Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Amoklauf in Erfurter Gymnasium

Ferdi, Saturday, 27.04.2002, 20:55 (vor 8626 Tagen) @ Sergej

Als Antwort auf: Re: Amoklauf in Erfurter Gymnasium von Sergej am 26. April 2002 22:40:03:

Hallo zusammen,

Ich denke, es ist wie Ferdi gesagt hat, Frauen haben viel mehr Möglichkeiten, Männer haben keine Perspektiven mehr. Die Zeiten des alleinverdienenden Familienvaters, was ja lange Zeit z.B. in den 50er Jahren doch auch das Ziel der meisten Männer war, sind vorbei. Alternativen dazu haben wir aber auch keine! Egal wie man(n)s macht, ist es falsch.

Sehe ich auch so. Es hängt doch sehr mit den Geschlechterrollen zusammen, oder noch besser gesagt, mit den Rollen, die die Gesellschaft von den Mitgliedern der beiden Geschlechter erwartet. Da ist die Gesellschaft den Frauen gegenüber doch wesentlich grosszügiger. Den Frauen wird eine Narrenfreiheit, ein Freiraum der individuellen Persönlichkeitsgestaltung zugestanden, was den Männern nicht gewährt wird. Frauen dürfen ihre Gefühle zeigen, sie dürfen schwach sein und sagen "Mir geht es heute so schlecht, tröste mich!" Frauen dürfen sich ohne weiteres in Jobs stürzen (ob sie es auch tun steht auf einem anderen Blatt), sie dürfen dort wie Männer auftreten, sie kleiden sich individuell und sehr vielseitig, sind eigentlich in dieser Hinsicht nur vom Wetter fremdbestimmt, während Männer jederzeit knallhart zu erscheinen haben, sich in unbequeme und ungesunde 08/15-Uniformen zu stecken haben, denn sonst sind sie ja nicht "seriös", ihre Gefühle und Regungen haben sie gefälligst zu verbergen und zu unterdrücken, denn wenn sie - von Gemütsbewegungen übermannt - anfangen zu weinen, gelten sie plötzlich als "Warmduscher" und "Weicheier".

Das alles wird unterdrückt, weil Männer von klein auf so sozialisiert wurden. Wünsche, mal was anderes zu machen, mal anders zu leben, werden abgeblockt (Das tut ein Junge/Mann doch nicht, das tun nur Frauen, Du bist doch ein Mann, reiss dich gefälligst zusammen, flenn nicht rum wie ein Weib usw) Zum Kotzen ist das! Auf die Dauer staut sich da ein Frust an, wenn dann da noch beruflicher Misserfolg, Mobbing und eine aus der Partnerschaft ausbrechende Ehefrau hinzukommt, dann kann bei labilen Persönlichkeiten der geringste Funke genügen, um das Frustgebräu zur Explosion zu bringen. Das könnte auch eine Erklärung dafür sein, dass Amokläufer wie jetzt in Erfurt immer Männer sind. Frauen bauen längst nicht so ein Frustpotential auf, weil sie sich ausleben und selbstverwirklichen können, ich meine jetzt nicht die sattsam bekannten Job- und Berufsbereiche, ich meine das alltägliche Leben, egal, wo es auch immer stattfindet. Sie pflegen intensive Freundschaften zu anderen Frauen, sie umarmen diese Freundinnen, wenn sie sie begrüssen. Macht das mal ein Mann mit seinem besten Freund, schreien gleich alle die Schlauberger: "Hey, die sind schwul". Bei den sich umarmenden Frauen krakeelt aber keiner: "Die sind lesbisch"! Und schon wieder landet ein Quant Frustpotential in der Männerseele.

Ich weiss, wovon ich spreche. Bis vor ca. drei Jahren habe ich auch so rummuffelnd vor mich hin existiert. Dann habe ich mal tief durchgeatmet und -peng- diesen ganzen beschissenen gesellschaftlichen Betonkokon in alle Richtungen von mir abgesprengt. Seitdem lebe ich so, wie allein ich das für richtig halte. Und ich frage keine Sau danach, ob denen das passt oder nicht, mit ist es piepegal ob ich irgendwelchen Leuten, die ich nicht kenne, gefalle oder nicht. Ich habe nur dieses eine Leben und von diesem Zeitpunkt an lebe ich dieses Leben so, wie meine Seele es zu leben wünscht. Und das hat mir bisher verdammt gut, sehr gut getan. Viele, die mich schon lange kennen, bestätigen mir, dass ich ein ganz anderer, viel positiverer, zufriedenerer Mensch geworden bin. Meiner Gesundheit hat das auch gut getan. Mein erhöhter Blutdruck, den 30 Jahre lang kein Arzt wegbekommen hat, ist ohne Medikamente normal geworden. Ich gehe gerne und höchstzufrieden meiner Arbeit nach, die ich sehr gerne mache obwohl ich mir da keine goldene Nase verdiene. Aber ich bin bis in die tiefste Seele mit mir und meinem Leben zufrieden, mit Gott und der Welt im Reinen. Nur, und das sei zur Beruhigung aller gesagt, mit dem Feminismus nicht. Damit bin ich nicht einverstanden, denn ich kann Ungerechtigkeiten einfach nicht ertragen. Die Männer immer in ein enges Korsett zu stecken, von ihnen ständig schauspielerische Höchstleistungen zu verlangen, aber dann, wenn sie unter der Last dieser Fassaden seelisch zusammenbrechen und sich in eine "Supernova" verwandeln, zu sagen: Männer sind von Natur aus gewalttätig und aggressiv, das ist ja wohl nicht drin!

Ich glaube, wenn die Männer endlich nach ihrer eigenen Fasson glücklich würden, dann wäre das Problem der Aggression und Gewalt schon halb gelöst.

Gruss,
Ferdi


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