Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Adiòs Machos

carlos, Saturday, 14.10.2006, 20:49 (vor 6993 Tagen) @ Flammenwerfer

Spaniens Männerwelt scheint vor der Entmachtung zu stehen: Die Regierung
bereitet ein noch umstrittenes Gleichstellungsgesetz vor, das Frauen in
der Politik, in öffentlichen Ämtern und in der Privatwirtschaft bessere
Aufstiegschancen sichern soll.


Es dürfte schon bald vorbei sein mit dem Macho-Paradies Spanien. Das
Parlament in Madrid diskutiert auf Betreiben der sozialistischen Regierung
von José Luis Rodríguez Zapatero ein Gesetz, das Frauen den Männern
gleichstellt. Es soll Anfang 2007 Jahres in Kraft treten.

Künftig sollen die Wahllisten aller Parteien paritätisch besetzt werden.
"Kein Geschlecht darf mit weniger als 40 Prozent vertreten sein", heißt es
dazu. Gleiches gilt spätestens in acht Jahren für Führungsposten im
öffentlichen Dienst und in der Privatwirtschaft bei Aufsichtsräten.

"Wir verlangen von den Unternehmen nicht, dass sie Kriterien wie Eignung,
Verdienste und Effizienz aufgeben, sondern, dass sie diese Kriterien
gründlich anwenden, ohne dass diese Entscheidung von Fragen wie nach dem
Geschlecht beeinflusst wird", begründet Arbeits- und Sozialminister Jesús
Caldera das Gesetz. Das würde die Produktivität der Unternehmen
verbessern.

Caldera spielt damit auf die Statistiken an, die zeigen, dass in allen
Fächern an Spaniens Universitäten die weiblichen Absolventen wesentlich
besser abschneiden als ihre männlichen Kommilitonen. Dennoch finden sie
schwerer einen Arbeitsplatz.

Mehr Weiterbildung

Zudem sollen Weitertbildungsmaßnahmen verstärkt für Frauen angeboten
werden. Und im Elternbereich sollen auch die Machos mehr herangenommen
werden - ein wenig: Das Gesetz sieht eine Ausdehnung des
Vaterschaftsurlaubs von zwei Tagen auf immerhin eine Woche vor.
Gewerkschaften, Frauenverbände sowie die Vereinigten Linken verlangen vier
Wochen.

Caldera möchte, dass die Bevorzugung von Frauen bei gleicher Qualifikation
in die Tarifverträge aufgenommen wird. Firmen mit mehr als 250
Beschäftigten müssen einen Plan zur Gleichstellung haben. Falls gutes
Zureden nicht helfe, "werden künftig härtere Maßnahmen ergriffen", sagt
Caldera.

Das Gesetz stößt nur bei der Volkspartei (PP) auf Widerstand. "Die
Gleichstellung darf nicht aufdiktiert werden", beschwert sich die
frauenpolitische Sprecherin der Konservativen, Susana Camarero. Denn das
provoziere den Widerstand der Firmen und verurteile damit die Maßnahmen
zum Scheitern. Die Gleichstellung auf Wahllisten und in den Aufsichtsräten
sei "ein Eliteproblem", die "normalen Menschen" betreffe sie nicht.

Die Konservativen, die eine freiwillige Gleichstellungspolitik der
Unternehmen wünschen, bekommen just von denen Rückendeckung, die vom
Gesetz profitieren sollen, von den Frauen. Bei einer Umfrage der
Gratis-Tageszeitung Qué! unter 1200 Spaniern und Spanierinnen sprachen
sich 58 Prozent der Frauen gegen die Parität aus.

Die Männer scheinen die Macho-Welt realistischer einzuschätzen: 30 Prozent
befürworten das Gesetz. (Reiner Wandler aus Madrid/DER STANDARD,
Print-Ausgabe, 12.10. 2006)

Wir sollten einen sehr wichtigen Umstand nicht außer acht lassen: José Luís Rodriguez Zapatero, samt seiner Sozialisten- und Femanzenmischpoke, verdankt den Sessel des Ministerpräsidenten ausschließlich der unsäglichen Dummheit seines Vorgängers im Amte, José Maria Aznar. Zweiterer, seines Zeichens eifrigst untertäniger Erkunder US-amerikanischen, präsidialen Mastgedärms, hatte vor zwei Jahren diensteifrigst und verlogen versucht, jene Anschläge auf die Madrider Vorstadtzüge sofort der baskischen ETA in die Schuhe zu schieben... viel zu voreilig und vor allem vergeblich, wie sich recht bald herausstellte. Bis dato hatten er und seine konservative Partei PP (Partido Popular) nämlich haushoch geführt vor den ansonsten chancenlosen Sozialisten... Selbst ins Knie geschossen, kann man da nur konstatieren... Bleibt zu hoffen, daß Zapatero keine Gelegenheiten mehr bekommt, noch größeren Schaden anzurichten und daß die nächsten Wahlen den spanischen Männern wieder bessere Zeiten bescheren mögen...

carlos


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