Übersetzung: The violence we ignore
Die Polizei berichtete kürzlich, dass der ehemalige Baltimore Ravens Star Steve McNair von seiner Freundin Sahel Kazemi mit abschließender Selbsttötung erschossen wurde. Trotz mehr als 10 000 Einträge in Google News für "Steve McNair" erwähnen nur wenige davon die Phrase "häusliche Gewalt".
Gewalt von Frauen gegen ihre männlichen Partner wird oft ignoriert oder nicht als häusliche Gewalt erkannt. Gesetzesvollzug, das juristische System, die Medien und die Lobby für häusliche Gewalt beharren nach wie vor auf dem alten Denkschema "Mann=Täter, Frau=Opfer". Doch mehr als 200 Studien legen nahe, dass von Frauen mindestens genauso oft Gewalt ausgeht wie umgekehrt. Männer erleiden etwa ein Drittel der Verletzungen und Todesfälle durch häusliche Gewalt in heterosexuellen Partnerschaften. Die Forschung zeigt außerdem, dass Frauen die fehlende physische Gewalt oft durch Verwendung von Waffen und Überraschungsangriffen kompensieren - wie dies auch Frau Kazemi tat.
Die jüngste großangelegte Studie über häusliche Gewalt wurde in Harvard durchgeführt und 2007 im "American Journal of Public Health" veröffentlicht. Diese Studie, welche die Erfahrungen von 11 000 Männern und Frauen untersuchte, fand heraus dass jeweils 50% der Gewalt in ihren Beziehungen auf Gegenseitigkeit beruhte. In diesen Fällen war es am wahrscheinlichsten, dass Gewalt von der Frau initiiert wurde. Darüber hinaus sagten sowohl Männer als auch Frauen aus, dass bei einseitig ausgeübter Gewalt zu 70% die Frau die Urheberin gewesen sei.
Neue Forschungen von Deborah Capaldi, einer Expertin für häusliche Gewalt die als Soziologin am Social Learning Center in Oregon arbeitet, zeigt, dass das gefährlichste Szenario häuslicher Gewalt sowohl für Männer als für Frauen dann besteht, wenn sie beidseitig ausgeübt wird, insbesondere aber wenn die Initialgewalt von der Frau ausging.
Es gibt mehrere Strategien zum Schutz aller Beteiligten vor häuslicher Gewalt.
Als Erstes müssen Frauen ermutigt werden, ihre Männer nicht anzugreifen, so wie man zuvor Männer stigmatisierte die ihre Frauen angriffen. Frau Capaldi ist davon überzeugt, dass der beste Schutz für Frauen darin besteht, keine Gewalt gegen ihre männlichen Partner zu initiieren. Sie fügt hinzu: "Die Frage nach der Initiation von Gewalt ist maßgeblich. Ein Großteil der häuslichen Gewalt verläuft gegenseitig und Gewalteröffnungen - selbst wenn sie gering erscheinen - können zur Eskalation führen."
Als Zweites sei das Modell häuslicher Gewalt derart zu ändern, dass gewalttätige Paare auch als solche behandelt werden, was eine Abkehr vom "Mann=Täter, Frau=Opfer"-Modell bedeuten würde. Beratungsstellen für gewalttätige Paare sind selten. Lonnie R. Hazelwood vom Amt für Häusliche Gewalt sagt, die fehlgeleitete Lobby für häusliche Gewalt sei "sehr effektiv darin gewesen, Gesetze zu etablieren die das Beraten von Paaren verhindern und Programme beenden, welche Strategien zur Einbeziehung beider Geschlechter anwandten".
Als Drittes müssen Beratungen und Hilfe für männliche Opfer häuslicher Gewalt geschaffen werden. Denise Hines von der Clark Universität fand heraus, dass es im Falle eines missbrauchten Mannes welcher die Polizei rief, wahrscheinlicher war, dass er verhaftet wurde statt dass die Polizisten seine mißbrauchende weibliche Partnerin mitnahmen. Dies ist teilweise das Ergebnis von Marylands "Primary aggressor law". Dieses Gesetz ermutigt Polizisten, die Urheberschaft von Gewalt nicht zu berücksichtigen und stattdessen auf andere Aspekte zu schauen (wie Größe und physische Stärke), was zu einer erhöhten Verhaftung von Männern führt. Als die Männer in Frau Hines' Studie versuchten, eine Notrufnummer für häusliche Gewalt zu kontaktieren, wurde 64% von ihnen gesagt, dass nur Frauen geholfen würde und mehr als die Hälfte wurde auf Programme für männliche Urheber von häuslicher Gewalt verwiesen.
Als Viertes müsse daran gearbeitet werden sicherzustellen, dass männliche Opfer häuslicher Gewalt nicht ihre Kinder in Sorgerechtsprozessen verlieren. Frau Hines fand heraus, dass der häufigste Grund für das Zögern männlicher Gewaltopfer, ihre Frau/Freundin zu verlassen, in der Sorge um die eigenen Kinder bestand. Wenn sie gehen, werden ihre Kinder ungeschützt in den Händen einer gewalttätigen Mutter zurückgelassen. Nehmen sie ihre Kinder hingegen mit, werden sie an die Mutter übergeben.
Vielleicht hätte eine dieser Strategien Steve McNair vor dem Tode bewahrt. In jedem Fall ist häusliche Gewalt von Frauen weder selten noch belanglos, sie zu ignorieren schädigt sowohl Paare als auch ihre Kinder.
gesamter Thread:
- Morgenlektüre bei Glenn Sacks -
Tarzno,
20.07.2009, 13:49
- Zum Inhalt -
Borat Sagdijev,
20.07.2009, 16:02
- Erstkassiger Text (oT)
-
Rainer,
20.07.2009, 16:26
- Erstkassiger Text (oT)
- Übersetzung: Men Soon to be 'Redundant;' Women Too -
Sven,
20.07.2009, 16:58
- Übersetzung: Men Soon to be 'Redundant;' Women Too - Mustrum, 20.07.2009, 22:33
- Übersetzung: The violence we ignore -
Sven,
20.07.2009, 18:02
- Danke für die Übersetzungen :-))) n/t
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Christine,
20.07.2009, 18:15
- Danke für die Übersetzungen :-))) n/t
- Zum Inhalt -
Borat Sagdijev,
20.07.2009, 16:02