Die Doppelstrategie des Feminismus als Selbstimmunisierung
Immer wieder wird pauschal behauptet, Feminismus ziele darauf ab, die
Geschlechter gleichzumachen. Das trifft aber nur auf den "linken" Flügel
zu; die andere Hauptströmung will genau das Gegenteil.
Die Differenzierung des Feminismus in Identitäts- und Differenz-Feminismus halte ich für sehr akademisch und wenig praxisrevant.
Ich gehe mit yoyo konform, wenn er sagt, dass "das an ihrem persönlichen wohlergehen interessierte haus- und wiesenweib wird sich daraus je nach bedürfnis zusammenbrauen, was es gerade braucht."
Sie haben zwar recht, dass sich für Identitäts- und Differenz-Feminismus jeweils Referenzautorinnen benennen lassen, aber was beweist das schon?
Ich habe lange überlegt, wie ich den Feminismus in meinem Buchprojekt abhandeln soll. Ich habe mich gefragt, was den Feminismus eigentlich ausmacht.
Die Antwort, die ich gefunden habe:
a) Die Inzenierung der Frau als Opfer.
b) Die Diffamierung des Mannes als Täter und Urheber für alle Unfähigkeit, Unvermögen der Frau und als Schuldigen jeden Unbills, der ihr widerfährt.
in der praxis haben wir es mit einer in sich widersprüchlichen doppelargumentation zu tun, die situativ unterschiede bestreitet oder herausstellt, je nachdem es für die rosinenpickerei gerade in den kram passt.
und so werden unterschiede zwischen mann und frau mal als abzuschaffende diskriminierung von frauen darstellt oder aber als beweis für die überlegenheit der frauen herangezogen.
Ich halte deshalb die Unterscheidung zweier Ideologien, in einen Feminismus A und einen Faminismus B nicht nur praktisch keinen Sinn macht, sondern auch das tiefere Wesen des Feminismus verkennt.
Ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass es sich bei Identitäts- und Differenz-Feminismus nur um zwei Argumentationslinien innerhalb des Feminismus handelt.
Bei dem Auseinanderdividieren in einen Feminismus A und einen Feminismus B handelt es sich um einen Versuch des Feminismus, seine ihm innewohnende Widersprüchlichkeit aufzulösen. Vertreterinnen des Identitäts- und Differenz-Feminismus versuchen jeweils auf ihrer Argumentationslinie den Feminismus in sich schlüssig erscheinen zu lassen.
Ich glaube, dass man den Feministinnen auf den Leim geht, wenn man die These von den zwei Strömungen des Feminismus akzeptiert. Im Prinzip laufen beide Ansätze auf dasselbe hinaus, ja mehr noch, sie ergänzen sich einander perfekt. Im politischen Kampf für die Besserstellung der Frau kann je nach situativ die eine oder die andere Argumentationslinie aus dem Zylinderhut gezaubert werden.
Ich halte auch die Charakterisierung als "Links"-Orientierung" oder "Rechts"-Orientierung für irreführend. Für mich ist das nur ein Zeichen dafür, dass der Feminismus in der Lage ist, sich chamäleonartig sowohl in linken als auch konservativen Kreisen "beliebt" zu machen. Das ist genaugenommen eine sehr geschickte Strategie. So erreicht man zielgruppenorientiert den größten Teil der Bevölkerung und nebenher bewirkt diese Doppelstrategie sowas wie eine Selbstimmunisierung in ihrem Sowohl-als-auch.
Der Feminismus gewinnt auf diese Weise immer und erreicht sowohl die linken Gleichmacher (betont Ideologie der Gleichheit) als auch die religiösen Konvervativen (betont schöpfungsbedingte/gottgewollte/evolutionsbedingte Differenz).
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- Notwendig zu unterscheiden: Die zwei Strömungen des Feminismus. -
T.R.E.Lentze,
12.10.2009, 21:57
- Notwendig zu unterscheiden: Die zwei Strömungen des Feminismus. -
jojo,
12.10.2009, 23:44
- Notwendig zu unterscheiden: Die zwei Strömungen des Feminismus. - T.R.E.Lentze, 13.10.2009, 00:20
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Mus Lim,
13.10.2009, 06:29
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jojo,
12.10.2009, 23:44