Der Typ Nehberg

Mus Lim , Monday, 21.12.2009, 05:23 (vor 5854 Tagen) @ Nihilator

Helden sind die, die sich bei der Verschleierung
und Umlegung von Problemen hervortun.

Der Lebenslauf Nehbergs zeigt ja, dass er ein Selbstdenker ist, kein Konformist, ein Macher, kein Mitläufer.

Was ihn von anderen unterscheidet ist, er hat richtig gedacht (nicht nur ausgetretene Pfade "nach" gedacht) und beim Denken ist auch noch was rausgekommen.

Er hat erkannt, welche (gestaltende) Kraft dem Islam einst innewohnte und hat diese größtenteils verschüttete Kraft wieder hervorgekitzelt.

Er hat noch etwas getan: Er hat keine Schuldzuweisungen verteilt, sondern die Menschen (und ihre Religion) ernstgenommen und eine Lösung (!!!) vorgeschlagen.

Ist das Märchen "Des Kaisers neue Kleider" bekannt? Alle sind Verbrecher,
die die Schönheit der Kleider des Kaisers nicht rühmen. Kinder mit ihrem
unverkorksten Verstand braucht es, um das zu entlarven. Ein wirklich
lehrreiches Märchen, findest Du nicht?

Das zeigt zunächst, dass das Problem nicht neu ist und nicht erst seit Sozialismus, Feminismus und Genderismus besteht.

Das Problem liegt tiefer. Macht ist geil, und das bringt Menschen dazu sich bis zur Selbstverleugnung zu verbiegen.

Gerade deshalb sind die Nehbergs dieser Welt so wichtig.

Weißt Du eigentlich, warum ich so darauf bestehe, Dich zu mögen? Du hast
Dich nie mit dem Abschaum gemein gemacht, der unter dem Banner Deiner
Religion hier Fuß faßt.

Ich werde mich mit keinem Abschau gemein machen, unter welchem Banner auch immer. Gut erkannt.

Du hast es damit geschafft, bei mir ein Verständnis anzuregen dafür,
daß zwar der Islam nicht anders ist als ich das bisher denke,
aber daß ein anderer Islam möglich ist.

Ich denke, dass es falsch ist, eine Religion in ein Gut- oder Schlecht-Schema reinzupressen. Unter dem Segel der Religion segeln viele, mit Berufung auf die Religion wurden und werden viele gute, aber auch schlechte und schlimme Dinge verübt.

Der Punkt ist, darauf will ich hin, eine Praxis mit 3000-5000 Jahre alter Tradition kann nicht mal so eben gekippt werden, da helfen rationale Argumente allein nichts.
Dazu braucht man eine Vision, eine verdammt gute Vision. Und das ist das Großartige, was Nehberg gelungen ist. Er ist nicht nur hingegangen, um den Menschen etwas wegzunehmen (eine tausendejahre alte Tradition), sondern er hat auf der anderen Seite den Menschen den Stolz auf den Islam wieder gegeben. Der eine Verlust kann durch den anderen Gewinn aufgefangen werden.
Es ist ja nicht allein damit getan, Politiker, Bürokraten und Religionsgelehrte zu überzeugen, sondern der letzte Ali und die letzte Aische im letzten Dorf müssen das ja letztenendes mittragen.

Und wenn das nicht falsch sein sollte, sei gesagt: die größten Hindernisse
dabei waren und sind polit-korrekte Arschlöcher. Sie stellen sich zwischen
die, die wirklich Dinge auszudiskutieren hätten, sie definieren die Grenzen
der Meinungsfreiheit, sie entschuldigen alles, was im Namen des Islam
geschieht.

Das Beispiel zeigt ja mal wieder, dass es eben auch die gibt, die ihre Religion ernst nehmen zum Vorteil der Menschen.

Für die Leser, welche die Sendung nicht gesehen haben.
Eine Konferenz in Äthiopien stand auf der Kippe, weil konservative Muftis unbedingt an der "sunnitischen" Beschneidung festhalten wollten. Besonders ein Hardliner tat sich hervor, schwang sich als Vertreter Allahs hervor und brachte die Konferenz an den Rand des Scheiterns. Aber Nehberg und seine Mitstreiter haben die Nerven nicht verloren, glaubten an den Erfolg ihrer Sache und ließen eine junge Frau vor den versammelten Entscheidungsträgern und Gelehrten sprechen. Und von wegen, islamische Frauen hätten kein Selbstbewusstsein.

Das brachte die Wende und die meisten Islamgelehrten erklärten, das "Goldene Buch" unterstützten zu wollen.
Letztlich änderte auch der Hardliner seine Meinung. Er sagte sinngemäß, wenn die Frauen so darunter leiden, dann wäre das nicht der Wille Allahs und des Propheten. Und selbst wenn die "sunnitische" Beschneidung bislang von der Scharia als erlaubt gewertet wurde, dann müsse man das halt ändern.

Für die uninformierten Leser hier, im Islam gilt die Regel, wenn die Religionsgelehrten über eine Sache kein Wissen haben, dann sollen sie die Experten befragen (hier Ärzte und Betroffene). So sprach vor der betroffenen Frau ein Arzt zu dem Thema und die gesundheitlichen Folgen für die Frauen.

Was mich an Nehberg beeindruckt ist
1. Das er das Projekt überhaupt begonnen hat.
2. Er auch in kritischer Situation an den Erfolg seines Ansatzes geglaubt hat.
3. Es wurde den Skeptikern und Hardlinern die echte Chance eines Lernprozesses gegeben. Ganz im Gegensatz zur UN, die Länder erpresst, indem Projekte mit der Unterwerfung unter Gender erzwungen wird.

Die Islamgelehrten, die das Projekt unterstützen, sind aber auch beeindruckend. Meist wird über die Medien im Westen ja nur der Fundamentalismus und politisch unterwanderte Bewegungen gezeigt. Das ist mir Beleg, dass es im Islam eben auch noch eine andere Elite gibt. Welchen Einfluss die haben können hängt aber auch von der unspirituellen Frage ab, wer die Medien kontrolliert und ihre Inhalte.

Aber auch da ist der Typ Nehberg natürlich ein enormer Gewinn. Durch seine Aktionen ist er weltweit bekannt, er kennt sich mit Medien aus, hat dort Kontakte, um sie für die Kampagne zu nutzen.

Abschließend gesagt ist das eine ganz besonders gute Aktion, die ich in eine Reihe von Aktionen von Martin Luther Kind und Mahatma Gandhi stellen möchte.

Mir fällt dazu ein Merksatz von Martin Balser ein:
"Die Welt lebt von den Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht."
Typen wie Nehberg gehören unbedingt dazu!

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