Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Mitschrift: Wolfgang Bergmann zu der Frage: Was bedeutet Gender?

Mus Lim, Wednesday, 03.06.2009, 09:09 (vor 6050 Tagen) @ vomTurm

Wolfgang Bergmann, Erziehungswissenschaftler, zu der Frage:
Was bedeutet Gender?

Die wissenschaftlich-akademische Forschung entfaltet – neben vielen nützliche Dingen – Skurilitäten. In der empirische Forschung bspw. werden Millionen ausgegeben, um das empirisch ganz exakt, statistisch ganz genau, zu erforschen, was wirklich nun jeder weiß. Die Gender-Forschung gehört zu diesen Skurilitäten. Man versucht auf Biegen und Brechen deutlich zu machen, dass zwischen Jungen und Mädchen – von ein paar schwer zu leugnenden biologischen Unterschieden – letzlich seelisch – in der Mentalität, auch in der Struktur, der Intelligenz, der Weltwahrnehmung – keine Unterschiede bestehen, das ist natürlich grober Unsinn, das weiß jeder, der ein Kind hat.

Die Frage stellt sich nicht, ob dies nun anerzogen oder angeboren ist. Denn wenn es anerzogen ist, dann ist es das Ergebnis einer vielhundertjährigen Kulturgeschichte der Menschheit. Vielleich können wir die in vielen hundert Jahren wieder umdrehen, aber für die Frage, wie gehen wir mit den kleinen Jungen heute um, gibt es keine anderen Hinweise als die: ein Junge ist ein Junge und ein Mädchen ist ein Mädchen. Jeder, der Kinder hat, weiß, dass sie grundverschieden sind. Und diese Grundverschiedenheit, die müssen wir beachten. Die müssen wir als Bedingung dafür nehmen, wie wir diese Kinder fördern, wie wir sie herausfordern, wie wir mit ihnen umgehen.

Die kleinen Jungen leiden unter einer Verweiblichung der Erziehung, und damit meine ich nicht nur, dass sie in Kindergarten und Grundschule fast nur Frauen antreffen – das ist eigentlich gut für die Jungen, das kann man sehen, wenn da mal ausnahmesweise ein Kindergärtner (ich weiß, dass das Erzieher heißt, aber Kindergärtner klingt viel schöner) ein Kindergärtner auftaucht … die kleinen Jungen hängen an ihm wie eine Traube, da merkt man, welche Bedürftigkeit da herrscht, an den Grundschulen ist es ähnlich. Natürlich wollen die kleine Jungen gerne mit Männern zu tun haben, aber wichtiger ist, dass man ihnen die Grundformen [beibringt], der Art und Weise, wie sie sich selber zum Ausdruck bringen, wie sie ihr Selbstbewusstsein zeigen, wie sie Sprache entwickeln, wie sie den Klang ihrer Sprache entwickeln. Das wird alles so unter eine weiche, pazifistische Decke gehüllt, dass man schon, wenn man zuguckt, wegpennt. Und die kleinen Kinder - übrigens auch die Mädchen langweilen sich ziemlich schnell in unseren pädagogischen Institutionen - aber die Jungen noch mehr.

Da reicht es, dass so ein kleiner Junge mal so richtig losbrüllt mit seinen drei Jahren, um der Welt zu zeigen, hier bin ich, der kleine Johannes, die Welt hat gefälligst zu erbeben, vor Freude oder Erschütterung darüber, dass ich existiere und da kommt sofort irgendeine pädagogische Kraft auf ihn zu und sagt: wir hatten uns doch geeinigt, dass wir ganz leise sind. Und wenn dann mal beim Fußballspiel oder beim wechselseitigen Beschmeißen mit Sand eine Fensterscheibe kaputt geht, dann wird sofort Morgenkreis einberufen und wenn der Kleine Pech hat, dann wird noch ein Antiaggressionsprogramm aufgezogen … Es ist zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre.

Nein, wir müssen die Kinder – die Jungen – stabilisieren, auch in ihrer Durchsetzungskraft. Wir müssen ihnen auch beibringen, dass man aggressiv sein darf. Warum? Dadurch lernen sie Aggressivität, dadurch lernen sie, dass sie ihren Körper zum Ausdruck bringen können. So wie wir das früher im Wald machten, in der Steinkuhle, da gingen wir mit selbstgeschnitzten Stöckern aufeinander los. Es ist nie etwas passiert. Wir lernten in dem Körperausdruck, auch in dem aggressiven Körperausdruck, gleichzeitig, wie man einhält, wie man Mitgefühl hat. Man lernt die Beherrschung des Körpers, die Beherrschung der Aggressivität. Wir nehmen den Kindern etwas weg. Und dann wundern wir uns, wenn die Jungen dann mit neun oder zehn Jahren das nicht können und brutal zuschlagen, auf die Nase schlagen oder auf dem Kopf, wenn einer auf dem Boden liegt. So etwas gab es bei uns nicht, wir hatten aber auch keine Gender-Pädagogik.

Insofern richtet diese Pädagogik Schaden an. Und dieser Schaden wird dann noch dadurch vertieft, wenn – wie bspw. in einer großen und sonst auch bedeutsamen Zeitschrift passiert – Familienpädagoen versuchen einem dreijährigen Jungen weibliche Eigenschaften – also Geschirr spülen, Ordnung halten, oder weiß der Teufel was – beizubringen. Dies ist der Versuch ein Kind gegen seine eigenen intuitiven Kräfte und gegen seine Welterfahrung, sogar gegen seine Körperlichkeit, zu erziehen. Da ist die Grenze zur Missbrauch eines Kindes überschritten. Es gibt nicht nur einen sexuellen Missbrauch, es gibt auch einen seelischen Missbrauch.


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