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Totalitärer Bewegungen (Allgemein)

Wima @, Monday, 06.01.2014, 07:35 (vor 3775 Tagen)

Der folgende Text ist ein Vollzitat eines Kommentars bei Hadmut Danisch:
http://www.danisch.de/blog/2014/01/04/das-verblodungsprinzip/#comment-34260

Er beinhaltet fundamentale Erkenntnisse über totalitäre Bewegungen, somit auch über Feminismus und Genderismus.

Ich habe mich letztens mal daran gewagt, Hannah Arendts “Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft” zu lesen. Abgesehen davon, daß die Frau eine bestechende Logik hat, ist mir noch was anderes aufgefallen.
 
Sehr viele der Elemente “totalitärer Bewegungen”, die sie im dritten Teil des Buches beschreibt (“Totalitarismus”; im ersten und zweiten Teil geht es um “Antisemitismus” und “Imperialismus”, aber insbesondere beim Antisemitismus keineswegs apologetisch ala Opferabothese), sehr viele dieser Elemente lassen sich in bestimmten gegenwärtigen politischen Strömungen wiederfinden. Arendt sagt übrigens, daß es einen tatsächlichen totalitären Staat noch nie in Vollendung gab, weil das erst erreicht wäre, wenn ein solcher Staat die ganze Erde beherrschte.
 Weltherrschaftsbestrebung ist nämlich ein Merkmal totalitärer Bewegungen. Sie wollen stets die ganze Welt “beglücken” nicht nur ein paar Menschen, Gruppen, Länder oder Kontinente. Nein, alle und alles muss es sein.
 Ein weiteres Merkmal ist die Kategorie des “objektiven Feindes”. D.h. totalitäre Bewegungen kämpfen nicht nur gegen tatsächliche Feinde ihres “Systems” bzw. ihrer Weltanschauung, sondern sie erklären jeden zum Gegner und “rehabilitieren” sozusagen diejenigen wieder von diesem Gegnerstatus, die sich ihrer Anschauung gemäß zeigen. Dieser “objektive Feind” ist aber ein dem Grunde nach beliebig austauschbares Subjekt, es kann heute an der Hautfarbe liegen, morgen an der Nationalität, übermorgen an der Gesinnung. Denn totalitäre Bewegungen brauchen nicht eigentlich “den” Systemfeind, sondern sie brauchen ein permanentes Feindbild, damit die Bewegung auch wirklich in Bewegung bleibt und nicht etwa – weiteres Merkmal totalitärer Bewegungen – irgendwann sich sowas wie politische Stabilität einstellen kann. Damit die sich nicht einstellt, gibt es immer einen Feind, der weltweit verschworen (!) agiert, mit Geheimplänen und allem drum und dran. Bei den Sovejts bzw. Bolschewisten hat das sogar die ganz absurden Blüten getrieben, daß es regelmäßige “Säuberungen” des Staatsapparates gab, weil “entdeckt” wurde, daß gerade alle gegenwärtigen Amtsträger in Wahrheit Verräter sind. Und diese Verräter haben (in den Moskauer Prozessen) auch alle ihnen zur Last gelegten Taten gestanden, gleichwohl sie sie nicht begangen hatten. Aber es diente der Bewegung und dieses Dienenwollen geht für den totalitarisierten Menschen bis in den Tod hinein.
 Ein weiteres Merkmal ist, daß die totalitäre Bewegung erst dann siegreich sich sieht, wenn sämtliche (d.h. weltweite) Opposition ausgeschaltet ist und die Anschauung auf der ganzen Welt die herrschende Politik vollkommen bestimmt.
 
Bei all diesen Elementen konnte ich nicht anders als an die NSA zu denken und manchmal gleichzeitig auch an den Genderfeminismus. Interessant an dem Werk ist übrigens, daß Arendt nicht nur das 3. Reich untersucht, sondern auch die Sowjetunion.
 Ich kann dieses Buch wirklich nur empfehlen, weil es mir gewisse Teile unserer Zeit durchaus verständlich zu machen scheint. Auch solche, wie man vielleicht sagen würde, Kleingeistigkeiten wie der Huldigung des Kreationismus sind dann Dinge, die man nicht mehr ganz geneigt ist sozusagen für bloß was dümmliches zu halten. Man muss diese Leute vielleicht viel ernster nehmen, als man das bisher getan hat. Die wollen nicht den Kreationismus verbreiten, sondern sie leben ihn bereits. Es ist niemand von ihm wirklich zu überzeugen, sondern man muss ihn einüben (“exerzieren und üben” heißt die Devise totalitärer Bewegungen, nicht “diskutieren und überzeugen”)
 
Was Arendts Buch aber für manche schwer machen könnte ist der Umstand, daß sie auch sagt, die Unterscheidung von links/rechts ist seit den Sovejts und dem 3. Reich bzw. seit der “Geburt” des Totalitarismus, völlig fehl am Platze bzw. sekundär (u.a. weil es aus der Zeit der Nationalstaaten stammt). Sie meint, wer heute (1961!) tatsächlich politische Gefahren abschätzen und beurteilen will, der müße stets fragen, inwieweit mit einer Form politischen Handelns die Etablierung totalitärer Bewegungen gefördert würde oder nicht. Viel schlimmer als jeder Links/Rechtsextremismus ist nämlich der Totalitarismus. Dies auch deswegen, weil totalitäre Bewegungen sich in ihrem Kern überhaupt nicht darum scheren, ob sie nun “linke” oder “rechte” Politik machen, denn es gilt ihnen grundsätzlich nur das Opportunitätsprinzip. Von links/rechts müße man sich daher verabschieden, da man andernfalls permanent über die wahre Natur politischer Strömungen sich täuschen lassen müße, inbesondere aber totalitäre Strömungen gar nicht erkennen kann (da die weder links noch rechts sind, sondern eben totalitär). Zudem sind links/rechts sozusagen fixe politische Standpunkte – insofern auch immer noch irgendwie an Fakten der Wirklichkeit rückgebunden, sein diese auch noch so marginal – Totalitarismus aber eine wirkliche Bewegung, die ganz strikt in “unsere Wirklichkeit” und “die falsche Außenwelt” trennt. Totalitarismus, wie gesasgt, überzeugt nicht, er exerziert sich selbst.
 
Übrigens ein weiters tragendes Element totalitärer Bewegungen ist ein gewisser “Mythos”, der eine Wiedergeburtsthematik beinhaltet, wenn man erstmal die “schlimmsten Zeiten voller Ruinen” hinter sich habe (NSA: alle Terroristen sind besiegt, das wiegt die zivilen Opfer auf und die Welt ist vom Joch des Terrorismus befreit; Genderismus: alle Patriarchen sind besiegt, das wiegt die sonstigen männlichen (oder auch weiblichen) Opfer auf, die Unterdrückung der Geschlechter ist besiegt). Wie man weiß, ist dieser Mythos ein Mythos geblieben, denn die Ruinen blieben Ruinen. Das Bestechende aber ist eben der Wiedergeburtsmythos selber, mit welchem man insbesondere “politische Heimatlose” sehr leicht für sich gewinnen kann, denn nur diese Heimaltosen (“Entwurzelten”) haben ein wirkliches Interesse daran, die Erde zum Preis der vermeintlichen “Wahrheit” notfalls ins Elend zu stürzen und in Schutt und Asche zu legen. Aus diesem Grund ist der Totalitarismus auch immer ein Phänomen, daß Massen benötigt, aber auch genau die mobilisiert, weil Massen an sich wurzellos sind, denn die versammelten Individuen haben keine gemeinsame Geschichte (wie bspw. ein Volk, eine Nation, eine Klasse, ein Stand, eine Religion, selbst ein Geschlecht oder eine Sexualität). Weil die Masse auch erst durch den Zerfall der Nationalstaaten überhaupt erst entstanden ist (vorher waren es Klassen, davor Stände), gab es totalitäre Bewegungen in der Geschichte auch vorher niemals. Totalitäre Bewegungen haben daher auch die Bestrebungen, ein Individuum gar nicht mehr zu erkennen, sondern alle Menschen nur noch in Massen sehen zu können (sie exerzieren also die Abwesenheit des Individuums, auch mit sich selbst, was viele der moralischen “Verschrobenheiten” und “Verstiegenheiten” totalitärer Individuen erklärbar macht: Moral ist immer auch irgendwie ans Individuum gebunden, wo es das nicht gibt, gibt es auch diese Moralen nicht; und sollte jemand aus moralischen Gründen nicht partizipieren, so heißt das nichts anderes, als daß es eben wahr ist, daß die Moral und das Individuum aufgelöst werden müssen, damit die totalitäre Wahrheit zur Entfaltung kommen kann)
 
Ich habe mir auch gedacht, auch das, was man Neoliberalismus nennt, wird einem viel klarer, wenn man es nicht (bloß) als sozusagen von Profitgier getriebene Wirtschaftsdoktrin versteht, sondern wirklich als eine Bewegung, die genau das glaubt was sie sagt und auch genau das wirklich erreichen will. Maggie Thatcher wollte wirklich, daß “there is no society” und man glaubt wirklich, ein Land vollkommen in den finanziellen Abgrund zu schicken führte irgendwann ganz plötzlich zu einer Wiedergeburt in altbekannter Prosperität. Und man glaubt es nicht nur, sondern man exzeriert es (oder exekutiert es vielmehr).
 Es erklärt auch, warum man bei diesen drei von mir hier genannten Strömungen so hartnäckig auf Granit beißt, wenn man irgendwelche negativen Folgen anmahnt (Niedergang der Privatsphäre, pauschaler Männerhass, Massenverelendung). Das liegt daran, daß Mitglieder totalitärer Bewegungen ihre Anschauung nicht als etwas verstehen, daß irgendwann in Zukunft nach viel Arbeit einmal wahr sein könnte, sondern es jeden Tag bereits so leben, als wäre es bereits da. Heißt also, die abgeschaffte Privatsphäre, der allumfassende Männerhass, der Wirtschaftsruin, all das ist für diese Menschen nicht ein Hinweis darauf, daß etwas nicht stimmt mit ihrem Weltbild, sondern gerade eine Bestätigung, daß sie vollkommen Recht haben. Denn es würde sich ja nicht so in den Weg stellen – also die Privatsphäre, die Männer, der “soziale” Mensch – wenn es nicht tatsächlich ein Feind eben der eigenen Weltanschauung wäre. Also muss es auch ganz zu Recht ausgemerzt werden und zwar “mit aller Härte” (sehr beliebte Phrase totalitärer Bewegungen!).
 
Ich kanns wirklich nur jedem empfehlen, dieses Buch zu lesen. Mir scheint, daß das heute aktueller ist als 1961.


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