Re: Ehegattensplitting - frauenfeindlich?
Als Antwort auf: Re: Ehegattensplitting - frauenfeindlich? von goprojekt am 20. August 2002 09:58:38:
hallo goprojekt,
leider macht herr konrad nicht den eindruck, dieses argument taktisch in die diskussion eingebracht zu haben. es gibt wirklich menschen, für die "frauenfeindlich" eine kategorie zur beurteilung von gesellschaftlichen sachverhalten ist. in der regel ist "frauenfeindlich" also kein taktisches argument sondern ein totschlagargument für idioten, und idiotinnen natürlich.
der ausdruck 'frauenfeindlich' schwirrt am ende des artikels von herrn konrad - wie unter zwang, hier noch ein zusätzliches argument nachschieben zu müssen - mit der scheinbaren leichtigkeit einer fünf-zentner-elfe herbei. sehen wir dies zunächst als rhetorischen not(ein)fall.
es fällt jedoch etwas anderes auf:
seine argumente sind schwurbel, seine schlußfolgerung richtig:
das ehegattensplitting erhöht die scheidungsquote - so weit so gut.
aber warum ist dies lt. konrad so?
- ehegattensplitting führe zur spezialisierung der eheleute, zur verringerung des arbeitsanreizes des mit höherer steuerbelastung gesegneten, zur sozialen und kognitiven erweiterung des einen und der kompetenz und 'humankapital-einbüßung' des anderen partners.
ergo: es gäbe einen schwachen und einen starken partner, es knirscht, dem stärkeren partner tauche ein neuer partner auf, "Zurück bleibt die Schwächere, die sich mit dem Verzicht auf die eigene Karriere praktisch ausgeliefert hat."
(huch: wem ist nach dem starken bemühen, geschlechtsneutral durch den absatz zu schreiben, dieser bruch im text konrads auch so erheiternd entgegengekullert?)
der trennung solle das ehegattensplitting als abschreckend katalysierender faktor unter hilfe des scheidungsrechtes entgegenwirken, was jedoch nicht so dolle wuppe, da "sich Topverdiener solchen Zahlungsverpflichtungen häufig entziehen, indem sie ihr Einkommen herunterrechnen"
(hm, zahlen die dann nicht auch weniger steuern und ist also das ehegattensplitting für sie nicht unattraktiver? egal. wie unten skizziert ist dies allerdings sogar ein gutes verfahren, das scheidungrisiko zu senken, welches durch eine 'gelangweilte hausfrau' drohen kann)
aber das ist doch kirmes: es sind gerade die durch das ehegattensplitting "schwächeren", die
a) wie auch immer zu einem neuen partner finden und
b) die scheidung einreichen, weil sie davon gerade in solchen karl-und-karin-konstellationen prächtigen reibach machen können.
es gibt aber gerade wegen dieser scheidungsgesetze so viele scheidungen - sie lösen also das problem eher auf suboptimale weise.
für das ehegattensplitting gilt, was für die scheidungsgesetze gilt: wer heiratet, muß sich darüber im klaren sein, daß ab jetzt jeder verdienter euro, mit 50% partneranteile belegt ist und daß dies auch nach trennung und immerdar so bleiben wird. der einzige schutz (neben dem naheliegenden), ist das ankurbeln des partnereinkommens auf das eigene niveau. wenn das gelingt (was es nicht in der regel nicht wird), ist das scheidungsrecht keine gefahr mehr für die ehe, das ehegattensplitting jedoch ohne effekt.
wieso also 'frauenfeindlich', wenn es letzlich der frau zum porsche verhilft?
weil ich heute dieses schlagwort brauche, damit ein gesetz nach meinen wünschen geändert wird. in diesem sinne: beste rhetorik!
gruß,
fm
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