Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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gleichwertige Arbeit

Donna Amaretta, Thursday, 20.08.2009, 22:25 (vor 5970 Tagen) @ adler

Eine von der Bundesagentur quakt über gleichwertige Arbeit.
Oder: Eine blinde spricht über Farben.

[image]

Weil wir doch immer "auch Quoten bei der Müllabfuhr, bei der
Abwasserkanalreinigung, auf Baugerüsten, in Bergwerken (unter Tage!), an
Hochöfen, im Straßenbau und last not least beim Militär, insbesondere bei
Kampfeinsätzen in eisenhaltiger Luft an vorderster Front" fordern.
zB Beelzebub vor
4 Tagen.

Nun, in Niedersachsen macht eine den Anfang Sie läßt sich beim Straßenbau
ausbilden, was der
SpiegelIne
gleich nach zwei Tagen
eine Meldung wert ist.

Annette Heseding, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der
Agentur für Arbeit Vechta:
"Schwerer als etwa der Beruf einer Altenpflegerin oder Verkäuferin
sei auch der Straßenbau nicht."

Hmpfgrmpf.
Abgesehen davon, das ich weder den einen noch den anderen Beruf für mich je in Betracht
gezogen hätte, da ich beide für nervlich (Altenpflegerin auch körperlich) auslaugend halte,
was ich im Verkauf täglich beobachte - hätte meine Chefin gestern ihre Fantasie in die Tat umgesetzt,
hätten über 80% der Kundschaft Prügel bezogen:-))) -, befindet man sich bei beiden Berufen
unter Dach und ist keinerlei (Un)Wetter ausgesetzt.

Nun, ich kann das beobachten. Mir gegenüber wird gerade ein 5-stöckiges
Ärztehaus hochgezogen. Der Keller wird gerade fertig. Ansonsten ein großer,
freier Platz. Kein Baum, kein Sonnenschirm, kein bißchen Schatten, nur in
der Sonne aufgeheizter Beton. Es ist sehr heiß heute, die Sonne brennt seit
Tagen gnadenlos vom Himmel. Arbeitszeit ist von 7 -17 Uhr.

Ein alter Freund ist Elektriker. Da er auch in tiefen Gruben schuften muß,
in denen kaum Hilfsmittel verwendbar sind, also die reine Körperkraft ausreichen muß,
um die schweren Kabel zu wuchten, hat er sich einen Rückenschaden geholt, gerade 40 Jahre alt.
Ein anderer ist Maschinenbauer, in seiner Firma werden hauptsächlich Reparaturen ausgeführt.
Die Maschinenteile müssen zum Teil aus eigener Kraft bewegt werden.
Beide haben mehrere Bandscheibenvorfälle gehabt, OP, Reha.
Mein Vater arbeitete 45 Jahre lang als Bauschlosser.
In der Werkhalle herrschen im Hochsommer Temperaturen um die 45 Grad,
im Winter ist es saukalt.
Auf Montagen war Papa und Freunde Wind und Wetter ausgesetzt, es ist nicht witzig,
bei Null Grad und Nieselregen aussen Wendeltreppen zu montieren,
in Rohbauten in Fahrstuhlschächten
zu werken oder auf Hochspannungsmasten Wartungsarbeiten
durchzuführen. Ein abgerissener Finger war ca. 3 Jahre vor der Rente auch noch im Programm,
wurde wieder angenäht und er arbeite bis zur Rente voll weiter (eine Meisterleistung
der Ärzte, wie die das noch retten konnten). Frau Annette Heseding wird sich in ihrem Büro
weder ein Bein ausreißen und schon gar nicht einen Finger abreißen.

Ich würde die Annette Heseding da gerne mal einen Tag die 10 Stunden
dazustellen. Sie braucht nix schaffen. Nur dazustellen soll sie sich. Nur
einen Tag lang raus aus ihrem klimatisierten Büro.

Wieso nur dazustellen? Richtig mitmachen! das schärft den Sinn für Realitäten weit besser
und nachhaltiger.

Nur damit sie weiß, wovon sie redet, und damit sie das nächste mal
ihre vorlaute Klappe hält.

Einen dieser Vorteile hat sie bereits auch schon kennengelernt: "Man
wird hier richtig schön braun bei der Arbeit", sagt Rebecca lachend.

Ja, noch ist sie am Lachen. Oder ist das doch schon Galgenhumor und
Verzweiflung am zweiten Ausbildungstag.

Der Spiegel soll sie in einem halben Jahr nochmal befragen. Mal sehen, ob sie dann überhaupt
noch dabei geblieben ist oder bereits einen anderen Ausbildungsplatz gesucht hat.


Gruß
adler

Wär übrigens eine sinnvolle Idee für den "Girlsday": Die Auswahl der Männer-Berufe, in die
"reingeschnuppert" werden soll, wird beschränkt auf rein handwerkliche und körperlich
anstrengende Tätigkeiten. So können nicht die bequemen Schmankerln rausgefischt werden,
sondern die Mädchen werden mit der Nase dahineingestoßen, wo es stinkt, dreckig und
beschwerlich ist. Vielleicht verhilft das zu einer respektvolleren Grundeinstellung
und etwas Nachdenklichkeit, bevor wieder gejammert wird in späteren Jahren.

LG Donna A.


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