Wieviel «Gleichberechtigung» verträgt das Land?

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Vater hauste mit entführten Söhnen jahrelang im Wald

Chato, Thursday, 05.02.2009, 00:38 (vor 6167 Tagen) @ Donna Amaretta

Guten Abend Donna!

Christine ist schon ausführlich auf einen wichtigen Aspekt eingegangen, zu dem ich nun nicht Stellung nehmen muß. Ich sehe das alles ganz genauso wie sie. Hier schreiben nun einmal Männer, die viel hinter sich haben und die vieles gesehen haben. Überall wird heute nach perversen Diskursregeln debattiert, wo das alles überhaupt keine Rolle spielt. Hier ist das anders. Und das ist gut so und sehr notwendig. Mitmenschlichkeit und Herzensgüte sind eine Sache von Taten und nur als Tatsache von Wert. Das sieht man ihnen deshalb nicht unbedingt immer sofort an, wenn man nicht so genau hinguckt. "Worte der Mitmenschlichkeit" sind wohlfeil und an jeder Ecke zu haben.

Ich möchte dich gerne darauf aufmerksam machen, daß das, worüber du dich aufregst, hier gar nicht Thema ist. Es geht nicht um die Zerrüttung der Ehe dieses Mannes und dieser Frau und um die Gestaltung der gemeinsamen Sorge. In einer Welt, die derart heillos aus den Fugen geraten ist, wie die gegenwärtige, ist dieser Mann mit seinem Lebensweg wahrscheinlich schuldig geworden. Das bestreite ich überhaupt nicht. Hier ging es aber (jedenfalls mir in meinem einzigen Beitrag dazu: "Die Kinder gehören der Republik") überhaupt nicht um dieses Problem (auch wenn es durchaus eines ist), sondern um das Verhältnis Staat und Vater der Kinder. Das war Thema des Spiegel-Artikels. Und darauf beziehen sich folglich die Kommentare.

Unsere Sprache ist nun einmal eindimensional, das heißt: sie bewegt sich notwendigerweise fadenförmig (eindimensional eben) durch eine vieldimensionale Wirklichkeit. Das hat unter anderem zur Folge, daß, wer zu irgend einem bestimmten Aspekt Stellung nimmt, zu allen anderen wenig oder gar nichts sagt. Das geht überhaupt nicht anders. Das bedeutet aber nicht, daß er in allem, was er nicht gesagt hat, derjenigen Ansicht ist, die ihm irgendwelche anderen Leute gerne anhängen möchten. Jeder, der etwas falsch verstehen will (oder es tatsächlich falsch versteht), kann aus all dem, was jeweils nicht gesagt wird, jederzeit irgend einen polemischen Vorwurf basteln und damit den großen Hit landen, falls nur die Umstände dies zulassen. Allzu oft wird das ja genauso gemacht. Fair ist das natürlich nicht. Wo es jemandem von vorn herein gar nicht darum geht zu verstehen, was der andere eigentlich meint, wenn er etwas sagt, und was er mit seinen Worten nun konkret zum Ausdruck bringen möchte, wird jeder Dialog sinnlos und es ist besser, den anderen mit seinem polemischen Monolog allein zu lassen.

Den Textpartikel, den du von mir, ihn aus seinem Kontext reißend, zitierst, hat hiermit ebenfalls nichts zu tun. Es ist eine abstrakte und grundsätzliche, nicht eine politische Aussage. Daß ich gegen das zwangsweise "Einführen" irgendeiner Ordnung bin, habe ich hier schon so oft ausführlich klargemacht, daß ich nun nicht von vorne beginnend noch einmal darauf eingehen möchte. Wer es besser weiß, weiß es halt besser. Mir doch wurscht. Mein in Sturm und Hagel bewährter Standunkt ist dieser: DER MENSCH IST FREI! Was er erwählt, wird ihm zuteil und ist dann auch entsprechend zu verantworten.

Diese Welt hat eine hierarchische Ordnung, so sage ich, jawohl. Aber das bedeutet mitnichten, daß man dagegen nicht verstoßen könne. Ganz im Gegenteil! Bloß hat das dann eben Folgen, die auch unfehlbar eintreten. Das "Heilmittel" dagegen ist nicht irgend ein "Einführen" von irgendwas, sondern EINSICHT! Von da her erst macht das, was ich seinerzeit schrieb, überhaupt einen Sinn. Wenn die Ordnung der Welt nicht von ihrem Ursprung, sondern vom "Gemeinwillen der Menschen" abgeleitet wird, entsteht zwangsläufig eine totalitäre Hölle des Kollektivismus. Wenn nicht das Objektive das Maß des Subjektiven ist, sondern das Subjektive zum Maß des Objektiven wird, dann folgt daraus zwangsläufig eine vom Feminismus bestimmte Welt. Und schließlich: Wenn nicht die Eltern das Maß ihrer Kinder sind, sondern Kinder das Maß der Erwachsenen, dann werden keine Kinder mehr großgezogen, sondern die betreffende Welt wird durch und durch infantil, narzißtisch, unreif, manipulierbar und rein triebbestimmt. Wer das alles so haben wollte, der kriegt es dann auch so, ganz egal, ob ihm das dann immer noch gefällt oder nicht. Der zitierte Text ist also ein vernunftbestimmter Apell an die menschliche Einsichtsfähigkeit. Wenn der fruchtlos bleibt, bin ich kategorisch gegen jedes "Einführung" irgendeiner Ordnung. Ganz im Gegenteil. Dann gibt es ja schon eine. Und die soll dann auch bitteschön an ihr eigenes Ende kommen.

Der Mensch ist frei. Sei ohne Sorge, Donna: das ist bei mir wirklich aus Gußeisen.

Nick

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Wenn wir Toren wüßten, daß wir welche sind, wären wir keine.


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