O tempora o mores!

*carlos*, Monday, 25.08.2008, 19:19 (vor 6328 Tagen) @ Beelzebub

Auffällig ist nämlich schon, daß gerade seit Beginn der 80-er die Video-Clips mehr Augenmerk auf Sex gelegt haben und weniger auf Musik. Jene halbbegabte Madonna ist das beste Beispiel dafür. Sie auch nur ansatzweise zu kritisieren bleibt indes müßig von Anfang an, denn wenn sie in ihren Geldbeutel schaut, dann hat sie von ganz alleine recht. Ist mir aber trotzdem egal. Mag ja sein, daß dich im weiteren kein Kriterium interessiert, worin Homo Sapiens sich denn wohl vom vögelnden Vieh im Koben oder in der Suhle unterscheide; für mich und andere bleibt es gleichwohl schon wichtig. Viele mögen gar zudem mittlerweile außerstande sein, Musik nur von CD oder Schallplatte zu hören, ohne dabei auch was sehen zu müssen. Noch ganz viel früher saßen unsere Vorfahren auf den Bäumen, etwas später dann in Höhlen. Seit jeher hat sich die Erde evolutionär weiter gedreht, und man möchte meinen, daß allseitig und permanent dies und das dazu gelernt wurde. Oder eben womöglich auch nicht; shit happens.
Was heißt schon dekadent? Was heißt in diesem speziellen Zusammenhang schon moralisch oder unmoralisch? Das einzige, was zählt, ist dein „Sex sells“; meinethalben, und wer jene „Musik“ nur dergestalt genießen kann; so what. Zum Moralapostel fehlen mir Talent, Zeit und Berechtigung. Mir will dennoch scheinen, daß sich manchen Gimpeln der „Sinngehalt“ irgendeines langweiligen Geklimpers, schrägen Hintergrundgedudels oder irgendeines prolligen Gekraches erst dann so richtig dolle was „erschließt“, wenn synchron auf der Bühne bauchfreies Tittengeschwinge zelebriert, ansonsten allenthalben besoffen kopuliert wird oder dem einen oder anderen hinter seinem Hosenlatz wenigstens einer abgeht. Ein typisches, gutes Beispiel hierfür war die Berliner Love-Parade, wo man diesen ganzen Krempel schichtweise gleich nebenan hinter Gesträuch und Gestrüpp erledigte.
Claudia Roth neben Josephine Baker liefern im übrigen auch nur zwei weitere Weibsen-Beispiele, und Dualismen gibt’s, dem Himmel sei Dank, gar keine. Ich glaube kaum, daß irgend jemand im Raume erstere mit zweiter verwechseln möchte, noch besagter Irgendjemand sich erstere schön und nett saufen könnte, auch wenn sie mit Diadem und Christian-Dior-Kleid auflaufen sollte. Das liegt in der Natur der Sache und in den Genen. Schließlich tragen Diadem und anderer Tinnef nicht die Schuld an Claudia Roths trampeliger Sackfigur samt Hängemöpsen und ihrem beschissenen Reibeisencharakter-Charme einer leeren, zerbeulten Kartoffelsuppendose. Andererseits ist nicht zu leugnen: Die von Donna Amaretta verlinkten Kleider haben was für sich; ich sagte’s ja bereits sinngemäß: Weder müssen Titten, auch wenn sie noch schön sind, immer vorne beim Ausschnitt ’raushängen, noch muß hinten die Arschbackenspalte hervorgrinsen. Was reizvoll verdeckt bleibt und Raum für Phantasie läßt, ist eben reizvoller. Bitteschön. Was besagen da schon Langweiligkeiten und Banalitäten, wie: „De gustibus non est discutandum!“... Geschmack, Kultur und Benehmen und allderlei hat man nun mal oder eben halt nicht.
Sie sollte sich etwas zum Anziehen kaufen, „nicht zu schrill und nicht zu sexy!“, meinte Edward Lewis zu seiner „Pretty Woman“ frühmorgens nach der ersten Nacht im Hotel und händigte ihr brav seine Kreditkarte zum nämlichen Behufe aus. „Also spießig?“ fragte sie weibsschnippisch. „Nein: Elegant!“ gab er zurück. Das war’s und das isses wohl...

carlos