Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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WAZ die 3.: "Weib & Kerl"

Maesi @, Friday, 15.09.2006, 02:09 (vor 7023 Tagen) @ Ralf

Hallo Ralf

"Denn offenbar sind Männer für die Anforderungen der Gegenwart schlecht
gerüstet, sie werden von der Wissensgesellschaft überrollt. [...] Heute
sind andere Fähigkeiten gefragt: Kommunikation, Teamwork,
Dienstleistungsbereitschaft, soziale Kompetenz, Einfühlungsvermögen. Da
liegen die Frauen klar vorne."

Die uebliche apodiktische Behauptung von der Frau als hoeherstehendes, soziales Wesen. Wenn man das noch so oft behauptet, wird es dadurch auch nicht wahr. Vor 70 oder 80 Jahren lobten Ethnologen und Anthropologen die 'Weisse Rasse und Kultur' ueber den gruenen Klee; geblieben ist davon gar nichts, ausser dass uns solche wissenschaftlich verbraemten, rassistischen Erguesse heutzutage nur noch peinlich beruehren - kein besonders ruehmliches Kapitel westlicher Wissenschaftsgeschichte. Wie wird man wohl in weiteren 80 Jahren ueber die heutigen Geschlechterrassisten mit ihrem Frauen-sind-besser-Geschwaetz urteilen?

Man koennte meinen, die postmodernen Frauen haetten Kommunikation und Teamwork erfunden. Dabei waren schon beim Bau der ersten Staedte, beim Anlegen von Bewaesserungssystemen, bei der Urbarmachung von Land oder beim Errichten von Kultstaetten diese Faehigkeiten seit Beginn der neolithischen Revolution unabdingbar. Im Laufe der Jahrtausende haben Maenner diese Faehigkeiten immer effizienter angewendet bis zur heutigen stark ausdifferenzierten Gesellschaft mit ausgepraegter Aufgabenteilung. Soweit man die historische Entwicklung genauer analysieren kann, spielten Frauen bei komplexeren Projekten meist eine Nebenrolle. Sie bauten weder Staedte, noch kultivierten sie vormals brachliegendes Land, noch transportierten sie Gueter, noch betrieben sie Handel, noch schufen sie Kunstwerke, noch errichteten sie Staatswesen usw. usf. Die Erfindung der Schrift war ebenso wie die Spezialisierung der Taetigkeiten und die (heute so verpoente) Entwicklung einer sozialen Hierarchie die logische Folge einer immer komplexer werdenden und einer sich immer staerker ausdifferenzierenden Wirtschaft. Wirtschaftsentwicklung und Gesellschaftsentwicklung gingen dabei Hand in Hand. Heute haben wir diese Ausdifferenzierung auf die Spitze getrieben. Selbst so etwas simples wie die Produktion eines Bleistifts ist heute das Ergebnis eines komplizierten Zusammenspiels diverser Produktions- und Verteilbetriebe. Kurzum: ohne Teamwork und Kommunikation koennten wir nicht einfach in den Supermarkt latschen und dort alle Dinge des taeglichen Gebrauchs einkaufen.

Was Dienstleistungsbereitschaft anbelangt, so wuerde ich die bei den Frauen nicht ueberbewerten; ohne die Leistung eines entsprechenden Gegenwerts ist diese auch bei Frauen arg reduziert. Und das Einfuehlungsvermoegen der meisten modernen Frauen scheint sich weitgehend in einer neurotisch anmutenden Analyse ihrer eigenen Befindlichkeiten zu erschoepfen. Die Befindlichkeiten von Maennern sind jedenfalls nur selten Bestandteil der oeffentlichen Zelebrierung von 'weiblichem Einfuehlungsvermoegen' durch Frauen. Und wenn ausnahmsweise doch, dann muten sie in ihrer Schablonenhaftigkeit und Vorurteilsbeladenheit (wie etwa bei Frau Herman aber auch bei ihren Antagonistinnen) geradezu laecherlich an. Der ganze Geschlechtergleichstellungsquatsch ist auf Vorurteilen und Schablonendenken aufgebaut, und die Kroenung davon heisst Gender Mainstreaming.

Dann wähnte ich mich kurz in einem Masku-Forum, Thema "Männer haben's
schwer", oder irgendsoetwas zwischen Frakalbes und Masku-Forum:

"Männer sterben im Schnitt sieben Jahre früher als Frauen. Männer sind
häufiger krank. Männer begehen dreimal häufiger Selbstmord. Männer sind
das Gewaltgeschlecht - als Täter und Opfer. Männer leiden häufiger
an Alkohol- und Drogensucht. Etwa 70 Prozent aller Obdachlosen sind
Männer."

Das alles stimmt mehr oder weniger. Aber die Mehrheit der Maenner begeht keinen Selbstmord, leidet weder an Alkohol- noch an Drogensucht und ist auch nicht obdachlos. Worauf deuten diese Indikatoren eigentlich hin? Auf eine 'Krise der Maenner' oder womoeglich auf eine Krise der Gesellschaft, die Maenner immer skrupelloser als 'Verbrauchsmaterial' ansieht und ausbeutet? All diese Indikatoren haette man vermutlich vor 100 oder 200 Jahren ebenso feststellen koennen. Sind die Maenner also seit Jahrhunderten auf dem absteigenden Ast und merken es noch nicht einmal? Und wenn Frauen tatsaechlich ueber mehr soziale Kompetenz, Einfuehlungsvermoegen und dergleichen verfuegen, was kann man dann ueber jene sagen, die sich permanent mit viel Haeme ueber das 'Los der Maenner' lustig machen? Sind diese dann nicht der Gipfel eines gesellschaftlichen Zynismus', der kalt laechelnd ueber maennliche Leichen geht sich gleichzeitig aber als Fraueninteressenvertretung aufspielt? Nein, von Einfuehlungsvermoegen kann bei diesen Frauen ganz bestimmt nicht die Rede sein. Schon eher von emotionaler Kaelte und Selbstbezogenheit - also das, was dieselben Frauen regelmaessig den Maennern vorwerfen.

"Wenn die blonde Eva schreibt: "Wir Frauen sehnen uns verzweifelt nach
Geborgenheit, Heim und Familie", so ist dies die unausgesprochene
Forderung an die Männer, den Frauen genau dies zu bieten. Das nennt man
unverschämt. Damit beschwört sie das Patriarchat und reduziert das
Spektrum anzustrebender Lebens- und Partnerschaftsentwürfe auf einen
simplen Dualismus: Weib & Kerl
"

Soll Frau Herman doch ruhig von den Maennern fordern, was sie aufgrund ihres Geschlechts zu beanspruchen koennen glaubt. Sollen ihre ideologischen Gegner alternative Lebensentwuerfe proklamieren und diese mit demselben Eifer von den Maennern einzufordern versuchen. Wichtig ist bloss, dass die Maenner selber ueber ihren Lebensentwurf entscheiden. Ob dieser traditioneller oder progressiver Art ist, ob eine Lebensabschnittspartnerin und Kinder darin Platz haben oder nicht, ist voellig unerheblich. Interessant ist jedoch, dass sowohl konservative wie progressive Maennerbevormunder immer ganz genau zu wissen scheinen, was fuer die Maenner das beste ist.

"Die wichtigste Lektion für einen jungen Mann sei es, die Tatsache zu
akzeptieren, dass er entbehrlich ist.
"

Waehrend ueber 99% der Zeit, seit es Leben auf der Erde gibt, existierten keine Menschen. Fuer die Erde sind von einem philosophischen Standpunkt aus nicht bloss Maenner sondern auch Frauen entbehrlich. Das ist die wichtigste Lektion fuer die Menschen. So gesehen, scheinen die jungen Maenner den jungen Frauen einmal mehr einen Entwicklungsschritt voraus zu sein *eg*.


Gruss

Maesi


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