Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Schach dem Schach

Odin, Monday, 19.07.2004, 02:08 (vor 7228 Tagen) @ Dirk

Als Antwort auf: Medienprojekt: Auswüchse des Feminismus von Dirk am 18. Juli 2004 10:58:31:

Einige nette Gedankenspielereien habe ich (hier?) bereits gelesen, so z.B. die Forderung eines fiktiven Einwohnermeldeamtes, noch immer wäre das Geschlecht eines Kindes eindeutig am Namen zu erkennen und die Eltern möchten ihren Kindern doch bitte gegengeschlechtliche Namen geben. Oder Schach wäre wegen des Schlagens der Dame ein frauenfeindliches Spiel.

Meinst Du das hier?

Liebe Kampfgefährtinnen,
ich möchte euch heute auf ein Thema hinweisen, welches nur bei oberflächlicher Betrachtung unbedeutend erscheint: Habt ihr euch schon Gedanken gemacht über den patriarchalischen Urspruch des Schachspiels?
Ich bin mir sicher, dass euch nach einigem Nachdenken die Haare sträuben werden, angesichts der verborgenen frauenfeindlichen Aussagen dieses Spiels!
Zwar scheint die Dame im Spiel eine äußerst wichtige Figur zu sein, doch wenn man nun denkt, mit dem Fall dieser Figur sei das Spiel beendet, so hat man weit gefehlt – der König alleine ist entscheidend.
Auch scheint der König tatsächlich typisch männlich zu sein: Schwach, kommt kaum vorwärts, muß sich ständig verstecken und ist auf Gedeih und Verderb allen anderen Figuren des Spiels ausgeliefert. Sogar der Bauer kann ihn gefährden, der eigene Bauer muß sich schützend vor ihn stellen. Nichtsdestotrotz: Fällt der schwache König, ist das Spiel vorbei!
Warum? – werdet ihr euch fragen. Warum wird nicht weitergespielt? Warum ist das Spiel nicht erst beendet, wenn die Dame fällt? Vielleicht sogar eine – durch den Tod des Königs und dem Gewinn etwaiger Witwenrente – gestärkte Dame! Vielleicht ein zusätzlicher Zug, da Ballast abgeworfen wurde! Welche zusätzlichen Spielzüge würden sich eröffnen? Wie viel freier und interessanter der Spielaufbau, wenn als zusätzliches Element eingefügt würde, den König rasch zu opfern, damit mit den anderen Figuren freier gespielt werden kann!
Warum überhaupt heißt es "Dame"? Wo ist die Königin? Gewiss, manche bezeichnen sie als „Königin“, doch eigentlich ist ihr Name „Dame“. Was soll damit ausgesagt werden? Ist sie eine Hofdame? Die Putzfrau? Eine Konkubine gar? NEIN! Wir fordern die offizielle Bezeichnung „Königin“. Mit ihrem Fall ist das Ende und der Verlust des Spieles erreicht!
Manche von euch werden nun sagen: Dies ist keine Gleichberechtigung. Gleichberechtigung wäre, wenn sowohl der Fall des Königs, als auch der Verlust der Königin des Spiel beendet. Ja, wenn sogar der König gleich stark wie die Königin wäre, also etwa in alle Richtungen soviel Felder, wie er will – oder als Kompromiss die Königin auch weniger Felder, z.B. vier. Der König dann auch nur maximal vier.
Gewiß, dies wäre Gleichberechtigung. Ihr habt ein gutes Herz, liebe Frauen, ich weiß. Doch bedenkt: War den Männern die bisherige Unterdrückung der Dame nicht gleichgültig? Berechtigt uns das nicht zum Ausgleich nun ein paar tausend Jahre die Bevorzugung der Königin zu verlangen? Vergeßt euer gutes Herz, hier ist eine Revolution gefordert, kein Reförmchen!
Doch weiter im Spiel: Der Turm. Eindeutig MÄNNLICH! Krieg symbolisiert er und damit die Unterdrückung der Weiblichkeit, die ja, wie wir alle wissen, alleinige Opfer männlicher Kriege sind. Dies erfordert den kompletten Austausch dieser Figur – dieses Phallussymbol – dieses Symbol weiblicher Unterdrückung! Ich schlage eine Figur in Form einer Gebärmutter vor: Dem Symbol weiblicher Lebensspendung! Weiblicher Frieden anstelle männlichen Krieges!
Vielleicht kämen auch andere Formen in Frage. Hier können wir gerne diskutieren. Ja – nun lacht nicht – ich habe sogar mal an einen Phallus gedacht….
Bitte setzt euch wieder und beruhigt euch. Natürlich wäre das wieder ein männliches Symbol. Aber denkt doch an die Freude, den Phallus durch die Königin oder einer anderen Figur zu Fall zu bringen! Gespielte Kastration gewissermaßen. Ich würde mit Freuden Schach spielen, diese Figur in der Hand halten und fest zu drücken und mir dabei die Schreie der Männer vorstellen, ihr gequältes Winseln…. Aber lassen wir das jetzt.
Der Springer, DER Springer. Rein männlich! Aber hier lassen wir Güte walten. Wir fordern nur einen weiblichen Springer, eventuell Dame genannt. Ein männlicher kann bleiben.
Der Läufer, DER Läufer (oder gar Bischoff, wie ihn einige nennen. Also das Symbol von Hexenverbrennung und weiblicher Unterdrückung in der Kirche, pfui Deibl!). Auch hier fordern wir eine männliche und eine weibliche Figur – vielleicht Priesterin genannt, oder Druidin, Mondgöttin gar – ach, was gibt es für herr(frau)liche, friedliche Bezeichnungen für weibliche Figuren!
Nun zu den Bauern: Vier weibliche, vier männliche. Diese sind genau zu kennzeichnen und unterscheidbar zu gestalten. Man könnte hier sogar daran denken, etwas Alltagsleben in diesen Figuren auszudrücken: Nur die weiblichen dürfen bei der Eröffnung zwei Felder gehen – als Symbol für den Girls-day, der unseren Mädchen einen besseren Start ins Leben geben soll. Die männlichen sollten nach dem Eröffnungsspiel einmal aussetzen, als Symbol für den Kriegsdienst, den diese männlichen Gewaltmenschen mit solcher Freude verrichten (ja, ja, töten lernen, das wollen sie!). Hier sollten wir diskutieren, auch die anderen Figuren betreffend, ob sich hier noch mehr Alltag mit dem Spiel ausdrücken lässt. (eine Figur mehr, als „Gleichstellungsbeauftragte“ auf weiblicher Seite vielleicht? Männliche Figuren müssen bei langen Spielen ausscheiden, weil mit ihnen ja – aufgrund ihrer schwächlichen Natur – früher „Schluss“ ist?)
Allzu kompliziert sollten wir das aber nicht gestalten. Denkt daran, dass auch Männer spielen wollen, und über die Beschaffenheit derer Gehirne brauche ich euch ja nichts zu erzählen. Also liebe Kampfgenossinnen: Jede schreibe an ihre Abgeordnete, wendet euch an die Frauenbea… Gleichstellungsbeauftragte, diskutiert es in euren Frauenkreisen, im Kochkurs, in der Babygruppe, beim Beckenbodentraining usw. Und vor allem: Setzt eure Männer (soweit vorhanden) unter Druck. Verweigert den Beischlaf, bis ihr seine Unterstützung habt. Nehmt ihm den Hausschlüssel ab, lasst ihn draußen stehen, wenn er vom Töpferkurs oder vom Geburtsvorbereitungsseminar oder vom Wickelkurs kommt. Lasst ihn erst rein, wenn er seine Unterstützung versprochen hat.
Die Geschiedenen sollen mehr Unterhalt fordern – oder zumindest damit drohen. Meldet die Kinder krank, wenn sie zum Vater sollen, öffnet ihm nicht, wenn er sie abholen will. Erst muss er einlenken und unser Ansinnen bedingungslos unterstützen!
Kriegerinnen! Auf in den Kampf!
Frigg – die Führerin und Göttin


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