Kurzprotokoll zur Sendung
Als Antwort auf: Re: JETZT auf Bayern 3: von Arne Hoffmann am 18. Januar 2002 09:07:14:
An alle die, die´s nicht gesehen haben: Ich habe gerade ein kurzes Zuschauerprotokoll zu dieser Sendung für mein nächstes zine erstellt. Da die nächste Ausgabe erst in einiger Zeit erscheinen wird, hier schon mal eine Vorabveröffentlichung:
BAYERN 3 FRAGT: "MÄNNER - DAS DISKRIMINIERTE GESCHLECHT?"
Da ich immer noch sehr in Zeitdruck bin, wähle ich für meine Darstellung der Sendung hier die Form des verkürzten Zuschauerprotokolls. Die von mir verwendeten Zitate sind nicht wortwörtlich, aber sehr dicht an der Originalformulierung.
Die Sendung wurde in der Reihe "Familienzeit" am 17. Januar um 21:25 Uhr ausgestrahlt.
Eine der Eingangsfragen lautet sehr provokativ: "Bestimmen Frauen den Gang der Geschichte und unterjochen gar die Männer?" Bild und Ton zeigen Kriegsgeschehen, der Schwerpunkt liegt auf getöteten Soldaten.
Nicht nur die Opfer, auch die Retter seien vorweigend Männer. Unter 330.000 bayrischen Feuerwehrleuten befänden sich nicht einmal fünf Prozent Frauen. Ein Sprecher fragt aus dem Off: "Wo sind die Frauen, wenn die Kastanien aus dem Feuer geholt werden müssen?" Das Bild zeigt als Antwort über längere Sekunden hinweg eine Frau beim Schminken. "Auch die Drecksarbeit machen die Männer. Und sie machen sie gut." Wir sehen Arbeiter der Müllabfuhr und erfahren, dass bei solchen Berufsfeldern bislang noch keine Forderung nach einer Frauenquote geäußert wurde.
Ende der filmischen Einleitung. Der Moderator Wolfgang Binder erscheint in einem abgedunkelten Studio. Er behauptet, bei dem Titel zur Sendung zunächst gestutzt zu haben und von einem Druckfehler ausgegangen zu sein, bei genauerem Hinsehen aber zugeben zu müssen, dass da "etwas dran" sei.
Der Bildschirm wird jetzt von einem roten Rowohlt-Taschenbuch ausgefüllt, das die Kamera langsam umkreist. Es handelt sich um Paul-Hermann Gruners (bereits vor fast zwei Jahren erschienene) Kampfschrift "Frauen und Kinder zuerst. Denkblockade Feminismus." (Siehe dazu meine Rezension unter http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3499609460/ref=pd_sim_books_dp/302-1908579-6991217, damals noch unter meiner Matthias-Prinz-Mailadresse. Der Tonfall ist übrigens weit schärfer, als ich heute schreiben würde, aber die vorhergehende Polemik eines Thomas Herget hatte mich doch sehr geärgert.)
Straßenumfrage zu "Steht jetzt die Männerbewegung ins Haus?" Dazwischengeschnitten werden Filmaufnahmen einer Domina, die mit einer Peitsche herumfuchtelt und dabei auch auf Gruners Buch schlägt. Die Befragten geben nichts sonderlich Bemerkenswertes von sich, nur ein Mann behauptet: "Wir versuchen gleichberechtigt zu werden. Wir sind´s momentan nicht."
Zurück ins Studio und zu Herrn Binder, der jetzt Paul-Hermann Gruner als Gast begrüßt. Gruner wirkt (auf mich) über den Rest der Sendung hinweg in sich ruhend und selbstbewusst, seine Antworten sind sprachlich so klar formuliert, dass man sie direkt in den Druck geben könnte.
Die erste Frage ist das wohl für Männerrechtler unvermeidliche: "Haben Sie Probleme mit Frauen?" Gruner verneint und erklärt, dass das Problem vielmehr im organisierten Feminismus liege. Der Moderator: "Sie schicken Männer auf die Verliererstraße ..." Gruner widerspricht: "Ich entdecke sie dort." Männer seien in wesentlichen Lebensfaktoren benachteiligt: Sie stürben sieben bis neun Jahre früher, stellten zwischen geschätzten 80 und 95 Prozent aller Obdachlosen und die weit überwiegenden Opfer von Gewaltkriminalität. Moderator Binder: "Wenn all diese Fakten bekannt sind, warum unternimmt denn niemand etwas?" Gruner: "Die wesentlichen Faktoren und Analysen sind eben nicht bekannt oder werden nicht ernst genommen. Die Frauenbewegung hat es auf famose Weise geschafft, `Frau´ und `Opfer´ in eins zu setzen. Sich für Männerbelange einzusetzen ist heute politisch unkorrekt."
Die nächste Filmsequenz geht mit dem Amoklauf US-amerikanischer Schüler in Littleton als Aufhänger darauf ein, dass in den USA weit überwiegend männliche Schüler von Disziplinarfällen, Konzentrationsschwächen und Schulabbrüchen betroffen sind. Auch hierzulande seien die Sorgenkinder Buben: Mädchen seien um 30 Prozent besser, Jungen dafür aggressiver. 63 Prozent der Förderschüler seien männlich, deutschlandweit blieben Buben doppelt so oft sitzen. Unter denjenigen, die nicht einmal den Hauptschulabschluss schafften, seien 70 Prozent männlich. Warum wisse man nicht, weil zu dieser Problematik keine Studien existierten. Der Filmbeitrag selbst nennt spekulativ Gründe wie die bei Frauen angeblich größere Zusammenarbeit beider Hirnhälften und ein Fehlen der Männer im Erziehungswesen.
Zurück ins Studio. Binder fragt Gruner, warum denn die Bildungspolitik auf diesen Notstand nicht reagiere. Gruner sieht vor allem zwei Gründe: Zum einen schauten alle nur darauf, wie man Mädchen weiter fördern könne; da bliebe für Jungen kein Raum. Zum anderen seien Jungen bedingt durch ihre Geschlechterrolle häufig unfähig, ihre Hilflosigkeit einzugestehen und um Hilfe zu bitten. Aus ihrer Warte bliebe ihnen nur, ihre Situation durch betont männliches Verhalten zu kompensieren.
Der Moderator hält noch einmal Gruners Buch in die Höhe und erklärt, dass zehn Exemplare an alle verlost würden, die Zuschriften zum Thema einsenden.
Eine weitere Filmsequenz widmet sich dem Problem, dass mit dem Wandel zur Informations- und Dienstleistungsgesellschaft Männer zunehmend "raus" aus dem Arbeitsmarkt und Frauen dafür "rein" kämen. In den neunziger Jahren bereits hätten Männer insgesamt eine Million Arbeitsplätze verloren und Frauen gleichzeitig eine Million gewonnen. Dies würde sich in der Zukunft noch einmal verschärfen und auch die Managementebenen betreffen, da dem Klischee nach vor allem Frauen mit den wichtigen "soft skills" ausgerüstet seien. Gruner sieht die zukünftige Entwicklung nicht ganz so drastisch.
Abschließend erfolgt ein Verweis auf die Internet-Adresse, wo auf der Grundlage von Gruners Buch das Thema Männeremanzipation weiter behandelt wird: www.br-online.de/familienzeit
In der Online-Buchhandlung amazon ist Gruners Buch nach diesem Beitrag übrigens von Platz 38.000 auf Platz 173 in die Höhe gesaust: der beste Beweis dafür, dass für dieses Thema genügend Interesse vorhanden ist, sobald die Menschen überhaupt einmal darauf hingewiesen werden.
gesamter Thread:
- JETZT auf Bayern 3: -
Arne Hoffmann,
17.01.2002, 23:27
- Männer - das diskriminierte Geschlecht? -
Arne Hoffmann,
17.01.2002, 23:28
- Abstimmung im Internet -
Norbert,
17.01.2002, 23:52
- Yep - und abgestimmt (n/t) - Jörg, 18.01.2002, 00:16
- Re: Abstimmung im Internet - Norbert, 24.01.2002, 21:35
- Abstimmung im Internet -
Norbert,
17.01.2002, 23:52
- Re: JETZT auf Bayern 3: -
point / Thomas ,
18.01.2002, 00:08
- Re: JETZT auf Bayern 3: -
Norbert,
18.01.2002, 00:12
- Re: JETZT auf Bayern 3: - point / Thomas , 18.01.2002, 01:19
- Re: JETZT auf Bayern 3: -
Arne Hoffmann,
18.01.2002, 11:07
- Kurzprotokoll zur Sendung -
Arne Hoffmann,
18.01.2002, 15:44
- Re: Kurzprotokoll zur Sendung, Ergänzung - Norbert, 21.01.2002, 01:42
- Kurzprotokoll zur Sendung -
Arne Hoffmann,
18.01.2002, 15:44
- Re: JETZT auf Bayern 3: -
Norbert,
18.01.2002, 00:12
- Männer - das diskriminierte Geschlecht? -
Arne Hoffmann,
17.01.2002, 23:28