihrer atavistischen Programmierung einen Tritt verpassen und sich ihre Partner besser aussuchen. Und zweitens, dass die Männer den Ernst der Lage begreifen. Nachwuchs ist endgültig auch ihre Angelegenheit. Es geht, knallhart, um Rente, Pflege, Wohlstand - Begriffe, die Männer vielleicht leichter verstehen als Liebe."

Atavistische Programmierung in den Hintern treten? Partner besser aussuchen? Männer zeigen, was gehauen und gestochen ist? Mit diesen wenigen Fragmenten beweist die Autorin, wie meilenweit sie von eine ernsthaften Analyse entfernt ist. Im Wort Atavismus steckt ds Wort Vorfahre. Wer das Gewordene ignoriert bekommt keine belastbare Eröffnungsbilanz. Wer ins Unternehmen Partner holen will , die es nicht gibt, beraubt sich der Produktivität, wer dennoch vorhandene potentielle Partner mit arroganten Belehrungen empfängt, ihnen ungefragt Aufgaben zuteilt, muss sich nicht wundern, wenn sie gar nicht erst zu gemeinsamen Unternehmungen antreten. Wer ihnen dann auch noch menschliche Fähigkeiten, wie die Fähigkeit zu Liebe abspricht, macht sich nicht nur der Unanständigkeit schuldig, sondern die eigentlichen Compagnons zu erklärten Gegnern. Und führt die gesamte GmbH in die Pleite.

Zugegeben, ich mit kein Ökonom, kein Volkswirt, nicht einmal Sozio- und Psychologe. Aber ich bin Mensch und womöglich trotzdem Mann. Vielleicht wäre der Inventuransatz, der mir vorschwebt hilfreicher.

1. Was besitzen wir auf der Habenseite?

- hochqualifizierte Frauen, aber auch auch hochqualifizierte Männer
- ein beachtliches finazielles Kapital
- beachliche Mobilität der einzelnen Mitarbeiter

2. Was ist der gegenwärtige Zustand des Unterehmens?

Konjunktur brummt, Forschungsabteilung brummt auch

3. Was könnte unserem Unternehmen schaden?

hohe Scheidungsquoten- unzufriedene Mitarbeiter/innen
teilweise rückläufiger Bildungs- und Inovationswille der mämmlichen Belegschaft
stetig abfallenes Leistungsniveau im Mangement
mangelnder Nachwuchs

4. Wo wurzeln potenzielle Schadensquellen? Seit wan werden sie sichtbar?

Nach dieser unvollständigen Stichwortliste würde ich Fragen auf die Agenda setzen.Und zwar ganz gendergemäß, nämlich wie wirkt sich das tun und lassen auf das eine und das andere Geschlecht aus.

1. Wie können wir den derzeitigen Standart halten? Bedarf es der Änderungen? Welche? Mit welchen Folgen?

2. Damit es weiter brummt, brauchen wir die besten Mitarbeiter. Kompensiert der steigende Neuzugang von (geistig) produktiven Frauen den Abfall männlicher (geistiger) Produktivität? Welche Rolle spielt geschlechtsspezifische Quotierung dabei, und bei Innovation und Entwicklung?

3. Woraus resultieren die Scheidungsquoten? Passen Mann und Frau nicht oder nicht mehr zusammen? Was macht sie womöglich inkompatibel? Welche Rolle spielen Vorstellungen und Ansprüche an Wohlbefinden? Wer beeinflusst sie?
Welche Rolle spielen Machtgleichgewichte zwischen den Geschlechtern in einer sich wandelnden Arbeitswelt? Was trennt, was eint sie?
Was hindert die Jungen an jener Kreativität, die ihre Großväter und Urgroßväter zu den wahren Schöpfern der Industrienation Deutschland werden ließ? Befinden sie sich in Agonie? Ist ein unbekannter Virus daran schuld?

4. Seit wann treten die Zukunft bedrohende Erscheinungen auf? Stehen Ursachen und zeitliches Erstauftreten in einem Zusammenhang? Welche Rolle spielte die industrielle Revolution und die damit verbundene Abnahme der Nachfrage von physischer Kraft? Welche die Entwicklung zur Wissensgesellschaft? Wie ist es mit betriebsinterner Umsetzung der freiwerdenden physischen Kraft in wissensorientierte bestellt?

usw, usw...

Tatsächlich, die Welt wandelt sich fortwährend. Nur: Wer den einen Teil einer Gesellschaft verändert, muss mit Folgen für die anderen Teile rechnen und mit deren Reaktionen darauf. Die Annahme, die Aktion und Reaktion richteten nach Auftragslage oder nach persönlichen Wünschen, hat von Systemen nichts begriffen. Und der/diejenige, die ganze Bereiche ausklmmenrn, in diesem Fall der männliche Wille, schon gar nicht. Wer beispielsweise das Alleinernährermodell für Familien abschaffen will, muss innerhalb der Gesellschaft für andere, allgemein anerkannte und verbindliche Modelle sorgen. Wer ehemalige Bereichsleiter zur Pförtnerei umsetzt, muss sich über mangelnde Arbeitsmoral nicht beschweren. Solange dies , freilich allegorisch gemeint, geschieht, werden Männer beim Alleinernährerkonzept verbleiben. Allerdings anders als geplant: Sie sorgen nun nur noch für sich. Und zwar nicht aus hemmungslosem Egoismus heraus, sondern weil die "atavistische" Funktion abhanden gekommen ist. Als Vollzugsknechte fremden, also weiblichen Willens sind sie sich zu schade. Mit Recht meine ich. Denn: Die Menschin, die im Stande ist, geistig halbwegs intakten Kerlen zu verklickern, dass sie an der Umkehrung massenhaft beschriebenes und angeblich an Frauen Unrechts mitwirken müssen, diese Menschin muss erst noch geboren werden. Mag sein, dass frau Gaschke sich für eine solche hält. Dem Gros der Mäner wird sie nicht einreden können, Karriereverzicht zu Gunsten der Frau sei erstrebenswert. Einkommens- also Machtgefälle sei gleichgültig, soweit es Frauen dient. Freilich sagt sie es nicht so, sie und ihre Kumpaninnen reden gern von Teilhabe und Gewinn auch für Männer. So als erwiese sich ihr Tun als Wohltat für Männer. Als Mann sage ich: Ich bin auf Gnadenakte dieser Damen nicht angewiesen. Ich besitze eigene unveräußerliche Rechte, die mir niemand gewähren braucht. Also das, was Femis so gern für sich einklagen.
Bleibt die Frage nach den Kindern. So lange Frauen nicht begreifen und nicht akzeptieren, dass Ansprüche an Väter jeglicher Art in dieser schönen neuen Welt nur begründet sind im väterlichen Kinderwunsch, in gleicher Teilhabe- und Pflicht, die dem Väterwesen entspricht und nicht weiblichen Vorstellungen von irgendetwas ? solange ist die einzig richtige männliche Reaktion Vrweigerung.
In solchen Zusammenhängen zu denken, geht Frau Gaschke und Frau vdL augenscheinlich ab. Und nicht nur ihnen. Mir stellt sich die Frage: Können sie es aus biologischen Gründen nicht? Oder wollen sie es nicht, weil sie nicht das Allgemeinwohl, sondern das ihrer Klientel im Sinne haben. In beiden Fällen besetzen sie die falschen Stühle. Die Gesellschaft mit Zukunft bedarf ihrer nicht.Die Gesellschaft mit Zukunft bedarf der uralten Einsicht, dass kinderkriegen etwas mit Selbstverwirklichung zu tun hat, mit Weitergabe, gelegentlich mit Liebe.Alles andere ist ökonomische Folge , nicht aber Ursache. Oder irrt sich da der

Narrowitsch?

--
Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.


gesamter Thread:

 

powered by my little forum