Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Re: Buchtipps

Beatrix, Thursday, 21.03.2002, 02:39 (vor 8664 Tagen) @ Jörg

Als Antwort auf: Re: Buchtipps von Jörg am 20. März 2002 19:23:32:

Hallo Beatrix!
Ach ja, der Biddulph. Ich hatte eines seiner Bücher auch mal in die Hände
bekommen.

"In die Hände bekommen" klingt aber nicht so, als hättest Du es ganz gelesen. Hättest Du aber besser, wen Du Dir ein fundiertes Urteil erlauben willst.

Was mich spontan zu einer E-Mail an den Männerrat Berlin veranlaßt

hat.
Ich persönlich kann nicht allzuviel damit anfangen, wenn Jungen unter-
stellt wird, daß sie

*schauder* Also mit dieser Vokabel "unterstellen" wird sehr viel Schundluder getrieben. Sie bereitet geradezu den Nährboden für Konfliktgespräche.Warum schreibst Du nicht "wenn Jungen so wahrgenommen und dargestellt werden, daß sie.."?

daß sie von Natur aus überheblich sind und ihnen aufgrunddessen >zuallererst Bescheidenheit, Rücksichtnahme und tätige Abbitte als Ausgleich für ihre Sünden beigebracht werden soll.

Womit Du den Originaltext von Biddulph (böswillig?) verfälschst hast. Zum Glück hast Du ja die Originalstelle als Link mitgeliefert. So eine pseudoreligöse Vokabel wie "Sünde" steht nicht bei Biddulph, er schreibt "Dies ist am besten zu erreichen, wenn man von ihnen verlangt, Entschuldigungen auszusprechen oder tätig Abbitte zu leisten, wenn man sie dazu anhält, anderen zu helfen und sich stets rücksichtsvoll zu
verhalten."
Dasselbe Verhalten setzt er natürlich auch bei Mädchen voraus. Er erwartet,daß Eltern ihre Kinder dazu anhalten, sich zu entschuldigen, wenn sie etwas falsch gemacht. Er erwartet, daß Kinder nicht nur "Entschuldigung" sagen, sondern auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten angerichtete Schäden wieder gutmachen. Und er erwartet, daß Kinder lernen, sich gegen über ihren Mitmenschen, besonders gegenüber Schwächeren, rücksichtsvoll und hilfsbereit verhalten.
Was, bitte, ist daran falsch?
Daß übrigens Jungen im Durchschnitt sich egoistischer und rücksichtsloser verhalten als Mädchen, das erlebe ich tagtäglich viele viele Male.

Das Ergebnis meiner E-Mail an den Männerrat kannst Du am Anfang der unten
verlinkten Seite lesen (incl. Kommentar vom Männerrat).


Über den Kommentar des Männerrats (war das Peter?), kann ich nur schmunzeln.Da steht nämlich:

Wenn Jungen den Eindruck haben, Frauen wären dazu da, sie zu bedienen, dann vielleicht auch deswegen, weil Mütter ihre kleinen Söhne übermäßig verwöhnen (Muttis Liebling). Das heißt, nicht die Jungen müssen sich ändern, sondern die Mütter."

Damit sagst er grundsätzlich dasselbe wie Biddulph auch:
Kinder, besonders Jungen, reagieren überheblicher, wenn sie von Anfang an verwöhnt werden. Es ist daher Aufgabe der Eltern, die Jungen von Anfang an selbstständiger werden zu lassen und ihnen Verantwortung zu übertragen. D.h. Biddulph appelliert hier an die Eltern, denn das Buch ist ja schließlich ein Erziehungsratgeber. Das impliziert nun einmal, daß sich die Eltern zuerst ändern, wenn sie nämlich die von B. emfpohlenen Ratschläge umsetzen.

Es gibt allerdings einen wesentlichen Unterschied zwischen Biddulphs Aussage und der des Männerrats: Letzterer spricht nicht von Verantwortung, sondern von Schuld. Er sieht außerdem die alleinige Verantwortung für das Verhalten der Jungen bei den Müttern. Den Einfluß der Väter auf das Verhalten ihrer Söhne klammert er dabei vollkommen aus.
Ansonsten kritisiert er - zu Recht - die zu enge Mutter-Sohn-Bindung, die zu neurotischen Störungen führen kann.

D.H. hier wurde aus einem ganzen Buch voller konstruktiver Ratschläge ein Kritikpunkt herausgepickt, um hier eine Schuldzuweisung an Frauen vornehmen zu können. Das hilft keinem einzigen Jungen ein Jota weiter, sondern ist eher destruktiv.

Zum Glück steht ja am Ende der Seite noch eine ausführlichere und sehr positive Rezension des Buches von amazon, was darauf schließen läßt, daß Peter das Buch im Endeffekt doch gut fand.

ciao
Beatrix


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