Was ist Kunst?
Servus, Eugen!
Leider ist dieser Faden jetzt schon ins Archiv weggerutscht; ich hoffe gleichwohl, daß Dich meine Replik trotzdem erreicht. Zeit... Zeit möcht’ ich mehr haben...
Picasso belustigt sich in der zitierten Rede über den Kunstbetrieb und nicht über die Kunst. Das sollte man schon unterscheiden. Es ist zu befürchten, dass seine Worte vielen Leuten nur dazu dienen, mangelndes Kunstverständnis zu tarnen und ihre Abwehrreflexe zu rechtfertigen.
Hm... erlaube bitte, daß ich widerspreche: Picasso meinte beides: Kunst und Kunstbetrieb; dies auch schon einmal deswegen, weil beides kaum voneinander zu trennen ist.
Was ist eigentlich Kunst? Wem soll sie dienen? Kunst kommt von Können; Kunst soll die Seele des Menschen ansprechen; Kunst dient dem Wahren, Guten und Schönen, indem sie dies darstellt, sowie umgekehrt. Der gesunde Menschenverstand muß ausreichen, ein Kunstwerk wenigstens annähernd zu verstehen, auch wenn man z.B. mit einer dargestellten historischen Szene, wie bei Albrecht Altdorfers „Alexanderschlacht“, nicht sofort etwas anzufangen weiß. Auf alle Fälle muß er dazu ausreichen, sich als Betrachter von dem Kunstwerk bezaubern zu lassen, sich in Herz und Seele wohlig berührt zu fühlen. Sicherlich: Hieronymus Bosch etwa weckt womöglich ganz andere Emotionen, aber auch dieser Mann war ein unzweifelhaft ein begnadeter Künstler und Könner.
Moderne Kunst dient heutzutage der Mache und der selbstherrlichen Staffage des jeweiligen Künstlers, der automatisch all jene, die sich etwa von „moderner“ Kunst à la Beuys abgestoßen oder auch nur gelangweilt fühlen, zu Banausen oder Idioten... oder heutzutage gar zu Nazis erklärt, i.e. sie solchermaßen diffamiert. Zwei Leichentische aus dem Sperrmüll einer Klinik herauszufischen, sie flugs zu „Kunst“ zu erklären und mit dem Namen „Zeige deine Wunde“ für eine Million Mark an ein von Steuerzahlern bezahltes Museum zu verscherbeln, verdient nur eine Bezeichnung: Freche Scharlatanerie. Freilich: Hierzu benötigt der Scharlatan auch nützliche Idioten, welche bereitwillig noch jedes Steuersäckel aufschnüren und sich dabei selber als etwas Besonderes vorkommen.
Und hier liegt auch der Unterschied etwa zwischen Picasso und Beuys. Picasso war ja ein Zirkusmensch; er liebte den Zirkus in der Manege ebenso, wie den des Lebens generell. Außerdem war er neben seinem Können, neben seiner Kunst auch ein zuhöchst praktisch, nützlich und ökonomisch denkender und handelnder Mensch. Picasso war ein Clown, aber kein Scharlatan. Picasso konnte malen wie Bellini oder Dürer, aber wollte nicht; das heißt, er wollte irgendwann nicht mehr, als er bemerkte, wie leicht, wie schnell und vor allem wie viel Kohle mit sich mit Gekritzel machen ließ. Picasso war ein Virtuose, ein Clown, ein Till Eulenspiegel; und deswegen darüber hinaus ebenso ein Archivar der menschlichen Dummheit.
Beuys hingegen war ein Scharlatan; nicht ein einziges Bild, nicht ein Kunstwerk existiert von diesem Typen, worin er sein Können, seine Kunst virtuos demonstriert hätte. Beuys und malen können war so weit voneinander entfernt wie etwa die Männer auf dem Mars von den Weibsen auf der Venus. Mindestens.
Mißtrauisch werde ich grundsätzlich und immer dann, wenn solch ein „Künstler“ auch noch frech behauptet, sein „Kunstwerk“ könnte sich dem Betrachter per se nicht selber „erklären“, weil der ja hierzu erst ein, seins nämlich, freilich und absichtlich unverständliches, Blabla benötige. Dieses Kauderwelsch ist pure Absicht; es soll nämlich gar nicht verstanden werden... Auch ohne mit Albrecht Dürer ein Glas Bier getrunken zu haben, weiß ich, was z.B. seine gefalteten Hände bedeuten sollen. Bei den Beuys'schen Leichentischen weiß ich das nicht; abgesehen von der Million Mark, natürlich.
Es ist schon auffällig: „Museums“-Bunker mit moderner „Kunst“ müssen mit weitaus dickeren Summen subventioniert werden, als Pinakotheken mit alter, mit klassischer Kunst; die „documenta“ in Kassel ist da ein schönes Beispiel. Das schräge Gesäge und Gefiedel beispielsweise eines Karl Amadeus Hartmann oder eines Arnold Schönberg tun sich auch nur ganz wenige freiwillig an. Beider „Kompositionen“ gehen den Menschen mehrheitlich auf die Nerven, weswegen man in Konzertabende ganz gerne das eine oder andere Stück von denen, freilich quer subventioniert, mit hineinschmuggelt. Oder solche Stammler wie Hans Arp, Helmut Heißenbüttel oder Ernst Jandl: Außerstande auch nur zu vier gereimten Zeilen oder einem Limerick, bringen sie nur lächerliche Gimmicks hervor... Einer, der da ein bisserl aus der Reihe tanzte, war Robert Gernhardt; zwar konnte der dichten, er ließ sich aber, ganz der typische 68-er Linke, unnötig und geradezu niederträchtig über Sonette aus. Na ja...
Jeder moderne „Künstler“, wie auch jeder moderne „Komponist“ oder "Dichter" soll selbstverständlich tun und lassen wie belieben. Bezahlt ihn jemand für seine Geschichten oder findet er einen reichen Mäzen – na, wunderhübsch. Warum nicht. Aber er soll bitteschön die Pfoten aus’m Steuersäckel ’rauslassen. Das eint ihn wiederum mit all den Femanzen... lol...
Ein in deutschen Landen – und beileibe nicht nur da - beliebter und bekannter Satiriker war Ephraim Kishon. Kaum jemand weiß, daß dieser Mann auch Kunstgeschichte und Metallbildhauerei studiert hatte, was ihn zweifellos zu einem der heute ach so geforderten Experten gemacht hatte. Vor etwa 15 Jahren hatte er ein Buch veröffentlicht, das weitgehend totgeschwiegen worden war:
Hierbei handelt es sich um eine reich bebilderte Dokumentation, jedoch gehalten und erzählt mit der typischen Kishon’schen satirischen Leichtfüßigkeit, und allein dieser gelungene Genre-Mix für sich genommen ist bereits wieder Kunst. Kunst kommt ja von Können.
Kishon konnte man ja kaum den Revanchisten, den Faschisten oder dergleichen Unsinn mehr anpappen. Also schwieg man ihn und dieses Buch tot. Mit Erfolg und mit Methode, übrigens. Solltest Du mal Zeit haben, dann nimm Dir dieses Buch vor; Du wirst lachen und staunen...
In diesem Sinne und mit freundlichen Grüßen,
carlos
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- Buchtipp: Klaus Rainer Röhl - Deutsche Tabus -
Max,
21.04.2009, 20:55
- Eins der Schmankerl in meinem Bücherregal. (oT) - Zeitgenosse, 21.04.2009, 21:36
- Damen der proletariernahen SPD -
roser parks,
22.04.2009, 00:16
- Frauen und Kunst -
Mustrum,
22.04.2009, 10:50
- Was ist Kunst -
K.,
22.04.2009, 11:26
- Was ist Kunst? -
Eugen,
22.04.2009, 13:58
- Was ist Kunst? - carlos, 27.04.2009, 20:03
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Eugen,
22.04.2009, 13:58
- Frauen und Technik - Flint, 27.04.2009, 20:24
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K.,
22.04.2009, 11:26
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Mustrum,
22.04.2009, 10:50