Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Werbespot Ukrainische Armee

Rüdiger, Sunday, 22.02.2009, 13:58 (vor 6149 Tagen) @ Narrowitsch
bearbeitet von Rüdiger, Sunday, 22.02.2009, 14:08

Aber wenn Du schon gedanklich in Breite schweifen willst, bitte schön:

Jo, schon toll, wenn man(n) von frau als Kriegsheld angehimmelt wird.
Weniger toll, wenn man dann verwundet wird, als ausbeutbarer Held der
Arbeit und Versorger also vielleicht nimmer in Frage kommt, oder gar

ganz

auf dem Schlachtfeld bleibt.


Verkniffest Du Dir solche reflexhaften Wertungen, kämst Du womöglich auf
den Gedanken, dass Krieg und Militär in den Augen der Ukrainer - und
natürlich Russen - eine ander Bedeutung besitzt, als im politisch korrekten
Tunnelblick 68iger Pazifisten.

Du sagst das so, als wäre ich ein Teil dieser Leute; bin ich aber nicht. Landesverteidigung ist, falls nötig*, Aufgabe BEIDER Geschlechter. Wehrpflicht entweder für Männer UND Frauen oder für keinen. Warum sollte ich Frau Müller aus Bielefeld oder Frau Meier aus Berchtesgaden verteidigen? Würden die das gleiche auch für mich tun? (Oder warum sollte ich gar Frl. A. S. aus Köln verteidigen?). - Dito Ukraine: Gewiß schreibt auch die dortige Verfassung die Rechtsgleichheit der Geschlechter fest; dann sollten auch die unangenehmen Pflichten von beiden Geschlechtern ausgeübt werden. - Die einseitige Männerwehrpflicht ist eine der herausragendsten Benachteiligungen für Männer überhaupt. Männer, die ausgerechnet die beibehalten möchten, bei denen frage ich mich, warum sie dann überhaupt in die Männerforen gehen?

Ich erlaube mir - ich bitte um Verzeihung -

den Hinweis auf 25 - 27 Millionen Opfer, die die Befreiung von
deutscher Gewaltherrschaft der damaligen Sowjetunion kostete.

Tolle "Befreiung", die in einem stalinistischen Völkerkerker endete ... und selbst, wenn's eine echte Befreiung gewesen wäre - wäre die nicht genauso Sache der Frauen wie der Männer gewesen? Gehört das Land nicht den Frauen genauso wie den Männern? Hat nicht gerade der Kommunismus die Gleichheit von Männern und Frauen auch bei unangenehmen Dingen postuliert?

Insofern

bedeutet dort auch heute noch Soldatsein Opfermut, Dienst an der
Gemeinschaft,Verteidigung der Heimat und ganz konkret der Familie.
Tatsächlich ist es dort so, dass solcher Einsatzwille beim übergroßen Teil
der Bevölkerung hohe Anerkennung findet. Anders gesagt, den jungen Leuten
im Osten Europas kommt es selten in den Sinn Militär und Armee in Bausch
und Bogen zu verurteilen. Von herablassender Abschätzigkeit ihrer
Eltern-oder Großelterngeneration ganz zu schweigen. Ich meine,es steht
niemanden zu, dies zu belächeln oder zu kritisieren.

Es steht jedem zu, seine Meinung frei zu äußern, auch wenn sie darin besteht, andere(s) zu belächeln. "Wenn Freiheit überhaupt etwas bedeutet, dann sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen" (George Orwell). - Und Du baust Dir einen Popanz auf, auf den Du einschlagen kannst. Mir geht's nicht um eine Verächtlichmachung des Militärs, im Gegenteil, es geht mir darum, daß die Frauen auch per Wehrpflicht in den Genuß dieses Ruhms und dieser Anerkennung kommen dürfen/sollen/müssen - wie auch immer ;-)

In jedem Falle gilt: Anhimmelung gibt's nur,
wenn man(n) die Nachteile der traditionellen Männerrolle (Kriegsdienst

nur

für Männer, Alleinversorgerrolle) willig auf sich nimmt.


Nein dies gilt nicht in jedem Falle.Um das zu verstehen, müßtest Du Dich
der Mühe unterziehen, etwas von russisch- ukrainischen
Familienvorstellungen mitzukriegen. Beispielsweise von der Rolle der
Babuschka, der Großmutter.
Eines stimmt: Tradition genießt im Osten- anders als anderswo - Respekt;
das Soziologengeschwätz der Rollentheorien hat dort (noch) keine
Hochkonjunktur.

... und wieder sagst Du das so, als ob ich ein Soziologe wäre; bin ich aber nicht. Es ist außerdem mehr als Geschwätz; es ist traurige Realität, daß Männern Dinge abverlangt werden, von denen Frauen verschont bleiben. Auch außerhalb des Militärs. Oder wie ist das mit den unsicheren Kohlegruben, die in der Ukraine, in China oder sonstwo jährlich Dutzende (männliche!) Menschenleben fordern? (Daß ausgerechnet im Osten Europas, wo die Kommunisten alle alten, bürgerlichen Werte beseitigen wollten, die Tradition lebendiger sein soll als im Westen, ist auch ein Treppenwitz der Weltgeschichte, nebenbei bemerkt).

Also eigentlich das, wovon dieses Forum hier die Männer befreien will.


Ich bezweifle, dass dieses Forum Männer befreien will;es fragt, wieviel
Gleichberechtigung dieses Land verträgt. Auf der suche nach einer Antwort
bietet es allerdings einen virtuellen öffentlichen Platz, auf dem Mann sich
ungestört austauschen dürfen sollte.

Eben - also auch solche Leute wie ich :-)

andere sind für das Wiederaufleben der "alten Werte"


Abermals: Na und? Kommt Dir wirklich nie der Gedanke, dass zumindest ein
Teil der "alten Werte" unter Umständen bedenkenswert wären? Nein?

Doch. Aber bestimmt nicht der Teil der alten Werte, der "Frauen und Kinder" auf Kosten der Männer schützen will. Man(n) soll auf dem Schlachtfeld in seinem Blut liegen, und Frauen sollen zu Hause bleiben dürfen? Nö. Nicht mit mir. Landesverteidigung ist Sache BEIDER Geschlechter.

Gut. Aber

woher nimmst Du die Aroganz, jene zu verachten, die sich den Kopf darüber
zerbrechen, ob womöglich alt - Bewährtes sich mit Neuem verträgt? Zum Wohle
aller?

Jeder hat das Recht, seine Meinung zu haben und zu äußern. Ironie und Spott für Andersdenkende inklusive. Ich bin da noch sehr milde, etwa im Vergleich zu Max und seinen Schimpfkanonaden.

mit all ihren Nachteilen für Männer


Das ist nichts als Rethorik. Niemand will das "ALTE" 1:1 zurück. Aber die
Debatte um Umverteilung von Rechten und Pflichten unter neuen
ökonomischen, wirtschaftlichen und zwischenmenschlichen Aspekten muss ja
wohl auch jenseits des poitisch korrekten Gleichheitsgefasels erlaubt
bleiben.

Ist sie. Klar. Dir und mir, und anderen auch.

(in der russischen Armee werden viele Wehrpflichtige
aufs äußerste geschunden und mißhandelt, und es gibt eine Vereinigung

der

Soldatenmütter, die sich dagegen engagiert - wie ist es in der

Ukraine?)

In der Ukraine geht es - nach meinen Beobachtungen - ähnlich zu.
Tatsächlich gibt es zunehmend eine öffentliche Diskussion über das, was
Militärobere dürfen und was nicht.Unter anderem geht es, um das Schleifen
der Rekruten und grausame Soladatenhierachien.Es tut sich da m.E. einiges.

Auf eine Idee kommt allerdigs kaum jemand, nämlich gegen die alte Weisheit
zu opponieren, dass jeder Schweißtropfen auf dem Übungsplatz Blut in einem
möglichen Ernstfall spart. Wie eiserne Disziplin auch.

Um so besser dann, wenn auch die weibliche Hälfte der Bevölkerung mitmacht, das verdoppelt die Kampfkraft :-)

Dass sich Mädels von gestählten Jungs faszinieren lassen, wundet mich nun
wirklich nicht.Zumal unter besagten historischen Vorzeichen.

Und selber gehn die Mädels lieber ins Fitneßstudio statt zur Armee? Das muß sich ändern! :-)

*plädiert für die stählerne Jungfrau :-)*

Rüdiger

* In Deutschland - gottlob in günstigerer Lage als die Ukraine - halte ich Landesverteidigung für nicht mehr nötig, weder am Hindukusch noch hier an Ort und Stelle. "Die Wehrpflicht ist ein so starker Eingriff in die Rechte eines jungen Mannes, daß der demokratische Staat ihn nur fordern darf, wenn es die Sicherheitslage wirklich verlangt" (Bundespräsident Herzog 1996) - da schwang unausgesprochen mit, daß das nicht mehr der Fall ist: Der böse Ostblock ist weg, und ringsum sind lauter friedliche Nachbarn ...


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