Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Glotzen-Defekte

Chato, Friday, 13.03.2009, 21:34 (vor 6130 Tagen) @ Peshwa

Das, worin du dein Da-Sein vermutest - die Zeit - ist lediglich eine Illusion unseres Wahrnehmungsmodus.


Und du kannst hinter die Illusion schauen, trotz unseres Wahrnehmungsmodus?

Das "Schauen hinter die Illusion" ist Inhalt dessen, was man mit dem Begriff 'Glauben' bezeichnet. Auf dem Wege des Denkens, auch des tiefsten Denkens, funktioniert das nicht. Warum? Weil das Denken nun einmal per se das Abbild eben jener illusorischen Wahrnehmungsmodi ist, hinter welche zu schauen es somit a priori nicht fähig ist. Was statt dessen?

Die geistige Tätigkeit dafür nennt man Gebet. Was das ist, erschließt sich dem Außenstehenden nicht, wenn er sich irgendein Bild davon macht, was das denn nun wohl sein könnte. Es erschließt sich, indem er es konkret tut, wobei es freilich viel eher und recht eigentlich ein inneres Geschehen ist und im Grunde gar kein "Tun". Nun gut, besser läßt es sich eben nicht mit Worten ausdrücken…

Da das Gebet die höchste geistige Tätigkeit ist, die dem Menschen im Prinzip zugänglich ist, muß man das natürlich sehr geduldig erlernen und unter erfahrener Begleitung lange und beharrlich üben. Aus gutem Grund betone ich hier noch einmal, daß das Gebet nicht vom Intellekt anhängt. Der schadet zwar nicht, wenn man ihn nicht sinnloserweise ausgerechnet dafür zu verwenden versucht (wozu man verständlicherweise stark versucht ist, je intellektueller man ist), aber er nutzt hierbei eben überhaupt nichts.

Gebet ist ein äußerst subtiler und nachgerade abgründiger, hierarchischer Dialog mit Gott, der sehr wenig von unseren eigenen Vorbehalten und Vorstellungen und fast gänzlich von der Gegenseite abhängig ist. Die erste Voraussetzung für das Gebet ist deshalb Demut und Ehrfurcht vor dem Schöpfer. Wer das nicht kann oder will, der kann nicht beten. Und wer nicht beten kann, kann nicht hinter die Illusion seiner sinnlichen Wahrnehmungen und Vorstellungen schauen. Das ist definitiv unmöglich – aus oben genannten Gründen.

Zu deiner konkreten Frage, ob "ich" das nun könne oder nicht, kann ich nur erwidern, daß ich das redlicherweise leider nicht beantworten kann, und zwar deshalb, weil die Bedeutung dessen, was wir gemeinhin als "Ich" bezeichnen, im Gebet nicht ganz genau dieselbe ist wie sonst. Wie gesagt: alles sehr subtil und von der realen, konkreten Erfahrung abhängig – und hier natürlich total offtopic.

Aber du hattest mich gefragt. Und ich habe dir geantwortet, so gut ich kann.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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