Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Buchtipps

Jörg, Thursday, 21.03.2002, 20:02 (vor 8663 Tagen) @ Beatrix

Als Antwort auf: Re: Buchtipps von Beatrix am 21. März 2002 00:39:13:

Hallo Beatrix!

>Ach ja, der Biddulph. Ich hatte eines seiner Bücher auch mal in die Hände

bekommen.

"In die Hände bekommen" klingt aber nicht so, als hättest Du es ganz gelesen. Hättest Du aber besser, wen Du Dir ein fundiertes Urteil erlauben willst.[/i]

Richtig. Ich habe es nicht von vorne bis hinten durchgelesen. Vielleicht liegt das auch daran, daß ich mich ein wenig gegen Bücher sträube, die mir den Eindruck vermitteln, daß dort Jungen ganz im Sinne des Feminismus quasi zu Mädchen umerzogen werden sollen.

Was mich spontan zu einer E-Mail an den Männerrat Berlin veranlaßt

hat.
Ich persönlich kann nicht allzuviel damit anfangen, wenn Jungen unter-
stellt wird, daß sie

*schauder* Also mit dieser Vokabel "unterstellen" wird sehr viel Schundluder getrieben. Sie bereitet geradezu den Nährboden für Konfliktgespräche.Warum schreibst Du nicht "wenn Jungen so wahrgenommen und dargestellt werden, daß sie.."?[/i]

Ja, warum schreibe ich sowas nicht? Möglicherweise liegt es an der Überschrift des zitierten Textabschnittes, die da lautet: "Warum Jungen zur Überheblichkeit neigen und was man dagegen tun kann". Das klingt nicht gerade nach der Beschreibung einer subjektiven Wahrnehmung. Das klingt eher nach der Feststellung eines Übels samt kochrezeptartiger Abhilfemaßnahmen.

> daß sie von Natur aus überheblich sind und ihnen aufgrunddessen >zuallererst Bescheidenheit, Rücksichtnahme und tätige Abbitte als Ausgleich für ihre Sünden beigebracht werden soll.

Womit Du den Originaltext von Biddulph (böswillig?) verfälschst hast. Zum Glück hast Du ja die Originalstelle als Link mitgeliefert. So eine pseudoreligöse Vokabel wie "Sünde" steht nicht bei Biddulph, er schreibt "Dies ist am besten zu erreichen, wenn man von ihnen verlangt, Entschuldigungen auszusprechen oder tätig Abbitte zu leisten, wenn man sie dazu anhält, anderen zu helfen und sich stets rücksichtsvoll zu
verhalten."[/i]

Wieso bösartig verfälscht? Ich habe es lediglich ein wenig pointierter ausgedrückt, um die Botschaft deutlich zu machen.

Dasselbe Verhalten setzt er natürlich auch bei Mädchen voraus. Er erwartet,daß Eltern ihre Kinder dazu anhalten, sich zu entschuldigen, wenn sie etwas falsch gemacht. Er erwartet, daß Kinder nicht nur "Entschuldigung" sagen, sondern auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten angerichtete Schäden wieder gutmachen. Und er erwartet, daß Kinder lernen, sich gegen über ihren Mitmenschen, besonders gegenüber Schwächeren, rücksichtsvoll und hilfsbereit verhalten.
Was, bitte, ist daran falsch?

Ich halte nichts davon, wenn Jungen per se eine Überheblichkeit unterstellt wird (ja, ich bleibe bei dieser Vokabel) und diese zu allem Überfluß auch noch mit ihrer Biologie begründet wird.

Daß übrigens Jungen im Durchschnitt sich egoistischer und rücksichtsloser verhalten als Mädchen, das erlebe ich tagtäglich viele viele Male.

Ich nicht.

>Das Ergebnis meiner E-Mail an den Männerrat kannst Du am Anfang der unten

verlinkten Seite lesen (incl. Kommentar vom Männerrat).

Über den Kommentar des Männerrats (war das Peter?), kann ich nur schmunzeln.Da steht nämlich:

Wenn Jungen den Eindruck haben, Frauen wären dazu da, sie zu bedienen, dann vielleicht auch deswegen, weil Mütter ihre kleinen Söhne übermäßig verwöhnen (Muttis Liebling). Das heißt, nicht die Jungen müssen sich ändern, sondern die Mütter."

Damit sagst er grundsätzlich dasselbe wie Biddulph auch:
Kinder, besonders Jungen, reagieren überheblicher, wenn sie von Anfang an verwöhnt werden. Es ist daher Aufgabe der Eltern, die Jungen von Anfang an selbstständiger werden zu lassen und ihnen Verantwortung zu übertragen. D.h. Biddulph appelliert hier an die Eltern, denn das Buch ist ja schließlich ein Erziehungsratgeber. Das impliziert nun einmal, daß sich die Eltern zuerst ändern, wenn sie nämlich die von B. emfpohlenen Ratschläge umsetzen.
Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied zwischen Biddulphs Aussage und der des Männerrats: Letzterer spricht nicht von Verantwortung, sondern von Schuld. Er sieht außerdem die alleinige Verantwortung für das Verhalten der Jungen bei den Müttern. Den Einfluß der Väter auf das Verhalten ihrer Söhne klammert er dabei vollkommen aus.
Ansonsten kritisiert er - zu Recht - die zu enge Mutter-Sohn-Bindung, die zu neurotischen Störungen führen kann.
D.H. hier wurde aus einem ganzen Buch voller konstruktiver Ratschläge ein Kritikpunkt herausgepickt, um hier eine Schuldzuweisung an Frauen vornehmen zu können. Das hilft keinem einzigen Jungen ein Jota weiter, sondern ist eher destruktiv.[/i]

Daß das Buch auch gute und konstruktive Dinge zu bieten hat, will ich gar nicht abstreiten.

Zum Glück steht ja am Ende der Seite noch eine ausführlichere und sehr positive Rezension des Buches von amazon, was darauf schließen läßt, daß Peter das Buch im Endeffekt doch gut fand.

Äh, reden wir eigentlich von der gleichen Seite? ;-) Bei mir ist nämlich keine Rezension von amazon zu finden.

Gruß, Jörg


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