Eine Erwiderung auf den letzten Absatz
Guten Morgen Dschindschin!
Ich erwidere lediglich auf deinen letzten Absatz, der Ansichten enthält, denen ich, da sie hier öffentlich geäußert worden sind, die meinen an die Seite stelle. Die Freiheit, deine und die eines jeden andern, sich so zu verhalten, wie du es vorschlägst, ist davon selbstverständlich – und von meiner Seite her ausdrücklich – nicht berührt. Meine Freiheit zu widersprechen allerdings auch nicht. Es gibt hier ja ein paar Leute, die ebenfalls über solche Dinge nachdenken.
Und nie vergessen: wir alle sind zum Tode geboren. Und wer Kinder zeugt holt
beseelte Wesen aus der glückseeligen Nichtexistenz in eine gefallene Welt und
setzt sie deren Launen und Unwägbarkeiten aus. Und den Gläubigen unter uns sei
gesagt: Wer nie gezeugt wurde, den kann auch Gott nicht ewig verdammen, der ist
frei von Sünde und ist der Hölle entronnen. Er braucht keine Erlösung und keine
Vergebung.
Der Mensch ist vom Ursprung her nicht zum Tode, sondern zum Leben und zur Glückseligkeit geboren. Dafür muß er allerdings real als Mensch leben. Ein Mensch, der niemals gezeugt und geboren worden ist, IST nicht und hat somit auch keine personale Ewigkeit. "Seine" Glückseligkeit ist gar nicht seine … sondern gewissermaßen die eines blühenden Haines im Mai, in dem es aber keinen Menschen gibt. Es ist somit zwar die Glückseligkeit Gottes, aber nicht die Glückseligkeit einer Menschenseele.
Glückseligkeit setzt zwingend bewußte Selbstwahrnehmung in Freiheit voraus, sprich: ein personales Sein. Nur ein "Ich" ist dazu fähig, sich selbstreflektierend in seinem Sein zu begreifen, aber ein solches kann es nur dann werden, wenn es auch frei dazu ist, diese Freiheit zum hingebenden Selbst-Bewußt-Sein (also zur Liebe) und damit zur Glückseligkeit auszuschlagen. Ohne diese Freiheit wäre die Freiheit nämlich keine solche.
Die Hölle ist übrigens nicht ein von außen kommendes Urteil Gottes über den Menschen, sondern die folgerichtige Logik und Konsequenz der wahrgenommenen Freiheit, die Selbstwerdung zum Menschen zu verweigern und statt dessen - vom personalen Sein wieder ins Kollektive, Instinkthafte und Vorbewußte zurückzusinkend - einem Tiere gleich zu werden, das sich selbst und sein Schicksal weder begreifen noch verändern und gestalten, sondern dasselbe bloß passiv erleiden und ohnmächtig darin verharren kann.
Hölle ist zur Ewigkeit geronnene Erkenntnis eines endgültigen Scheiterns aus eigenem, freiem Entschluß. Es ist nicht Gott, sondern der Mensch gewesen, der sich selbst dazu verdammt hat. Gott macht im Gericht bloß wahr, was dadurch zur Wirklichkeit geworden ist. Die Buddhisten reden von diesen Zusammenhängen übrigens im Bilde vom Rad der Wiedergeburten, das durch "Äonen von Kalpas (Weltzeitaltern)" voller Leiden rollt. Von wegen: "Die Christen drohen mit der Hölle!" Das ist so unwissend und dumm wie zum Beispiel: "Der Wetterbericht droht mit einem Orkantief!"
)
Der Glaube ist ein starkes Argument auf Kinder zu verzichten, denn was ist das
Risiko, vorzeitig zu sterben, gegen das Risiko des ewigen Höllenfeuers.
Ein Mensch, der nie gezeugt wurde, war nie und wird nie ein Mensch sein. "Er" kennt zwar kein Leiden, keinen Tod (ergo auch keinen "vorzeitigen") und natürlich auch keine Hölle. Aber "seine" Glückseligkeit besitzt nun einmal kein personales Subjekt, das dieselbe als eine eigene zu begreifen fähig wäre. Der Glaube ist somit wahrlich kein Argument, etwa auf Kinder zu verzichten, sehr wohl aber eines, und zwar das stärkstmögliche, Kinder sehr sorgsam zu erziehen und mit größter Liebe und Hingabe in den unerhörten Weg der Menschwerdung einzuführen. Das setzt natürlich voraus, daß die Eltern diesen Weg selber leben. Riskant ist dieser unerhörte Weg in der Tat, und das Risiko besteht in der Tat im Scheitern, also in der ewigen Verdammnis (= wieder herausfallen aus dem Menschsein), aber wie könnte das denn auch anders sein bei diesem unerhörten Ziel: Gottebenbildlichkeit durch ewiges Selbst-Bewußt-Sein?
Welche Verrenkungen ihres Wesens müssen Menschen hinnehmen, um der ewigen
Qual zu entgehen. Der Ungezeugte hat solche Verrenkungen nicht nötig. Und was
ist eine Lebensspanne von sagen wir 80 Jahren im Vergleich zur Ewigkeit - ein Nichts.
Lohnt es sich für dieses Nichts, solche Risiken einzugehen?
Allerdings lohnt sich das! Ohne diese Risiken und die Bewährung in ihnen ist Ewigkeit nämlich ein leeres Nichts, in dem das qualvolle Wissen darum haust, was sie hätte sein können – und sollen. Was ist denn eine Lebensspanne von sagen wir 80 Jahren, die völlig nutzlos verplempert worden ist für ein läppisches Nichts aus Eitelkeiten des Augenblickes und banalen Nichtigkeiten, aus Haß, Bosheit, Gier, Neid, Dummheit, Stolz und leerem Geschwätz? Lohnt es sich für solch ein klägliches Dasein, den Risiken, wie sie der hohen Berufung des Menschen notwendig eignen, ein Leben lang aus dem Weg zu gehen, nur um ihnen am Ende um so gewisser zu erliegen?
Der Qual, die aus der Freiheit (= der Unentschiedenheit) unseres Lebens in der Zeit notwendig folgt, entgeht der Mensch nicht durch "Verrenkungen seines Wesens", sondern im Gegenteil dadurch, daß er solche Verrenkungen so sorgfältig wie möglich unterläßt, mit Hingabe seiner übernatürlichen Berufung folgt und sich vor allem dabei helfen läßt von dem, der Mensch wurde, obwohl er Gott ist, auf daß der von ihm geliebte und nach seinem Bilde gemachte Mensch diese Gefährdungen überhaupt bestehen kann.
Unserer von der Erbsünde tödlich verwundeten Natur wegen können wir den ursprünglichen Weg, der dem Menschen vom Beginn her bestimmt ist nämlich nicht aus eigener Kraft zuendegehen. Wir verwickeln uns bekanntlich andauernd in irgendwelchen Verrenkungen des menschlichen Wesens, die von innen und von außen auf uns einstürmen. Das ist nun einmal so! Dies wider jede Empirie zu bestreiten, die in dem Fall Lebenserfahrung und Selbsterkenntnis heißt, ist natürlich selbst eine solche Verrenkung und zwar sogar die schlimmste von allen, denn genau dieser dumme Stolz hindert uns am Nachhaltigsten daran, aus der Falle, in der wir ja seinetwegen festsitzen, herauszukommen.
Nun kulminiert diese hybride Arroganz der menschlichen Dummheit in ihren letzten, grausigen Konsequenzen und die Auswege werden enger und enger. Da nehmen Bosheit und Verblödung entsprechend überhand und jeder, der selbst darin versinkt, wünscht sich seiner Bosheit wegen natürlich, daß möglichst auch alle anderen darin versinken mögen. Das macht die Lage so hochgefährlich. Wer das noch zu begreifen fähig ist, der muß seine Seele jetzt unbedingt davor in Sicherheit bringen, solange das noch geht. Unbegrenzt lange wird es nämlich nicht mehr gehen.
Wer es tut, der geht natürlich einen ziemlich einsamen Weg fern der Hauptstraßen, auf dem er von überall her angefeindet wird. Das ist nun einmal so. Aber der Mensch ist frei. Vor ihm liegen Leben und Tod. Was er erwählt, wird ihm zuteil.
Keine Frage ist im Grunde genommen wichtiger als diese, denn es IST nun einmal die letzte.
Nick
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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.
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