Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Ein weiterer Hirnfurz

DschinDschin, Wednesday, 23.12.2009, 19:28 (vor 5852 Tagen)

politische bildung

Es überrascht daher kaum, dass die Wohnstrukturen der fordistischen Epoche einer der Schwerpunkte der feministischen Stadt- und Planungskritik waren, die sich Ende der 1970er Jahre in enger Verbindung zur Zweiten Frauenbewegung formierte. Im Elias'schen Sinne wurden diese als präziser "Anzeiger" nicht nur der bürgerlich-kapitalistischen, sondern auch der patriarchalen Verfasstheit der westlich-modernen Industriegesellschaften gedeutet: "als materialisierter Ausdruck eines hierarchischen Geschlechterverhältnisses", 4 das sich vor allem durch die systematische Marginalisierung von Haus- und Reproduktionsarbeit auszeichnete. Während der "Malestream" der Stadtforschung die räumliche Organisation westlich-moderner Städte mit ihrer charakteristischen funktionalen Zonierung (,Wohnen, ,Arbeiten, ,Freizeit/Erholung, ,Fortbewegung/Verkehr) allein auf industriekapitalistische Strukturprinzipien zurückführte, 5 konnte die feministische Kritik zeigen, dass in diebaulich-räumliche Ausdifferenzierung der modernen Stadt von Anfang an die geschlechtsspezifische Verteilung der gesellschaftlich notwendigen Arbeit eingelassen war: Der Bereich der nicht entlohnten Versorgungsarbeit wurde an Frauen delegiert, in die "Privatsphäre" der Wohnungen und Wohnviertel eingeschlossen ("Haus-Frau") und dann auch räumlich ausgelagert und isoliert. Zwei die fordistische Phase international prägende Wohnformen drückten diese Entwicklung besonders deutlich aus: die Eigenheim-Suburbanisierung und die peripheren Großsiedlungen des sozialen Wohnungsbaus.

Wie wirkt dieser Text auf Euch? - Nicht wahr, es erinnert an die Verlautbarungen der Zentralkommitees der diversen sozialistischen Partein.

"Haus- und Reproduktionsarbeit". Ich habe noch nie beim Sex daran gedacht, dass das ja Teil der "gesellschaftlich notwendigen Reproduktionsarbeit" sei.

Ach ja, eine Frage: Wie sahen denn die Wohnverhältnisse im Sozialismus aus.

Hausaufgabe: Vergleiche die Wohnverhältnisse in Marzahn mit den Wohnverhältnissen in industriell-kapitalistischen Systemen!

Dabei ist der Begriff "Fordismus" wichtig!

Fordismus bedeutet, Massenproduktion (am Band) unter Einsatz von Arbeitskräften. Fordismus bedeutet, Massenwohlstand, auch für ungelernte.

Bitte den Film Gran Toriono mit Clint Eastwood ansehen. Er zeigt, am Häuschen von Clint Eeastwood, wie ein Bandarbeiter im Fordismus lebte, und an den heruntergekommenen Häusern in der Nachbarschaft, was den Bandarbeiter nach Ende des Fordismus erwartet.

Ach ja, das hierarchische Geschlechterverhältnis! Wie zeigt sich das? - Dass Papi malocht und Mami in schöner Umgebung unter Zuhilfenahme vieler kleiner technischer Helferlein hausarbeitet?

Hausaufgabe: Vergleiche die Lebensumstände von Arbeiterfrauen in der Frühzeit der Industrialisierung (Manchester-Kapitalismus) mit denen, zur Zeit des Fordismus (1920-1975)!

"Die nicht-entlohnte Versorgungsarbeit wurde an Frauen delegiert." - Wurde sie? - Oder haben sich die Frauen diesen Bereich unter den Nagel gerissen? Wenn diese Arbeit nicht entlohnt war, wie bestritten die Frauen dann ihren Lebensunterhalt, oder waren diese Frauen massenhaft auf Transferleistungen des Staates angewiesen?

Wohnsuburbanisierung bedeutete die Schaffung und Abgrenzung reiner Reproduktionsräume. Insofern diese auf der Durchsetzung des typischen Lebensmodells der bürgerlichen Kleinfamilie mit vollerwerbstätigem männlichen Haushaltsvorstand einerseits und Vollzeit-Hausfrau und Mutter andererseits beruhte, stand der Begriff "Suburbia" in der geschlechterbezogenen Stadtforschung lange für den patriarchal geprägten Raum schlechthin. 6

Was bestimmt den Charakter eines Wohngebietes: Doch wohl die Menschen, die dort wohnen, und die man dort am häufigsten sieht. - Also wen sieht man in einem solchen Wohngebiet am häufigsten: Frauen, Kinder. - Warum ist dieser Raum also patriarchal geprägt? - Wer steckt hinter dem Wunsch nach dem Haus im Grünen?

Erstaunlicher Text! Wer schreibt so was? - Nur Bekloppte! - Und so was wird in Politik und Zeitgeschichte veröffentlicht? - Das lässt tief blicken!

Was mir als Erfolg der feministischen Architektur einfällt, ist das Getto für Frauen, das in Wien beabsichtigt ist.

Na, wenn das kein Fortschritt ist!

DschinDschin

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Barbarus hic ergo sum, quia non intellegor ulli.


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