Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Am Rande: "Anonyma"

Garfield, Sunday, 19.04.2009, 13:48 (vor 6094 Tagen) @ Mustrum
bearbeitet von Garfield, Sunday, 19.04.2009, 13:52

Hallo Mustrum!

...oder um die Verkaufszahlen zu steigern.

Ich denke, das ist der Grund für solchen Unsinn. Auch die Verlage haben längst bemerkt, daß viele Frauen ein großes Kompensationsbedürfnis haben und deshalb mit Vorliebe Bücher kaufen, in denen sie pauschal hochgelobt und Männer pauschal verunglimpft werden.

In unserer modernen Konsumgesellschaft findet der Feminismus eben ideale Bedingungen vor, und das ist einer der Gründe, wieso er sich so ausbreiten konnte.

Allerdings ist es bei weitem nicht der einzige Grund, denn ähnlichen Blödsinn konnte man schon direkt nach dem Krieg in damaligen Frauenzeitschriften lesen. Ich hab irgendwo noch eine solche Zeitschrift etwa von 1947 herumliegen. Die enthält u.a. eine Fantasiegeschichte, die den angeblichen Alltag für viele Frauen der damaligen Zeit schildert. Da wurde ein angeblich typisches Wochenende einer deutschen Familie beschrieben: Der Mann sitzt natürlich nur faul herum und liest Zeitung, während die Frau im Haushalt herumrotiert und gar nicht mehr weiß, wo ihr der Kopf steht. Nebenbei wird immer wieder angedeutet, daß sie die ganze Woche über schwer damit beschäftigt war, die Familie am Leben zu erhalten, während ihr Mann sich in seinem Job gemütlich einen faulen Lenz gemacht hat. Weil sie nun am Wochenende gar schrecklich überlastet ist, bittet sie schließlich verzweifelt ihren Mann um Hilfe. Der ist dann sehr widerwillig dazu bereit, ihr zur Hand zu gehen, macht aber selbstverständlich alles falsch und verdrückt sich dann anschließend. Sie hat natürlich am Ende nur noch mehr Arbeit und leidet gar fürchterliche Qualen...

Ich denke, der Frust der damaligen Frauen hatte aber ganz andere Gründe als heutzutage. Viele Männer waren ja zunächst noch in Gefangenschaft, oder sie waren im Krieg gefallen. So waren ihre Frauen dann allein. Oder sie hatten zwar Liebhaber, die aber selbst auch Familien hatten und deshalb weder Zeit noch Geld hatten, um sich um Haushalt und Kinder ihrer Geliebten zu kümmern. So mußten diese Frauen alles allein erledigen und fühlten sich damit überfordert.

In anderen Fällen war es so, daß die Männer zwar bald aus dem Krieg oder aus der Gefangenschaft zurück kehrten, daß es ihnen aber häufig schwer fiel, sich wieder ins normale zivile Leben einzugliedern, zumal ja anfangs die Wirtschaft teilweise auch nur schleppend wieder in Gang kam und in manchen Berufsfeldern einfach weniger Personal gebraucht wurde als noch im Krieg oder davor. Viele Männer hatten durch die Kriegserlebnisse auch psychische Probleme, die sich manchmal sehr stark auswirkten. Manchmal mußte der Mann sich auch anfangs verstecken - vor allem in der sowjetischen Besatzungszone kam das vor, weil man da auch Jungen oder ältere Männer, die zum Volkssturm eingezogen worden waren, als Kriegsgefangene in die Sowjetunion schicken wollte. So kam es, daß in manchen Familien die Männer tatsächlich nichts Sinnvolles tun konnten. Die Frauen erwarteten aber, daß sie nun wieder ihre Ernährerpflichten übernahmen. Wenn das nicht geschah, kam natürlich bei den Frauen auch schnell Frust auf. Auch damals fühlten sich viele Frauen in der Ernährerrolle keineswegs wohl.

Interessanterweise wurde aber gerade so ein Fall in dieser Geschichte von 1947 gar nicht geschildert, sondern da wird es so dargestellt, daß der Mann einen Job hat, was aber der Frau offensichtlich auch nicht reicht.

Freundliche Grüße
von Garfield


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