Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Richtig - verschiedene Diskussionsebenen

Altschneider, Friday, 25.09.2009, 13:43 (vor 5939 Tagen) @ ajk

Ja, es ist absurd, da gebe ich Rainer recht. Aber das wurde ja von Männern immer verlangt – dass Sie zusätzliche Pflichten auf sich nehmen und dabei noch glücklich sind und dann noch den Frauen in allen Bereichen den Vortritt lassen oder Ihnen die Mühsal abnehmen.

Aber zu deiner anderen Ebene der Diskussion. Ich sehe die Ursachen dieser Vernunftresistenz in Geschlechterfragen, dem Verschließen der Augen vor der Männerdiskriminierung und der hellen Empörung über Kritik am Feminismus bzw. an Frauen in einer massiven Verdrängung der Schuld.

Wir hatten das ja schon einmal erlebt (ohne jetzt diese Zeit überstrapazieren zu wollen oder falsche Vergleiche aufkommen zu lassen, es geht nur um das Befinden) – als nach 45 klar war, dass die Deutschen dem Bösen gedient hatten und es sich was hatte mit Dichtern und Denkern. Und was war die Reaktion: Was, wir? Nicht gewusst, nicht gewollt! Nur ein paar Verbrecher, aber nicht wir! Alles gelogen! Was?-Ich? Unverschämtheit… Kommt uns das bekannt vor?

Ende der 60er, Anfang der 70er, spiegelte sich dann die Nachkriegs-Generation in der Literatur wieder, auf einmal waren alle Protagonisten im Widerstand, leisteten zivilen Ungehorsam, halfen allen Opfern oder waren gar selbst Opfer, aber niemals Täter. Oh ja, wenn sie anstelle ihrer Väter gelebt hätten, was wären Sie mutig und tapfer gewesen, hätten sich eingesetzt für die Unterdrückten und Opfer, hätten Terror und Gewalt ertragen für das Gute, ganz anders als die Generation der Eltern.

Sie sehnten sich danach, zu zeigen, dass sie anders sind, sie glaubten auch, dass sie anders sind – und es gab eigentlich nichts und niemanden, der unterdrückt oder verfolgt wurde.

Das haben die Feministinnen geschickt ausgenutzt, indem Sie die Opferrolle der Frau hervorgekramt haben, herausgestellt sogar als historischen Skandal der jahrtausendelangen Unterdrückung. Das war natürlich was für die dünkelhafte Generation: was immer auch vor Jahren hier passiert war – das hier war viel schlimmer.

Da konnte man sich engagieren, dass es eine wahre Freude war, den Opfern zur Seite stehen und mit Fug und Recht den Tätern – Männern also nur – mal so richtig in den A… treten, als Mann, um sich zu profilieren und zu distanzieren, als Frau, um weitere Vorteile zu erlangen und sich selbst zu erhöhen, indem man andere erniedrigt. Was konnte man aber auch tapfer sein: selbst 2008 schrieben mutige Journalisten gegen das Tabu der Gewalt gegen Frauen an, mindestens 3-mal die Woche.

Das sitzen Sie also, die Helden unserer und der folgenden Generation. Und dann stellt euch vor: da kommen wir und sagen: ätsch-bätsch-reingefallen. Ihr habt den gleichen Fehler gemacht wie die Generation vor euch – ihr seid den Falschen auf den Leim gegangen. Sexismus am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft, Abbau der Grundrecht, Diskriminierung wegen des Geschlechts, Gewaltverherrlichung eines Geschlechts, Beugung von Recht und Gesetz usw. – das ist alles erst durch euch eingeführt und ermöglicht worden, und schlimmer noch - ohne konkreten Grund. Die Fakten zeigen, dass Männer benachteiligt, das Männer diskriminiert werden, dass, wenn schon in diesen Kategorien gedacht wird, die Männer die Opfer sind. Ihr aber habt wieder einmal dem Bösen gedient und diese Gesellschaft wieder einmal an den Rand des Abgrunds, die Menschen in tiefe Verzweiflung gebracht.

Was, wir? Nicht gewusst, nicht gewollt! Nur ein paar Feministinnen, aber nicht wir! Alles gelogen! Was?-Ich? Unverschämtheit…

Deswegen wollen selbst Gruppen, die sich für gesellschaftkritisch halten, keine Kritik am Feminismus oder an den Frauen zulassen. Deswegen schlagen die Wellen der Empörung immer so hoch – weil man nicht auf das Gefühl verzichten möchte, ein besserer Mensch zu sein als die anderen, und weil nur wenige es mögen, mit hochrotem Kopf dazusitzen und sich einzugestehen, Mist gebaut zu haben.
Aber ich wiederhole mich.


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