Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

Archiv 2 - 21.05.2006 - 25.10.2012

233.682 Postings in 30.704 Threads

[Homepage] - [Archiv 1] - [Archiv 2] - [Forum]

Ex-Vater = hochwertiger Abfall; Danke! (o.T.)

truhe, Wednesday, 21.02.2007, 01:15 (vor 6869 Tagen) @ Christine

Die geplante Reform des Unterhaltsrechts rührt tief an traditionelle
Geschlechterrollen.
Gerade Frauen werden ihre Langzeitbeziehungen in Zukunft anders gestalten
als bisher

Vielleicht hat die außereheliche Affäre des CSU-Prominenten Horst
Seehofer, der demnächst eine Geliebte mit Kind zu versorgen hat, den
Anstoß gegeben. Oder es haben ein paar nachdenkliche Ehefrauen genauer
nachgerechnet, was nach einer Scheidung für sie übrig bliebe. Jedenfalls
ist um die geplante Reform des Unterhaltsrechts für Geschiedene neuer
Streit entbrannt. Diese Reform rührt an grundsätzliche Vorstellungen von
Gerechtigkeit. Wer über die Reform redet, spricht über das Tauschsystem
Langzeitbeziehung. Und da werden die Karten zwischen Männern und Frauen
gerade neu gemischt.

Nach dem Entwurf zum neuen Unterhaltsrecht sollen die Unterhaltsansprüche
geschiedener Ehefrauen an ihren Exmann in Zukunft nicht mehr Vorrang
besitzen. Sie sollen vielmehr mit den Ansprüchen der neuen Lebenspartnerin
konkurrieren - ob verheiratet oder nicht -, wenn diese ein Kind betreut.
Noch vor den Frauen haben zudem alle minderjährigen Kinder des Mannes,
auch die aus der neuen Beziehung, ein Recht auf Unterhalt vom Vater. Das
neue Gesetz würde somit die Stellung geschiedener Frauen verschlechtern.

Dazu eine Beispielrechnung aus dem Justizministerium: Nach geltendem Recht
muss ein Ehemann mit einem bereinigten Nettoeinkommen von 2.280 Euro seiner
arbeitslosen Exfrau und ihren beiden gemeinsamen Kleinkindern monatlich
1.066 Euro überweisen - auch wenn er eine neue Partnerin mit Baby hat.
Nach neuem Recht würde die Exfrau mit den beiden Kindern nur noch 791 Euro
bekommen, die neue Partnerin mit Kind erhielte 499 Euro.

Das neue Recht greift bei jenem Scheidungsklassiker, der allergrößtes
Verletzungspotenzial enthält: Nach einer langen Beziehung verlässt der
Mann die Ehefrau wegen einer Jüngeren und gründet mit dieser eine zweite
Familie. Die erste Ehefrau bleibt zurück. Sie hat wegen der Kinder auf
eine Karriere verzichtet, steht jetzt allein, arbeitslos und verbittert da
und muss auch noch mitansehen, wie jeder weitere Zeugungsakt des Mannes
ihren Unterhalt - und damit ihren Lebensstandard - schmälert. Explosiver
geht es nicht.

Es gibt aber auch den umgekehrten Fall, und der treibt wiederum die Männer
auf die Barrikaden: Die Frau verlässt den Mann. Nach der Scheidung lässt
sie sich noch jahrzehntelang vom Exmann alimentieren, ohne sich dem kalten
Wind des Arbeitsmarktes auszusetzen. Der Geschiedene kann sich eine zweite
Ehe schlichtweg nicht mehr leisten und steckt in der Unterhaltsfalle
fest.

Solche Horrorszenarien von himmelschreiender Ungerechtigkeit werden in
privaten Kreisen oft kolportiert. Wie oft sie eintreten, ist statistisch
aber nicht festzustellen. Jedenfalls ist der tatsächlich gezahlte
Unterhalt des Mannes viel geringer, als es das Klischee von Scheidungen à
la Boris Becker vermuten lässt. Nach einer Studie des
Bundesfamilienministeriums von 2003 verlieren Frauen nach der Scheidung im
Durchschnitt ein Drittel ihres Einkommens, die Männer büßen nur mehr als
ein Zehntel ein. Diese Werte sind je nach Haushaltsgröße gewichtet. Nur
jede zehnte Geschiedene hat überhaupt Anspruch auf Unterhalt - weil der
Mann meist zu wenig verdient, um nach dem Eigenbedarf und den
Unterhaltszahlungen für die Kinder überhaupt noch Geld übrig zu haben.

Weiter hier


gesamter Thread:

 

powered by my little forum