Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Titanic: Männer verhalten sich anständig in Katastrophen.

Narrowitsch, Berlin, Tuesday, 03.04.2012, 14:19 (vor 5010 Tagen) @ Frau

Wow, das ist doch mal wirklich eine sehr überraschende Erkenntnis, dass
Eltern in lebensbedrohlichen Situationen versuchen, das Leben ihrer Kinder
zu retten, auch unter Einsatz des eigenen. Wie überaus merkwürdig.

Da bin ich mir nicht so sicher. Du weißt schon, dass im 30jährigen Krieg -und nicht nur während dieser Zeit - Mütter ihre Kleinkinder fraßen? Nicht alle, aber einige.

Was das Thema "Anständiges Verhalten in Katastrophen" generell angehht:
Ich dachte, ihr wollt Gleichberechtigung und keine Frauenbevorzugung? Wieso
wird dann erwartet dass Männer sich für Frauen in Katastrophen opfern?

Ich will nichts weiter, als dass Gesetz und RichterInnen es unterlassen, mich und meinesgleichen im Namen der Gleichheit über das Ohr zu hauen. Alles andere zieht mir am Gesäß vorbei.
Wie ich mich in extremen Situationen verhalte, hängt ganz von den Umständen ab. Soviel ist sicher: Für FeministInnen riskierte ich nicht einmal ne Prellung.

Bei der eigenen Familie ist es klar, aber wieso Männer sich für
wildfremde Frauen in den Tod stürzen oder auf einen Platz im Rettungsboot
verzichten sollen, erschliesst sich mir als Frau nicht.

Du bist gewiss noch eine sehr junge Frau? Eine, die keine Ahnung von Pflichten hat? Eine , die keine Ahnung hat vom wundersamen Zusammenspiel biologischer Anlagen und kultureller Wertsetzungen?

Besonders dann nicht wenn dieselben Männer rumheulen, dass Frauen
ständig bevorzugt würden.

Ich heule nicht rum.

Ich würde das jedenfalls nicht tun wenn ich ein Mann wäre, wäre ja
schön blöd.

Das glaube ich sofort. Das ist Zeitgeist,modern. Vielleicht auch nur Mode.

Alles in Allem denke ich eher, dass "der Mensch" in Katastrophen eher an
sich bzw. die seinen denkt als an seine Spezies generell.

Ja, sicher. Die Frage ist, wen man zu den seinen zählt.

Das Beispiel
Titanic ist ja nun nicht repräsentativ für jede Katastrophe,

Nicht für jede, aber für viele.

zumal ich
bei Zeugenberichten die auf diesem italienischen Kahn gewesen sind, der da
letztens umgekippt ist, gelesen habe, dass viele Männer sich durch die
Menge (inklusive Frauen + Kinder) "durchgekämpft" hätten, bloß um an ein
Rettungsboot zu kommen.
Und das, obwohl man in der Nähe des Ufers war, das Boot nicht sank und
man sich nicht in der eiskalten Arktis befand.

Wenn es denn so war, kannst Du davon ausgehen, dass ein modernes Wertesystem andeutet, wohin seine neuen Wege führen.

Man kann das wohl nicht verallgemeinern.

hmmm...

Die damalige Zeit wird auch eine Rolle gespielt haben.

Keine Frage.

Das war noch eine
Zeit wo es offene Feldschlachten gab (wie auch im 1. Weltkrieg die
Grabenkämpfe) und wo Typen die das nicht ausgehalten haben und in Panik
weggerannt sind erschossen wurden, wodurch gewährleistet wurde, dass die
meisten es eben doch aushielten. So eine Mentalität wird da wohl auch eine
Rolle gespielt haben.

Lernt man/frau gegenwärtig diese, äh, sehr schlichte Sicht auf sehr komplexe Ereignisse in Schulen oder Universitäten?
Kleiner Tip: Geh mal davon aus, dass mittels Standrecht weder eine Matrialschlacht des 1.WK noch die größte Evakuierung von ZivilistInnen aller Zeiten (Ostpreußen)durchzuführen gewesen wären. Lesen hilft, allerdings braucht es Bedachtsamkeit bei Wahl der Literatur.

Narrowitsch

--
Extemplo simul pares esse coeperint, superiores erunt-

Den Augenblick, sowie sie anfangen, euch gleich zu sein, werden sie eure Herren sein.


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