Wenn der Mensch zur MenschIn wird - oder:

Wieviel »Gleichberechtigung« verträgt das Land?

How much »equality« the country can stand?

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Shitstorm = Netzhetze, Kakophonie (Allgemein)

Mus Lim ⌂ @, Sunday, 19.07.2015, 07:02 (vor 3213 Tagen) @ Oliver

Ein Shitstorm ist ein Massenauflauf, der zum Ziel hat, den Andersmeinenden durch massenhaften Bewurf mit verbalen Exkrementen mundtot zu machen. (...) Der Shitstorm ist der Versuch, eine sachliche Aus­ein­ander­setzung zu vermeiden, um stattdessen durch Überwältigung und Etikettierung des Andersmeinenden den Sieg im digitalen Vernichtungs­kampf davonzutragen. Der andere wird nicht mit Argumenten überzeugt, sondern abgestempelt. (...) In den seltensten Fällen kommt es zum Austausch von Argumenten. Die Regel ist, dass die Vernichtung der abweichenden Meinung angestrebt wird, meist durch Überwältigung, Etikettierung, Beleidigung. Das Internet, vor allem die "sozialen Netzwerke", sind insofern zum mittel­alterlichen Marktplatz verkommen. Die Orte, an denen die Scheiter­haufen lodern, heißen Facebook und Twitter.

Der Zivilisation fehlt in der Anonymität des Virtuellen ihre wichtigste Grundlage: die Haftbarkeit des Einzelnen. Die Erfindung des Individuums als haftbare, sein eigenes Handeln verantwortende Person war die Voraussetzung für die Errichtung der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer großen Errungenschaften: Rechtsstaatlichkeit und Menschenwürde. Die anonymen Massen­aufläufe im Internet entheben den Einzelnen aus der bürgerlichen Verantwortlichkeit.

Die pöbelnde Masse tritt heute wieder selbstbewusst als Handelnder auf. Die Anonymität des Internets bedeutet insofern einen zivilisatorischen Rückschritt in Richtung Faschismus und Mittelalter, Pogrom und Hexenverbrennung.
- Dieter Nuhr

Auf der anderen Seite scheinen sich viele derjenigen, die sich über Shitstorms beklagen, gar nicht bewusst zu sein, in welch einer privilegierten Situation sie eigentlich sind. "Diejenigen, die sich über den 'rauen Ton' beschweren, sind oft genug auch jene, die sehr daran gewöhnt sind, dass ihre Stimme gehört wird (wie z.B. Journalisten) und selbst bei Widerspruch ihre Relevanz nicht grundsätzlich in Frage gestellt wird", schreibt etwa Autorin Lucie in dem feministischen Blog Kleinerdrei.

Denjenigen, die die Reichweite nicht haben, bleibt wenig mehr als ihre Kritik über soziale Medien zu äußern. Wenn es ziemlich viele Menschen sind, die das tun, wird diese Kritik dann natürlich zu einem Instrument, Druck auszuüben auf diejenigen, die im Hierarchie­verhältnis über dem stink­normalen Nutzer stehen - sei es, weil sie Redakteur einer renommierten Zeitung sind oder eben Komiker, denen ein Millionen­publikum zuhört. Ein Instrument übrigens, das durchaus der klassischen Demo vor dem Verlags­gebäude oder der Partei­zentrale ähnelt. Der Shitstorm ist damit, wenn man so will, kein Beitrag zur Debatte im feuilletonistischen Sinn, sondern eine Form von politischem Aktivismus, ein Weg, bestehende Machtverhältnisse in Frage zu stellen.

Wenn Nuhr, der Komiker mit dem Millionen­publikum, davon spricht, dass "die pöbelnde Masse" heute wieder "selbstbewusst als Handelnder" auftritt, dann hat das einen bitteren Beigeschmack. Böswillig interpretiert: "Die da unten" sollen gefälligst unten bleiben, zu seinen Auftritten kommen, aber ihm "da oben" gefälligst nicht auf die Nerven gehen mit ihrer Kritik.
- Hannah Beitzer

WikiMANNia: Shitstorm

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